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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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Kopf gestellt, es gab Razzien in Sklavenbehausungen, Verhaftungen, Verhöre, Folterungen, Hinrichtungen, aber ohne Erfolg. Und jetzt soll die Stadt am Rande eines Bürgerkrieges stehen, weil dieser verdammte Sklave als eine Art Volksheld gefeiert wird!«
    »Was meint Ihr damit?«
    »Nun, die anderen Femtiten verehren ihn. Sie haben ihm auch aus Messe hinausgeholfen. Für sie ist er das Symbol ihres Aufstands, obwohl er im Grunde nichts anderes als ein gemeiner Vergewaltiger ist.«
    Der Händler kam aus Neviri, und auch in dieser Stadt nahmen die Spannungen zu. Eine nächtliche Ausgangssperre war verhängt worden, und überall gab es Kontrollen. Er blickte auf den Torbogen, an dem ein Steckbrief hing: Das Gesicht des Gesuchten überraschte ihn. Das war fast noch ein Junge, und abgesehen von einem gewissen Stolz im Blick, wirkte er eher harmlos. Der Mann zuckte die Achseln. Ihm konnte das egal sein. Das waren Angelegenheiten des Grafen von Messe und der Königin Aruna. Er selbst kam aus dem Reich des Frühlings, und dort hatte man andere Sorgen: Im Osten des Landes hatte es erneut Überschwemmungen gegeben, und das Wetter schien sich nicht bessern zu wollen.
    Er war an der Reihe.
    »Papiere«, verlangte der Gardist.
    Der Händler griff in die Tasche und holte den Passierschein hervor.
    Während der Soldat das Dokument prüfte, sprangen die drei Kombattantinnen auf den Wagen
    »He, was macht ihr da?«, protestierte der Mann.
    »Befehl der Königin«, erklärte ein Gardist.

    »Ich bin ein ehrbarer Kaufmann. Wieso dieses Misstrauen? Meine Stoffe kleiden die Königin persönlich!«
    Die Kombattantinnen ließen sich nicht einschüchtern und wühlten zwischen den Stoffen herum.
    »Selbst die Königin persönlich müsste eine Durchsuchung über sich ergehen lassen. So lautet der Befehl: Jeder, ohne Ausnahme, muss sich ausweisen und wird kontrolliert«, erwiderte der Gardist.
    Der Kaufmann war fassungslos. »Und das alles nur wegen dieses Galgenstricks?«, rief er, wobei er auf den Steckbrief zeigte. »Es ist doch absurd, dass wegen eines Verbrechens in irgendeiner Stadt die Bewegungsfreiheit friedlicher Leute im ganzen Land einschränkt wird.«
    Der Soldat reichte ihm die Papiere zurück. »Es ist aber kein Problem dieser einen Stadt mehr. In Messe hat man ihn nicht gefunden, nun wird er in ganz Talaria gesucht.«
    Die Kombattantinnen sprangen vom Wagen, wechselten einen Blick mit dem Soldaten und nickten. Dieser bedeutete dem Kaufmann, dass er weiterfahren dürfe. Die Zugbrücke wurde heruntergelassen, und der Wagen fuhr an. Ein wenig grübelte der Kaufmann noch über den Zwischenfall nach, durch den er wertvolle Zeit verloren hatte, doch bald stellte der Gedanke an die erfolgreichen Geschäfte, die er abgeschlossen hatte, seine gute Laune wieder her. Und so merkte er nichts von dem leichten Ruck, der durch seinen Wagen ging. Aber aus irgendeinem Grund liefen die Erddrachen daraufhin ein wenig schneller.
     
    Talitha rieb sich die schmerzende Schulter. Es war furchtbar gewesen. Sie hatten sich an den Wagenachsen festgebunden und während der Fahrt mit dem Rücken kaum eine Handbreit
über dem Boden gehangen. Schlimmer aber war das Ende ihrer Fahrt gewesen. Irgendwann hatte Saiph sich umgeblickt.
    »Die Luft ist rein«, hatte er gesagt und die Knoten der Seile gelöst, mit denen sie sich angebunden hatten. Und so plumpsten sie nacheinander, erst sie, dann er, auf die Fahrbahn und rutschten noch ein paar Ellen darauf lang.
    Saiph reichte ihr die Hand. »Hast du dir wehgetan?«
    Sie rappelte sich auf. »Manchmal beneide ich dich«, sagte sie und sah ihn schmollend an, »es kann schon praktisch sein, keinen Schmerz zu empfinden ...«
    Der Baumpfad, auf dem sie sich wiederfanden, unterschied sich kaum von dem jenseits der Grenze. Nur andere Talareths trugen ihn: Die Blätter waren breiter und das Grün greller, während die Rinde nicht so hell und an vielen Stellen mit Moos überzogen war. Talitha erkannte die Art wieder, denn solche Bäume hatte sie einige Monate zuvor in Larea gesehen.
    »Fantastisch, wir sind durch!«, rief sie, während ihre Augen vor Freude strahlten.
    »Tja, keine schlechte Idee, oder?« Saiph öffnete ihre Tasche, holte die Umhänge hervor und zog einen davon über. »Wir ziehen also in Richtung Berge, wie abgemacht.«
    Das Mädchen nickte. Sie war verwirrt. Obwohl es sich nur um eine gewöhnliche Grenze gehandelt hatte, schien ihr der Übergang ins Reich des Frühlings symbolhaft für etwas

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