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Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition)

Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition)

Titel: Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rieckhoff , Stefan Ummenhofer
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waren.
    Klaus gab auf. Er wälzte sich aus dem Bett und schlurfte in Richtung Küche. Gerade als »Wohlauf, ihr Burger, schtond ins G’wehr! D’ Franzose rucket a…« aus mindestens tausend Kehlen geschmettert wurde (Hubertus eingeschlossen), stand Klaus in der Küche.
    Mit der einen Hand dirigierte Hubertus den Villinger Narromarsch, mit der anderen rührte er in einer großen Pfanne. Klaus schnupperte: Es roch verbrannt.
    »Morgen«, rief Hubertus und strahlte den Hausgast an. Dann imitierte er mit aufgeblasenen Backen die Trompeten des Refrains.
    Klaus kniff die Augen zusammen und brummelte etwas Unverständliches. Nur eine Personengruppe konnte er noch weniger ausstehen als Frühaufsteher: besonders gut aufgelegte Frühaufsteher. Leider zählte sein Freund Hubertus zu diesen. Und an einem Fasnetmorgen war sein Gute-Laune-Barometer natürlich auf maximalem Ausschlag.
    Als Journalist musste Klaus den Wecker zum Glück nie vor neun Uhr stellen. Vielleicht hätte er sich wenigstens für diese zwei Tage umquartieren sollen. Aber Hubertus hatte darauf bestanden, dass Riesle als gebürtiger Villinger endlich mal das Narrohäs tragen sollte. Ach was, musste!
    Klaus waren die fasnachtlichen Rituale von Haus aus fremd gewesen. Seine Eltern hatten damit nichts am Hut gehabt.
    »Was ist denn das für eine stinkende Brühe?«, fragte er und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Er hielt die Nase über die halb geronnene, bräunliche Masse.
    »Lecker gebrannte Mehlsuppe«, antwortete Hubertus.
    Klaus hatte von dieser Suppe gehört und wusste, dass sie eine gute Grundlage für einen anstrengenden Fasnettag schuf, an dem deftig gegessen und viel getrunken wurde.
    Ein weiterer Blick in die bräunliche Brühe ließ Riesles Magen jedoch zusammenzucken, und aus dem Zucken wurde ein Krampfen, als ihm Hubertus die Zutaten darlegte: »Butter, Mehl, geschnittenes Weißbrot, Salz und als Höhepunkt eine Flasche Rotwein!«
    Nach dem Schnaps von gestern Abend – Frau Gremmelsbacher hatte noch eine weitere Flasche aus dem Keller geholt – mochte Klaus um diese Uhrzeit nichts, was mit Alkohol zu tun hatte, hören, sehen oder gar schmecken. Doch Hubertus bestand darauf. Auch dies sei schließlich Tradition.
    Als Klaus die ersten Löffel der leicht säuerlichen Suppe heruntergewürgt hatte, waren seine Grundsätze bereits über den Haufen geworfen. Hubertus schob Klaus’ Kaffeetasse beiseite, holte zwei Weingläser aus der Anrichte und goss von dem badischen Müller-Thurgau ein und dann vom Sprudelwasser aus der benachbarten Kurstadt Bad Dürrheim. Das Mischverhältnis war für Klaus’ Geschmack recht kräftig: zwei Drittel Wein, ein Drittel Wasser.
    »Prost«, johlte Hubertus seinem Freund zu. Martina und Elke grinsten. Hubertus’ Fasnetritual hatte auch sie aus den Federn geholt, aber sie nahmen es gelassen, schließlich war nur einmal im Jahr »Fasnetmentig-Morge«.
    »Wusstest du eigentlich schon …«, sagte Hubertus und räusperte sich.
    Klaus schaute von seiner Weinschorle auf. Er wusste, dass jetzt ein Vortrag folgen würde. Allein der Halbsatz war für Riesle schon wie eine Erkennungsmelodie.
    »Wusstest du schon, dass die Hummels unter anderem dafür verantwortlich sind, dass wir so schöne barocke Fasnetfiguren in Villingen haben?«, fuhr Hubertus fort und schaute so stolz, als würde er gleich platzen.
    »Ja sicher, ganz bestimmt …«, kommentierte Klaus ironisch.
    »Nein, wirklich! Im 15. und 16. Jahrhundert waren nachweislich Mitglieder der Familie Hummel in Italien. Dort waren sie von der Karnevalsfigur des Harlekin so beeindruckt, dass sie Elemente in die Villinger Fasnet haben einfließen lassen. Der Villinger Narro ist nämlich mit dem italienischen Harlekin verwandt.«
    Hummel fuchtelte so wild mit dem Löffel herum, dass einige Tropfen der Mehlsuppe auf der Tischdecke landeten. Auch die war dem heutigen Tage angepasst und zeigte Motive der Villinger Fasnetfiguren.
    »Mach dir keine Gedanken. Diese Geschichte erzählt er jedes Jahr am Morgen des Fasnetmentig«, unterbrach Elke und grinste zu Klaus hinüber. »Sie ist nicht erfunden, aber ein bisschen dick aufgetragen … genau wie die Mehlsuppe.«
    Der Journalist lachte kurz, und Hubertus nippte mit leicht beleidigter Miene an seiner Weinschorle.
    Nach dem Frühstück war er aber wieder bester Laune. Er dirigierte seinen Freund in den Keller. Noch am Frühstückstisch hatte er Klaus immer wieder vielsagend zugezwinkert. Hubertus’ ausgelassene Stimmung war

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