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Nasenduscher: Roman (German Edition)

Nasenduscher: Roman (German Edition)

Titel: Nasenduscher: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Boltz
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okay?«
    »Danke.«
    Nachdem sich die Chance meines Lebens wieder verflüchtigt hat, versuche ich, die iberische Halbinsel mithilfe der Servietten aus meiner Hose zu rubbeln, was gar nicht so leicht ist, wenn man nicht hinschauen darf. Zu meiner Enttäuschung muss ich feststellen, dass ich nicht einmal das nördliche Baskenland trockenlegen kann, und gebe bereits nach einer Viertelstunde die Rettung Spaniens auf. Wenigstens ist die Erektion abgeklungen, und auch die restlichen Passagiere kümmern sich wieder um ihre eigenen Sachen. Auch ich versuche, ein Restmaß an Normalität zu heucheln, und widme mich meiner überschaubaren Speise. Doch der Bio-Sprossensalat schmeckt genauso, wie er sich anhört. Und selbst mit dem ungewollten Kamillenteedressing entfacht er an meinen Geschmacksknospen ein ähnliches Freudenfest wie der herzhafte Biss in eine Waldlichtung. Außerdem muss ich seit heute Morgen auf Toilette, kam aber wegen der ganzen Aufregung und der Shuttleservice-Problematik bis jetzt nicht dazu.
    Nun könnte ich zwar, will aber nicht, da mein Schritt aussieht, als ob ich an akuter Blasenschwäche leide und mich bereits vorab entleert habe. Ich mache mich doch nicht zum Gespött des Fliegers. Also verharre ich in buddhistischem Gleichmut und konzentriere mich stattdessen auf ein Kinder-Hörspiel auf dem Audiokanal. Noch vier Stunden bis Miami und freier Atemluft. Das halte ich nun auch noch aus. Solange ich keinen Tee mehr bestelle und keine Filme mit Sexbomben anschaue.

23
    Der Friedenstifter
    A n den Einreiseschaltern der US-Behörde bilden sich lange Schlangen. Schon von Weitem kann man das typische Prozedere verfolgen.
    Fragen nach dem Grund der Einreise.
    Linker Zeigefinger auf den Scanner.
    Rechter Zeigefinger auf den Scanner.
    In die Kamera schauen.
    Foto machen.
    Weitergehen.
    Und bei alldem gibt es eine einzige Priorität zu beachten: Um nichts in der Welt auffallen oder blöde Antworten geben. Sonst sitzt man schneller wieder im Flieger nach Deutschland, als man denkt. Wenn mir in Frankfurt am Flughafen mein Bluff mit der Blindheit schon Schweißperlen einbrachte, so bin ich jetzt ein einziges Nervenbündel. Und genau das zieht auch die Aufmerksamkeit eines Beamten auf sich, der durch die Reihen der Wartenden streift und ab und an einen aus der Schlange pickt. Ich kann förmlich riechen, wie er meinen Angstschweiß wittert und spürt, dass mit mir irgendetwas nicht stimmt. Er ist nur vier Meter entfernt. Zwei Reihen vor mir zieht er eine junge Dame mit Baseballkappe aus der Schlange und deutet einem Kollegen an, sie mit in ein Büro zu nehmen. Jetzt trennen uns nur noch zwei Meter. Er kommt mir gefährlich nahe. Hinter seiner verspiegelten Sonnenbrille nickt er dem Mann vor mir zu, dann wandert sein Blick zu Romeo und schließlich zu mir. Obwohl unsere Brillen so dunkel sind, dass man von außen kaum etwas sieht, spüre ich, wie er mich fixiert. Er schiebt seine Brille etwas tiefer und gibt so seine stechenden Augen frei. Dann drückt er sie nach oben, geht weiter, und ich atme auf. Doch zwei Sekunden darauf ruft er einem breitschultrigen Kollegen etwas zu. Dieser nickt und kommt schnurstracks auf mich zu. – Zu früh gefreut.
    »Sir.« Der Mann tippt mir auf die Schulter. »Please follow me.«
    Mein Englisch kann man bestenfalls als durchschnittlich bezeichnen. Dennoch ist mir klar, dass ich ihm folgen soll und dies endgültig das Ende aller Pläne bedeuten könnte.
    Wir betreten ein kleines Büro, in dem mir der afroamerikanische Muskelberg zu verstehen gibt, dass ich mich trotz meiner Behinderung leider einem Sicherheitscheck unterziehen muss. Er beginnt, meinen Koffer zu filzen. Wenn es dabei bleibt, habe ich ja nichts dagegen. Ich habe schließlich nichts zu verbergen. Außer mir selbst. Im Seitenfach des Koffers stößt er auf meinen Kulturbeutel und legt etwas daraus auf den Tisch, das zugegebenermaßen für Irritation sorgen kann: die Nasendusche.
    Und was noch viel schlimmer ist: fünf kleine Tütchen mit einem weißen granulatartigen Pulver. Eines davon reißt er auf und schüttet den Inhalt auf den Tisch vor uns.
    »What’s that?«, fragt er und deutet mit Furcht einflößender Geste auf die kokainähnliche Substanz. Vorsichtig taste ich nach der Nasendusche und den Päckchen und nicke. Gleichzeitig suche ich nach einer Erklärung sowie den passenden Vokabeln für Nasendusche und Meersalzspülung . Ich finde keine und antworte stattdessen in th-freiem Englisch.
    »This is for the

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