Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
Vom Netzwerk:
Was, wenn jemand gekommen wäre?«

    »Aber Herrin, wir sind tagelang keiner Menschenseele mehr auf diesem Pfad begegnet.«
    »Aber du wolltest doch gerade wieder fort. Du wolltest mich wieder alleine lassen. Was verheimlichst du mir?«
    »Nichts. Wie kommst du nur darauf ...?«
    »Und was hast du da hinter dem Rücken?«
    »Nichts Besonderes«, antwortete er nervös.
    Talitha sprang auf. »Zeig her«, rief sie und riss ihm das Blatt aus der Hand. Fassungslos und entsetzt las sie, was auf dem Blatt geschrieben stand. »Jetzt verstehe ich«, sagte sie schließlich, »du wolltest mich zurücklassen, damit du alleine gefasst wirst.«
    »Schon möglich, Herrin«, druckste Saiph herum, »so könnte sich wenigstens einer von uns retten.«
    »Was fällt dir ein?« Ihre Augen blitzten, während sie mit dem Gesicht ganz nahe an ihn herankam. »So etwas darfst du noch nicht mal denken. Ich brauche dich. Allein kann ich es niemals schaffen.«
    »Aber Herrin, überleg doch mal. Sie sind nur hinter mir her. Wenn wir uns trennen, bist du frei. Dann kannst du in Ruhe den Ketzer finden. Und neue Möglichkeiten würden sich dir eröffnen.«
    »Das ist doch Unsinn! Getrennt sind wir viel verwundbarer. Wir haben diese Mission gemeinsam begonnen und werden sie auch gemeinsam zu Ende führen. Du kannst mich doch nicht im Stich lassen. Versprich mir, dass du das niemals tun wirst«, rief sie in einem Atemzug. »Versprich es mir!«
    Saiph schwieg und sah, dass ihr Tränen in den Augen standen.
    »In Ordnung. Ich verspreche es dir.«

    Schweigend packten sie zusammen und waren schnell marschbereit.

    Die Grenze zum Reich des Frühlings war gesichert: Abrupt endete der Baumpfad an einer hölzernen Zugbrücke, die auf Kommando gesenkt und gehoben werden konnte. Zwei Kombattantinnen und ein Gardist bewachten sie, und wer an ihnen vorüberwollte, musste sich ausweisen und offen sein Gesicht zeigen. Saiph und Talitha hatten die Wachen aus einiger Entfernung gerade noch rechtzeitig gesehen und konnten sich hinter eine Biegung zurückziehen, ohne bemerkt zu werden.
    Rasch beschlossen sie, die Grenze auf die gleiche Weise zu überqueren, mit der sie auch die Gardisten am Stadtausgang von Messe überlistet hatten. Doch die Äste, die den Baumpfad säumten, ragten ins Leere, denn sie waren mit Axthieben gekappt worden und setzten sich erst zehn Ellen dahinter weiter fort. Mit einem Sprung die Distanz zu überwinden war undenkbar.
    »Glaubst du, der Posten wurde unseretwegen eingerichtet?« , fragte sie.
    »Ich fürchte, ja. Lanti hatte doch gesagt, der Durchgang sei frei, und es ist ja auch kein Wachhäuschen oder sonst irgendein Anzeichen für eine ständige Überwachung zu erkennen. Die warten auf uns.«
    Talitha lehnte sich mit dem Kopf gegen das Geflecht der Äste. »Was sollen wir denn jetzt tun?«
    Saiph schwieg lang und holte dann ihre Karte hervor, entrollte sie und begann, sie noch einmal aufmerksam zu studieren.

    In diesem Moment ratterte ein mit Heu beladener Holzkarren vorüber und zwang sie auszuweichen.
    Fluchtend presste sich Talitha gegen die Seitenwand des Baumpfades, um nicht überfahren zu werden. Saiph hingegen schaute dem Gefährt versonnen nach, bis es hinter der Kurve verschwand.
    »In der Nähe müsste ein Gasthof sein«, sagte er, wobei er auf eine Stelle auf der Karte zeigte, »und zwar an einer Durchgangsstraße mit mehr Verkehr. Das wäre zwar etwas riskant, aber trotzdem ... Jedenfalls machen dort Kaufleute mit ihren Wagenladungen Halt, bevor sie zur Grenze weiterfahren. Ich hab da eine Idee ...«

    Der helle Karren voller Stoffe, den zwei Erddrachen zogen, erreichte die Grenzstation, einen hölzernen Torbogen mit zwei von Soldaten besetzen Wachhäuschen. Sie waren nicht allein: Drei Gardisten und drei Kombattantinnen standen ebenfalls davor. Der Händler wunderte sich. Viermal im Jahr nahm er von seiner Tuchfabrik in Minica aus diesen Weg, und auch wenn er stets an diesem Übergang zwischen den beiden Reichen kontrolliert wurde, hatte er ein solches Aufgebot an Wachleuten noch nie gesehen. Als er sich aber nach dem Grund dafür fragte, fielen ihm wieder die Erzählungen ein, die er am Vorabend im Gasthof gehört hatte.
    »Tja, dieser Sklave hat tatsächlich die junge Tochter des Grafen von Messe entführt und vorher noch das Kloster in Brand gesteckt!«
    »Das glaub ich nicht.«
    »Aber wenn ich’s dir doch sage. Drei Tage lang hat ihn der Graf überall in Messe suchen lassen. Die Garde hat die ganze
Stadt auf den

Weitere Kostenlose Bücher