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Nasenduscher: Roman (German Edition)

Nasenduscher: Roman (German Edition)

Titel: Nasenduscher: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Boltz
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I hob die Frau grad no am andern End. Sie frogt, woiche Glaserln vo der Serie sand na dös.«
    »Keine Ahnung, ich nehm die komplette Serie.«
    »Sie sogt, dass se dös bis nächste Wochen ned schaffen.«
    »Aber ich brauch die Gläser.«
    »Moment. I gebs weiter.« Hubsi wendet sich der Dame aus dem Geschäft zu, und ich kann seine Stimme deutlich hören.
    »Hörens die Dame, er braucht de Glaserln dringend.«
    Kurzes Schweigen, dann bin ich wieder dran.
    »Sie sogt, es tut ihr leid, aber koane Chancen. Dös Werk liefert nur mittwochs aus.«
    »Wo ist das Werk?«
    »Moment … er mog wissen, wo dös Werk is.«
    »Sie sogt, dös Werk is in Ingolstadt.«
    »Kann man dort ab Werk die Gläser kaufen?«
    »Moment … er mog wissen, ob man dort ab Werk de Glaserln kaufen ko.«
    »Sie sogt, jo, dös geht.«
    »Kannst du vielleicht dort hinfahren?«
    »Moment … er mog wissen, ob Sie vielleicht hinfoahrn könntn?«
    »Nein«, rufe ich in den Hörer. »Ich meine, ob du hinfahren kannst.«
    »Wos? Ach so, ja, Moment … jo, dank schön für Ihre Hilfe, gnädige Frau.«
    Hubsi beendet das zweite Gespräch und widmet sich wieder mir.
    »Bist du narrisch? Meinst, i foahr wegen deiner Scheißglaserln durch hoib Deitschland.«
    »Hubsi, bitte. Du wolltest doch schon immer mal mit Emile ein Wochenende in Bayern verbringen.«
    »Hm.«
    Er zögert. Das ist meine Chance. Ich muss nun nachlegen.
    »Ich zahl dir die Fahrt.«
    »Na, i waaß ned.«
    »Ich bitte dich.«
    »Zahlst auch de Übernachtung?«
    »Meinetwegen.«
    »Fünf-Sterne-Hotel?«
    »Vier.«
    »Abgmacht. I hol dir daane depperden Glaserln.«
    »Du bist der Beste.«
    »Ja, i waaß. Un du bist a Spinner, dös waaßd hoffentlich a, oder?«
    »Ja, das weiß ich.«

40
    Ein Minipanda
    H eute hat mein Schicksal wieder Happy Hour. Zurück in der Kabine bekomme ich nach dem Gläser-Chaos den nächsten Schock versetzt. Die von Dr. Bromsen angekündigte Hautreaktion Romeos auf das Penicillin hat vergangene Nacht deutlich eingesetzt. Sein preisgekröntes, anthrazitfarbenes Fell hat an diversen Stellen nicht nur seinen Glanz, sondern gänzlich seine Farbe verloren. Romeo trägt die Haarfarbe, die die meisten hier an Bord ihr Eigen nennen: Rentnerweiß.
    Sein Fell hat sich über Nacht von den Hinterläufen bis zum Bauch weiß gefärbt und erinnert in seinem Farbspiel nun an einen zur Strecke gebrachten Minipandabären. Das sieht nicht gut aus. Niemand sieht so komisch gescheckt gut aus. Außer vielleicht ein Zebra und Lady Gaga. Viel schlimmer ist allerdings die bittere Erkenntnis, dass diese Fellvariante die Jury bei der nächsten Meisterschaft nicht gänzlich überzeugen dürfte. Und auch Herr und Frau Eilhoff werden die ungewollte Typveränderung ihres Haustiers mit wenig Applaus begrüßen.
    Verdammt. Das darf doch nicht wahr sein. Das könnte Janas und meine Pläne zum Scheitern bringen. Nach einer Niesattacke beschließe ich, Maßnahmen einzuleiten. Und ich weiß auch schon, welche: Ich bekämpfe Feuer mit Feuer.
    Der schiffseigene Wellness-Spa-Bereich verfügt natürlich auch über einen Friseursalon mit dem französischen Namen Le beau . Und genau dieser Waschen-Legen-Föhnen-Tempel könnte meine Rettung sein. Am Empfang werde ich höflich von einer jungen Dame mit den weißesten Zähnen des Universums angesprochen. Auf ihrem Namensschild steht Penelope Vasquez. Sie stammt aus Liechtenstein und spricht zu meinem Glück perfekt Deutsch. Ich stelle mich ebenfalls vor, weise auf mein tatsächlich neu aufgetretenes Problem des Haarausfalls hin und buche für mich das teuerste Paket, das der Salon im Angebot hat. Ich will die Scherengöttin möglichst gnädig und gut gelaunt stimmen, bevor ich mit meinem eigentlichen Vorhaben herausrücke.
    »Außerdem wollte ich fragen, ob Sie auch eine Anwendung bei meiner Katze durchführen könnten.«
    Zu meinem Erstaunen weiten sich die Augen der Dame keinesfalls voller Überraschung.
    »Kein Problem. Ich habe als Teenager in einem Hundesalon gearbeitet. Das dürfte kein großer Unterschied zu einer Katze sein. Allerdings kostet das etwas mehr.«
    »Kein Problem.«
    »Was hätten Sie denn gerne? Waschen?«
    »Waschen wäre super … und, äh, färben.«
    »Färben?« Sie zuckt merklich zurück.
    »Ja, wissen Sie, Romeo ist mittlerweile nicht mehr der Jüngste. Auch er bekommt schon graue Haare. Jedoch ist er der eitelste Kater, den ich kenne. Er leidet sehr unter seinen grauen Haaren. Daher färben wir ihn in Deutschland regelmäßig nach.

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