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Naschmarkt

Naschmarkt

Titel: Naschmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Koschka
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seinen Zettel, »da steht bereits ein riesiges NEIN neben der fetten Kuh.«
    Er sagt es laut genug, dass das Mädchen mit den kurzen blonden Haaren am Nebentisch es hört und augenblicklich in Tränen ausbricht. Inzwischen ist auch Annette Hofbauer zu uns geeilt und blickt entsetzt aus großen Kulleraugen zwischen dem heulenden Mädchen, dem wütenden
Stephen King
und Ramy hin und her. Ramy wiederum hat sich von seinem Stuhl erhoben und steht mit gestrafften Schultern vor
King.
Fehlt nur die Windmaschine, damit eine leichte Brise durch sein perfektes Ken-Haar fährt.
    »Sie entschuldigen sich augenblicklich bei der jungen Dame!«
    »Fällt mir gar nicht ein. Ich will sofort mein letztes Date oder mein Geld zurück.«
    »Nicht nötig«, rufe ich und hebe mein Datenblatt, wo dick und fett »Stephen King NEIN !!! « vermerkt ist.
    King
beginnt, mit unserer Gastgeberin zu streiten, worauf sie ihn unter diversen gestammelten Entschuldigungen zum Empfangstisch führt. Ramy reicht dem heulenden Mädchen, dessen Namensschild es als
Rosamunde Pilcher
ausweist, ein Taschentuch und legt ihm eine Hand auf die Schulter. Sie sieht ihn aus in Tränen schwimmenden Augen an und schneuzt sich lautstark.
    »Dieser Mann hat offensichtlich nicht aufgepasst, als ihm seine Mutter Höflichkeit beigebracht hat. So jemanden sollten Sie nicht ernst nehmen. Sie sind wunderschön genauso wie Sie sind.«
    Der Mund des Mädchens klappt auf. Innerhalb von Sekunden lichtet sich der Tränenschleier, und
Rosamunde Pilchers
Augen strahlen vor Glückseligkeit. Mit bebenden Lippen haucht sie ein »Danke«, und ich sehe, wie sie »
Victor Hugo
JAAAAA « auf ihren Zettel schreibt und mit mehreren Herzchen versieht. Ramy lächelt sie unter Einsatz sämtlicher Grübchen gequält an, nimmt wieder mir gegenüber Platz, schnappt sich mein Datenblatt und kritzelt etwas drauf.
    »He, was machst du da?«
    »Dotti«, flüstert er, »ich brauche deine Hilfe. Wenn du kein
Ja
ankreuzt, werden sie über mich herfallen. Alle. Sie werden mich komplett vernaschen, mit Schuhen, Hose, Hemd und allem Drum und Dran. Du musst mein Date sein.«
    »Sicher
nicht.
Gib das her.«
    »Dotti! Du und ich, wir haben das gleiche Interesse. Wir wollen niemanden in diesem Raum daten. Wir wollen überhaupt nicht daten. Wir sind zufriedene Singles. Ich habe deinen Blog-Beitrag über den Mauerblümchensex gelesen, brillant, ganz brillant. Hier.«
    Er zieht seine Geldbörse aus der Brusttasche und klappt sie auf. Ich betrachte das Foto, das an prominenter Stelle darin steckt.
    »Ihr Name ist Chiara. Ist sie nicht wunderschön? Wir haben die glücklichste Beziehung. Ich würde alles für sie tun.«
    Eine reizende braun-weiße Maine-Coon-Katze räkelt sich malerisch auf einer schwarzen Ledercouch.
    »Sie ist sehr hübsch«, antworte ich lächelnd und sehe Ramy an, wie er liebevoll mit dem Zeigefinger über das Katzenfoto streichelt. Mein Herz klopft schlagartig schneller. Unglaublich, wie verdammt gut dieser Mann aussieht.
    »Ich bin hier, weil ich der Meinung bin, dass dein Blog der Beginn einer neuen Ära ist. Du bist die Ikone der Mauerblümchen, Dotti, und ich will dir dabei helfen, deine Botschaft zu verbreiten.«
    »Welche Botschaft? Herrgott, Ramy, ich schreibe einen Blog für das Online-Portal einer mittelmäßigen Tageszeitung eines winzigen Landes. Glaubst du wirklich, dass das relevant ist?«
    Die Glocke läutet zum letzten Mal. Das Speeddating ist zu Ende.
    »Meine Damen und Herren, das war unser literarisches Speeddating-Event«, erklingt Annette Hofbauers Heidi-Stimme. »Ich werde nun die Datenblätter einsammeln. Haben Sie noch einen Moment Geduld, wir sind bemüht, die Auswertung sofort vorzunehmen. Bis dahin verkosten Sie doch ein Glas Merlot unseres Sponsors
Literra-Wine,
oder erfahren Sie am Infotisch mehr über die Datingplattform
Literally in Love.
Im Namen von
POE
sucht
SIE
darf ich mich herzlich für Ihre Beteiligung bedanken.«
    Ehe ich ihn daran hindern kann, hat Ramy sich unsere beiden Datenblätter geschnappt und überreicht sie Annette Hofbauer. Ich seufze. Na toll. Als hätte ich nicht schon genug, um mir den Kopf zu zerbrechen. Briefe in Turnschuhen, verpflanzte Bäumchen, Riesenräder mit numerierten Kabinen – und nun habe ich zu allem Überdruss auch noch ein Date mit Ramy Kareem. Ich stehe auf, um mir ein wenig die Füße zu vertreten, als ausgerechnet …
    Rasierwasser, nicht unangenehm.
    »Und, werte Frau Cyrano, haben Sie Ihren Prinzen gefunden?«
    »Ich

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