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Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition)

Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition)

Titel: Narrentreiben: Ein Fall für Hubertus Hummel (Hubertus Hummel-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rieckhoff , Stefan Ummenhofer
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selbstverständlich unterwegs – und wir werden ihn nie finden. Wir haben ja auch schon zweimal ohne Erfolg bei ihm angerufen.«
    »Ist doch prima: Alle Schuttige sind auf einem Haufen. Wir müssen nur den finden, bei dem die Schneckenhäuschen fehlen«, meinte Klaus, der momentan der deutlich aktivere Part war. Sein Freund hatte schon gejammert, als zwischen Rohrhardsberg und Oberprechtal zwischenzeitlich kein Handyempfang gewesen war. Schließlich wollte er jede Sekunde für Martina erreichbar sein.
    »Weißt du eigentlich, wie viele Schuttige es hier gibt?«, fragte Hummel.
    Klaus schüttelte den Kopf. »Das ist ein kleiner Ort. Was weiß ich – hundert vielleicht?«
    Jetzt schüttelte Hubertus den Kopf. »Etwa eintausendzweihundert«, klärte er ihn auf.
    Sein Freund trug es mit Fassung. »Dann untersuchen wir halt eintausendzweihundert.«
    Seine Rechnung war einfach. Wenn er sich nicht in den Fall verbiss, würde er die ganze Zeit an Kerstin denken müssen. Also los!
    Nachdem sie gewissermaßen als Eintrittskarte ein Fasnetabzeichen erstanden hatten, liefen sie vom nordöstlichen Ortseingang die Hauptstraße entlang auf der Suche nach den ersten Schuttigen. Einige formierten sich bereits kurz hinter dem Ortsschild zum Umzug.
    Klaus hatte sich mit einer Taschenlampe bewaffnet und leuchtete die ersten Schneckenhüte an. Sie schienen vollständig mit Häuschen besetzt zu sein. Außerdem waren sie mit zwei runden Wollballen versehen, die er sonst von den Schwarzwälder Bollenhüten kannte. Ein besonders großer und bedrohlich wirkender Schuttig drehte sich um. Eine bleiche, runzlige Larve mit einem riesigen Gebiss starrte Klaus an.
    »Hättsch dine Latern nit mitbringe müsse. Mir hän au ä Licht«, erklang es dumpf und im Elztäler Singsang hinter der Maske hervor.
    Klaus ließ die Taschenlampe unauffällig in der Jackentasche verschwinden. Er war von der Aggressivität, die die Maske ausstrahlte, derart erschrocken, dass er keine Antwort hervorbrachte. Der Schuttig mit der gespenstisch-bedrohlichen Larve brummte laut. Dann gab es einen Knall.
    »Autsch«, schrie Riesle. Der Schuttig hatte ihm mit einer Art rundlichem Ballon eine verpasst – ausgerechnet auf die Stelle, wo sein Kopf ohnehin schon eine dicke Beule aufwies. Die alte Nachbarin in Schwenningen hatte mit ihrem Besen einen guten Schlag gehabt. Der Schuttig schien sich zu freuen und brummte noch einmal. Die anderen stimmten mit ein.
    Hubertus zog seinen Freund rasch in Richtung Innenstadt.
    Klaus hielt sich die Beule. »Was war das denn für ein Rüpel?«
    »Die Schuttige dürfen die Leute an Fasnet mit ihren Schweinsblasen oder Saublodere malträtieren. Das ist hier so Brauch«, erklärte Hubertus und ergänzte: »Übrigens müssen die Metzger dafür das ganze Jahr über einen Vorrat an Schweinsblasen anlegen.«
    »Igitt. Seltsame Bräuche haben die hier – und so gastfreundlich«, motzte Klaus.
    Als dann auch noch die Straßenbeleuchtung ausging, rief er: »Sabotage!«
    »Nein«, widersprach Hubertus. »Tradition.« Er deutete auf die Fenster in den Häusern, wo Hunderte Kerzenlichter flackerten und eine feierliche Atmosphäre verbreiteten.
    »Das muss so sein«, erklärte er und erinnerte sich, wie er vor einigen Jahren mit Martina hier gewesen war.
    Martina? Hummel zog das Handy heraus. Gott sei Dank, er hatte Empfang. Und dank des Vibrationsalarmes würde er auch bei lautstarkem Narrentreiben spüren, wenn seine kleine Tochter ihn brauchte. Eigentlich war es unverantwortlich von ihm gewesen, sich von Klaus überreden zu lassen, eine Stunde von Villingen entfernt zu recherchieren.
    Er steckte das Handy wieder in die Hose und belehrte seinen Freund weiter über die Elzacher Fasnet. Er musste ihm ja nicht verraten, dass er sich seine Kenntnisse vorher aus einem Buch über die schwäbisch-alemannische Fasnet angelesen hatte, während Klaus am Computer einen Stadtplan suchte.
    »Tradition heißt: Der Schuttig besitzt schon seit dem 16. Jahrhundert Heimatrecht in Elzach. Typisch für den Schuttig ist der dreispitzartige Schneckenhut, der aus der Barockzeit stammt.« Er lebte nun richtig auf, denn inzwischen hörten ihm auch andere Passanten zu. »In Elzach tragen die Schuttige mindestens sieben verschiedene Arten von Holzlarven. Außerdem gibt es den Rägemolli. So heißt hier der Feuersalamander – und wenn man das gelbe Gewand mit schwarzen Tupfen sieht, weiß man auch, warum.«
    »Und seit wann jibt’s diesen Fackellauf?«, fragte ein

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