Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition)
jung aussehe dät.«
»Das stimmt ja auch«, schmeichelte Hummel. Mit Freundlichkeit würde er bei ihr mehr erreichen als der grobe Klotz Riesle, davon war er überzeugt.
»Un er hät no g’frogt, wie’s minere Dochter z’Heidelberg goht. Ebe – des muss de Herr Berger gwese sei.«
»Sonst noch was?«, fragte Riesle kurz.
Berta Gremmelsbacher schloss die Augen und überlegte weiter. Sie zögerte. »Normalerweise dät i des net sage, aber wenn’s hilft, meinem Thomas zu helfe … I han mich g’wundert, dass de Herr Berger ebbes vo sinere … na ja … frühere Beziehunge andeutet hät.«
»Was?«, fragte Riesle.
»Er hät g’sagt, dass er immer no gut bi de Fraue ankumme dät. Un dass er öfters e andere hät. Dabei wollt er doch sei Freundin heirate. Über so ebbes hätt er sunsch nie gschwätzt«, sagte die Haushälterin. »Des war mir fascht e weng peinlich.«
»Sehr verdächtig«, kommentierte Riesle, und Hummel nickte.
»Frau Gremmelsbacher, sind Sie sicher, dass es auch wirklich die Narroscheme von Herrn Berger war, die Sie gesehen haben? Bewegte sich der Narro irgendwie anders? Hatte er irgendwelche Eigenarten?«
Die alte Frau schloss wieder die Augen. Dann trank sie noch ein weiteres Gläschen Schnaps, war aber offenbar so in ihre Erinnerung vertieft, dass sie zu Riesles Ärger gar nicht daran dachte, den Freunden auch einen anzubieten. »I han so än Schreck kriegt«, sagte sie dann. »Uf die Scheme hab i nit recht g’achtet. Wartet Se mol …«
Sie schwieg und überlegte weiter.
»Des Foulard«, rief Berta Gremmelsbacher plötzlich. Hummel und Riesle zuckten zusammen.
»Was?«, fragte Riesle nach.
»Des Foulard«, wiederholte die Haushälterin.
»Foulard – das ist doch das seidene Tuch des Narros. Das müsstest du als Lokaljournalist eigentlich wissen«, rügte Hummel seinen Freund.
»Aber was ist damit?«, wandte er sich an Frau Gremmelsbacher.
»Di Scheme – do bin i mer nimme so sicher. Die war zumindescht dere vom Chef ähnlich. Aber des Foulard …«
»Ja?«, fragte Hummel geduldig.
Riesle platzte der Kragen. »Rücken Sie doch endlich mit der Sprache raus!«
Nachdem sie sich von ihrem Schreck erholt hatte, sagte sie: »I han die Szene jetzt wieder vor mir. Der Narro hät ä grünes Foulard g’hät. Mit so schwarze Veräschtelunge druf.«
»Ja?«, versuchte Hummel, sie zum Weiterreden zu animieren.
»Un de Herr Berger hät immer ä rotwißes g’hät. Do bin i mir ganz sicher. Aber ä grünes han i no nie bi ihm g’sähe.«
Hummel und Riesle waren baff. Riesle brauchte auf die Neuigkeit erst mal einen Schnaps. Ohne zu fragen, goss er sich einen ins Glas von Frau Gremmelsbacher und kippte ihn in einem Zug hinunter. Nach dem zweiten Schnaps sagte er: »Wenn das stimmt, war Berger um neunzehn Uhr vierzig womöglich schon tot, oder?«
Hummel nickte.
»Un was heißt des jetzt?«, fragte die Haushälterin.
»Dass Ihr Sohn vielleicht doch kein Alibi für den Tatzeitpunkt hat«, meinte Riesle.
Hummel widersprach heftig. »Wenn Frau Gremmelsbachers Sohn der Mörder wäre und sie mit ihm unter einer Decke stecken würde, wäre sie ja etwas ungeschickt, wenn sie nun auf diese Weise sein Alibi erschüttern würde. Es muss jemand anders sein.«
Schweigend saßen alle drei um den Wohnzimmertisch herum. Die Schnapsflasche war mittlerweile leer.
»Da gibt’s nur eines, Klaus«, sagte Hummel schließlich. »Wir suchen morgen den Narro, der so ein grünes Foulard hat. Das muss der Mörder sein! Hoffentlich kommt er nicht auf die Idee, sein Foulard zu wechseln.«
18. Z’VILLINGE I D’ NARRENSTADT
»Hät denn kon kon Kamm, so fangt Villingerisch an …« waren die ersten Worte, die Klaus vernahm, als er in seiner Notunterkunft erwachte. Dazu eine laute, rhythmische Gitarrenmusik, die sogar durch die Tür des »Lehrerzimmers« drang. Ein kurzer Blick auf das Handy verriet die Uhrzeit: 5:51. Klaus stöhnte vor Müdigkeit und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Richtig: Es war Montagmorgen. Höchster Feiertag in Villingen.
Heute Nacht war er schon einmal kurz wach gewesen, als draußen Jugendliche ihre Blechtrommeln bearbeitet hatten – vermutlich Glonkis. Da musste es etwa vier Uhr gewesen sein: »Wecken« für die hohen Tage …
Offenbar brachte sich Hubertus gerade in Stimmung für das große Spektakel. Es war ein Villinger Fasnetlied, das er derart laut abspielte, dass mittlerweile sicher schon alle im Haus – wenn nicht sogar die Nachbarn – wach
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