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Nasenduscher: Roman (German Edition)

Nasenduscher: Roman (German Edition)

Titel: Nasenduscher: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Boltz
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Tun nicht abbringen. Die Frau denkt allem Anschein nach, dass der Teufel in Romeos Körper gefahren ist und ich ihn austreiben wolle. Dass ich deswegen hinter ihm hergerannt bin.
    »No, no. No diabolo. Miau-Miau ist nur … äh … rollig. Bum-bum, Sie verstehen?«
    »Si, si, Bum-bum. Esto es el diabolo«, antwortet die Frau erregt und lässt weitere spanische Wortfetzen folgen. Zu guter Letzt spuckt sie in Romeos Richtung und überlässt die Gasse und den teuflischen Romeo mir. Als ich mich nähern will, lässt Romeo seine Gespielin einfach stehen, und eine erschöpfte Katze bleibt mit gebrochenem Herzen zurück. Die Katze scheint ein Streuner zu sein. Sie sieht schmutzig und abgemagert aus, und als ich genauer hinsehe, erkenne ich, dass es sich bei der Katze um gar keine Katze handelt. Es ist ebenfalls ein Kater. Ich bin also mitten in Honduras nicht nur auf der Suche nach einem rolligen, sondern auch noch schwulen Blindenkater, der mir entlaufen ist. Hubsi und Emile wären stolz auf Romeo. Auch das noch.
    »Romeo, du Scheißkater. Diabolo«, brülle ich Romeo hinterher und werfe ihm den kleinen Stein der Frau nach.
    »Was Sie suchen, Senôr?«
    Ein Mann mit einem Reisekoffer, wie ich ihn für Romeo habe, ruft mir von einigen Metern Entfernung aus zu. Noch einer meiner Jünger?
    »Ich? Ach, das ist eine lange Geschichte. Sie sprechen Deutsch?«
    »Ein bisschen. Habe studiert Tiermedizin in Deutschland. Mein Name ist Raul Brandao von Organisation Ciudadanos para los animales .«
    Er reicht mir eine Visitenkarte, auf der nicht nur sein Name, sondern auch die Homepage und die Bankverbindung der Tierschutzorganisation aufgeführt sind.
    »Ach, Gott sei Dank. Ich dachte schon, Sie denken, ich sei ein Heiliger.«
    »Perdone, ich nicht verstehe, Senôr.«
    »Schon okay«, antworte ich und strecke ihm meine Hand entgegen. »Angenehm, Robert Süßemilch. Ich suche meinen Kater.«
    »Romeo ist ein Kater?«
    »Genau.«
    »Wie konnten Sie verlieren, Senôr? Touristen mit Tieren ist nix gut für unsere Tiere hier.«
    »Wieso?«
    »Tiere bringen fremde Krankheiten und so was mit, nix gut.«
    »Verstehe, tut mir leid. Es war ja auch keine Absicht. Er hat sich losgerissen …«
    »Und nun macht er alle Katze von Stadt verruckt.«
    »Nicht nur Katzen …«
    »Wie meinen Sie das, Senôr?«
    Ich schweige zu Romeos homosexuellen Neigungen und winke ab.
    »Ach, nichts. Wie gesagt, es tut mir leid. «
    »Wir hier haben nix Organisation wie in Deutschland. Ich helfen den Tieren auf die Straßen hier, weil sonst keiner macht. Hunde, Katzen, Esel, alle werden gemacht tot oder gequält, weil Touristen kaufen nur kleine, suße Babys von Tieren.«
    Ich kann Raul Brandaos Ärger gut verstehen. Sicher hätte er Besseres zu tun, als durch die dreckigen Gassen Roatans zu streifen und nach streunenden Tieren zu schauen oder sie aus den Fängen von Händlern zu befreien. Und ich Idiot sorge auch noch dafür, dass Romeo womöglich Krankheiten aus Deutschland einschleppt und für weiteren Nachwuchs sorgt.
    »Verstehe«, antworte ich beschämt.
    »Nein, nein. Isse schon gut. Haben Sie nicht gemacht mit Absicht, aber jetzt wissen Bescheid, okay?«
    »Auf jeden Fall.«
    »Und nix mehr laufen lassen frei.«
    »Bestimmt nicht.«
    »Wenn ich finde Kater, können Sie schauen auf Homepage von Organisation. Und dann kommen zu mir abholen, okay?«
    Ich bezweifele, dass ich in nächster Zeit für einen entlaufenen Kater wieder von Deutschland einfliegen werde, verschweige aber dieses Detail.
    »Super, danke, Herr Brandao.«
    »Viel Gluck, adioz.«
    Raul Brandao verschwindet um die nächste Ecke, und ich bin bei meiner Suche wieder auf mich allein gestellt. Die Zeit läuft erbarmungslos gegen mich. Meine Uhr zeigt nun bereits 12:43 Uhr an. Verdammt. In nicht einmal zwanzig Minuten muss ich zurück auf dem Schiff sein, da es ablegen und Romeo und mich für immer trennen wird. Ich gehe in Richtung des Hafens, wo ich bereits die Aufbauten des Schiffs sehen kann. Es nützt nichts. Ich muss mir für Jana und die Eilhoffs eine Ausrede überlegen, warum es keinen Romeo mehr gibt. Hauptstraßenunfall? Das würde auch nicht gerade für meine Fürsorge sprechen. Es muss irgendwas sein, auf das ich keinen Einfluss habe. So was wie … Suizid. Gibt es Tiere, die sich selbst umbringen? Burn-out …? Gemobbt von den anderen Katzen der Straße?
    Hatschi!
    Ich blase meinen ganzen Katerfrust in mein Taschentuch, und noch bevor ich weiter an einer plausiblen Ausrede feilen kann,

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