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Naschkatze

Titel: Naschkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Cabot
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Roberta. »Würden Sie Tiffany bitten, das Telefon zu übernehmen, und in mein Büro kommen? Und seien Sie so freundlich – bringen Sie Ihren Mantel und Ihre Handtasche mit.«
    »Oh – ja, okay.« Langsam lege ich auf. In meinem ganzen Körper sinkt die Bluttemperatur auf den Gefrierpunkt hinab.
    Offenbar sieht Tiffany meinem Gesicht an, dass irgendwas nicht stimmt, denn ihre Aufmerksamkeit wird sekundenlang von ihrem neuen Diamantring abgelenkt. »Was ist los?«
    »Roberta will mich in ihrem Büro sehen. Sofort. Und ich soll meinen Mantel und die Handtasche mitnehmen.«
    »O Scheiße«, stöhnt Tiffany. »Scheiße, Scheiße, Schei ße. Dieses verdammte Biest! Ausgerechnet am Tag nach Weihnachten! Und da regt man sich über den ›weißen Hai‹ auf!«
    Was habe ich verbrochen? Mechanisch stehe ich auf und greife ich nach meinem Mantel. So vorsichtig war ich. Niemand hat mich zusammen mit Jill gesehen. Kein einziges Mal seit jenem ersten Tag. Da bin ich mir ganz sicher.

    »Hör mal...« Tiffany setzt sich in den Drehsessel. »Nur weil wir nicht mehr miteinander arbeiten, heißt das noch lange nicht, dass wir keine Freundinnen bleiben können. Ich mag dich wirklich. Immerhin hast du mich zum Thanksgiving-Dinner eingeladen. In dieser verdammten Stadt hat mich sonst niemand eingeladen. Also werde ich dich anrufen. Alles klar? Wir sehen uns. Und wenn du in der Fashion Week zu einer Modenschau gehen willst – was auch immer... Ich bin für dich da. Hast du mich verstanden?«
    Leicht benommen nicke ich und gehe zu Robertas Büro. Jemand ist bei ihr. Als ich näher komme, erkenne ich Raphael von der Sicherheitskontrolle. Was macht der hier oben?
    »Sie wollten mich sprechen, Roberta?«, sage ich und betrete das Büro.
    »Ja«, bestätigt sie kühl. »Schließen Sie bitte die Tür, Lizzie.«
    Ich gehorche und wende mich nervös zu Raphael, der mich ebenso nervös anschaut.
    »Nun...«, beginnt Roberta, ohne mir Platz anzubieten. »Zweifellos erinnern Sie sich an unser Gespräch vor einigen Wochen. Dabei ging es um ein Foto, das in der Zeitung erschienen ist und Sie gemeinsam mit einer unserer Klientinnen zeigt – Jill Higgins, nicht wahr?«
    Weil ich meiner Stimme misstraue, nicke ich nur. Vor Entsetzen ist mein Hals ganz trocken. Warum ist Raphael hier? Habe ich gegen irgendein Gesetz verstoßen? Wird er mich verhaften? Aber er ist nicht mal ein richtiger Cop …
    »Damals haben Sie mir versichert«, fährt Roberta fort, »Ihre Beziehung zu Miss Higgins sei von unserer Kanzlei
unabhängig. Also erklären Sie mir bitte, warum ich heute Morgen das da im Journal gefunden habe.«
    Sie reicht mir eine Ausgabe des New York Journal , auf der zweiten Seite geöffnet...
    ... und da springt mir ein großes Schwarzweißfoto ins Auge – Monsieur Henri und seine Frau stehen vor ihrem Laden und grinsen von einem Ohr bis zum anderen, unter der Überschrift: »Die Designer von Robbenspecks Brautkleid.«
    Das Erste, was ich verspüre, ist heiße Wut im Bauch. Designer? Nein, das sind nicht die Designer von Jills Brautkleid! Das bin ich! Nur ich! Wie können sie’s wagen, so was zu behaupten …
    Aber dann überfliege ich den Artikel und stelle fest, dass sie sich keineswegs mit fremden Federn schmücken. Offen und ehrlich teilten sie dem Reporter mit, eine laut Monsieur Henri »außergewöhnlich talentierte junge Dame« habe das Brautkleid gestylt, nämlich Elizabeth Nichols. Kurz davor sei sie Miss Higgins in der Anwaltskanzlei Pendergast, Loughlin and Flynn begegnet. »Dort arbeitet Miss Nichols als Empfangsdame, und Miss Higgins sucht in diesem Büro juristischen Beistand, um den Ehevertrag mit ihrem Bräutigam John MacDowell auszuhandeln.«
    Da gibt’s noch ein Foto, körnig und verschwommen, doch es zeigt eindeutig, wie ich in die Halle des Gebäudes eile, in dem ich jetzt stehe.
    Der graue Kordanzug. Das ist alles, was ich in diesem Moment denken kann. Dem verdanke ich diese Katastrophe. Bei seinem Anblick habe ich’s sofort gewusst – mit dem Kerl wird’s Ärger geben.
    Und die nächsten Gedanken... Oh, warum mussten die
Henris ausplaudern, wie ich Jill kennengelernt habe? Klar, ich habe ihnen nie gesagt, dass das ein Geheimnis bleiben muss. Aber wieso habe ich’s ihnen überhaupt erzählt? Ich hätte einfach erklären sollen, sie sei eine Freundin. O Gott, was für eine dumme Kuh ich bin!
    »Wie Sie wissen, legen wir bei Pendergast, Loughlin and Flynn großen Wert darauf, die geschäftlichen Verbindungen mit unseren

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