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Narrenwinter

Narrenwinter

Titel: Narrenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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ja direkt von Glück reden, dass ich diesem olfaktorischen Sturmangriff entgangen bin. Na, und wie war es? Nur heraus mit der Sprache, liederlicher Wicht!“
    „Was sich eben machen lässt in einer knappen Minute.“ Käfer grinste verschwörerisch. „Ach was! Die Anna hat mich wieder einmal zum Ziel für ihre abstrusen Andeutungen erkoren. Sie wissen ja: Köberl, Ischl, Ebensee …“
    Schiller wirkte animiert. „Ich biete Ihnen einen neuen Lösungsansatz, Herr Käfer. Sepp Köberl ist leider Damenkleider-Fetischist und tarnt diese unglückselige Neigung als volkskundliches Interesse an abgelegten Kurtisanen-Gewändern – daher auch Annas Hinweis. Christine Köberl hingegen, im Grunde ihres Herzens tief gedemütigt durch die Hingabe an einen Ausseer, versucht nun wenigstens ihre Tochter wieder unter die Ebenseer zu bringen, wie immer man das verstehen will.“
    „Als Rassist kenne ich Sie noch gar nicht, Herr Schiller.“
    „Sie verkennen mich. Ich dachte nur: Krause Rassenfantasien passen zu Herzmanovsky-Orlando, und der wiederum hängt im Klo des Hauses Köberl.“
    „Ach was. Schön langsam will ich nichts mehr hören davon. So, da ist mein Auto.“
    Eustach Schiller schaute angeregt in die Winterlandschaft. „So! Endlich verlassen wir diese Schlangengrube! Wissen Sie übrigens, Herr Käfer, dass die Ausseer nach Österreich fahren, wenn sie ihre Heimat über den Pötschenpass verlassen? Das hat natürlich historische Hintergründe. Das Ischlland stand lange unter der Ägide des Salzamtes, das dem Wiener Kaiserhaus verbunden war, während die Ausseer Salzverweser mit ihren Geldsäcken den steirischen Landesfürsten erfreuten. Der Umstand, dass in den verbohrten Gemütern hierzulande die alte Grenze noch immer gilt, ist mir nicht minder rätselhaft als jener biblische Hass, der Graz als Landeshauptstadt entgegengebracht wird. Aussee ist von feindlichem Ausland umgeben. Und dieser Kranz von Bergen hier zäunt die bösartige Enklave auch noch ein. Merken Sie auch schon, wie Ihnen mit jedem Kilometer Entfernung leichter ums Herz wird, teurer Freund?“
    „Nein. Eher das Gegenteil ist der Fall.“
    „Ja denken Sie, mir geht es anders? Noch nie ward eine tiefe und aufrichtige Zuneigung so geschändet wie die meine. Aber umso herzlicher werden mich die Ebenseer in die Arme schließen.“
    „Meinen Sie wirklich? In Ihrer Gendarmerie-Uniform?“
    Schiller zuckte zusammen. „Teufel! Das könnte natürlich einen latenten Hang zur Anarchie schlagend werden lassen. Aber das Leben ist nun einmal ein Abenteuer. Was wissen Sie über den Ebenseer Fasching, Herr Käfer?“
    „Nicht allzu viel. Sepp Köberl und seine Christine haben mir ein wenig erzählt.“
    „Merkwürdiger Brauch, der Fetzenumzug, Sie werden Ihren Augen kaum trauen. Die Ausseer Trommelweiber sind dagegen ein Betriebsausflug von Kindermädchen.“
    „Aber sie wollten doch unbedingt dazugehören?“
    „Eine unverzeihliche Schwäche, ein peinlicher Irrtum. Von den Ebenseer Fetzen war übrigens 1904 erstmals in der Salzkammergut-Zeitung zu lesen. Aber es gibt sie wohl sehr viel länger, wie ja auch der Fasching in Ebensee seit jeher hoch und unheilig gehalten wird. Stellen Sie sich das einmal vor: 1733 wollte das Verwesamt den Salinenarbeitern den freien Nachmittag am Dienstag streichen. Es kam zur Revolte! Die Leute haben lieber ihre einzige Existenzgrundlage riskiert und sich mit der übermächtigen Obrigkeit angelegt, als auf ihr Narrentreiben zu verzichten. Nun ja, und was die fantastischen Kostüme der Fetzen angeht – Sie werden ja sehen –, neige ich durchaus zur Ansicht, dass die bettelarmen Ebenseer damit die Putzsucht betuchter Bürger und ihrer Frauen oder Mätressen verhöhnen wollten. Wie auch immer: Ich hatte kaum Schlaf heute Nacht. Es wird Sie doch nicht inkommodieren, wenn ich ein wenig davon nachhole? Sie wecken mich dann in Ebensee, ja?“
    Am Ziel angekommen, suchte Käfer lange nach einem freien Parkplatz. Überall waren Menschen unterwegs. Schiller hatte seine Rolle als Gendarm neu definiert, Käfer verhaftet und mit Handschellen an sich gefesselt. Kundig führte er seinen Delinquenten zum Ortszentrum, wo sich an der Kaiserbrücke sehr viele Menschen drängten. Kein Zweifel: ein großes Ereignis bahnte sich an. Schiller löste hochherzig die stählernen Spangen. „Faschingsamnestie, Sie Glücklicher! Ich stürze mich jetzt ins Getümmel, Sie brauchen sich nicht mehr um mich zu kümmern.“
    „Und wie kommen Sie nach

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