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Nashira

Nashira

Titel: Nashira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Troisi
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packte Saiph rasch am Kragen und zog ihn ins Licht. Der senkte unwillkürlich den Kopf, allerdings nicht schnell genug. Er war blass, und sein Gesicht geschwollen.
    »Sie haben dich geschlagen ...«
    Saiph nahm ihr Handgelenk und befreite sich aus ihrem Griff. »Ich bin ein Sklave, und Sklaven bekommen nun mal den Strafstock zu spüren.«
    »Aber nicht mein Sklave.« Sofort fiel Talitha ein, dass Saiph ihr nicht mehr gehörte und dass er wahrscheinlich von Anfang an über den Verkauf unterrichtet war. »Was sollst du denn getan haben?«
    »Ich sei nach dem Essen zu spät in die Baracke gekommen. Dabei haben sie ja Recht, es war Absicht, ich wollte den Weg erkunden.« Saiph lächelte. »Aber das konnte ich denen ja schlecht sagen.«
    »Und was hast du herausgefunden?«
    »Bis jetzt nicht viel. Nur, dass jede Ecke überwacht wird. Und am strengsten sind sie mit den Neuankömmlingen.«
    »Wir werden ja nicht lange hier sein.«
    »Hoffentlich ...« Saiph blickte sich um. »Ich muss wieder los. Wir verständigen uns, wie wir es vereinbart haben, in Ordnung?«
    Er wandte sich ab und verschwand im Dunkeln, ohne eine Antwort abzuwarten. Talitha wollte ihn noch einmal zurückrufen, als sie in der Finsternis eine düstere Gestalt mit vermummtem Gesicht ausmachte: eine Kombattantin. Rasch schloss sie das Fenster und kauerte sich auf ihrem Bett zusammen.
Das alles würde schwieriger werden, als sie erwartet hatte.

    Saiph konnte unbemerkt in seine Baracke zurückschleichen. Einige Male wäre er um ein Haar patrouillierenden Kombattantinnen in die Arme gelaufen, doch die Götter schienen ihre schützende Hand über ihn zu halten, denn er entwischte ihnen immer. Die Baracke der Sklaven war nichts anderes als ein größerer, rechteckiger Raum. Von einem Bett konnte keine Rede sein. Alle schliefen auf der Erde, und da es so wenig Platz gab, konnte man sich unmöglich ausstrecken, ohne mit dem Kopf auf irgendwelchen Füßen zu liegen oder einen Ellbogen in die Rippen zu bekommen.
    Kaum hatte sich Saiph einen Platz gesucht und es sich so gut es ging bequem gemacht, wurde plötzlich die Tür von einer Kombattantin aufgerissen. Einen Augenblick lang fürchtete er, man würde ihn holen, doch der Kombattantin folgte eine Priesterin, die allen Sklaven befahl, sich unverzüglich auf dem kleinen Platz hinter dem Haus zu versammeln. »Was ist denn los?«, fragte Saiph einen älteren Sklaven, der keinen einzigen Zahn mehr im Mund hatte.
    »Eine Bestrafung«, antwortete dieser. »Gewöhn dich dran. Das wirst du häufiger erleben.«
    Man ließ die Sklaven in einer Reihe Aufstellung nehmen, dann verkündete die Priesterin, wen es treffen sollte. Es handelte sich um einen jungen Mann ungefähr in Saiphs Alter, der, als er seinen Namen hörte, zu Boden sank und erbärmlich zu zittern begann. Die Kombattantinnen zerrten ihn aus der Reihe, fesselten ihm die Hände und ketteten ihn an einen Holzklotz. »Zehn Stockhiebe«, verkündete die Priesterin.

    Der Sklave wollte noch etwas einwenden, als ihm der erste Hieb das Wort auf den Lippen ersterben ließ. Dann konnte er nur noch schreien, während Schlag auf Schlag auf ihn hernieder fuhr. Saiph hatte noch nie jemanden mit solcher Hingabe und gleichzeitig so ungerührt zuschlagen sehen. Im Vergleich dazu waren die Bestrafungen im Palast Streicheleien gewesen. Er konnte es nicht mit ansehen und musste den Blick abwenden.
    Als die Kombattantin endlich fertig war und der Sklave stöhnend vor ihr am Boden lag, trat wieder die Priesterin vor. Sie war jung, sogar schön, doch in ihrem Blick lag nicht der kleinste Hauch von Mitleid.
    »Lasst euch das eine Lehre sein. Wer nicht gehorcht, ist dran. Das blüht jedem, der sich etwas zuschulden kommen lässt. Und nun geht wieder schlafen.«
    »Was hat er denn gemacht?«, fragte Saiph den Alten neben ihm, als sie wieder in der Baracke waren.
    Der sah ihn betrübt und hilflos an. »Gar nichts. Hin und wieder greifen sie sich irgendwen heraus und bestrafen ihn, nur damit wir nicht vergessen, wer wir sind.« Er betrachtete Saiphs Gesicht. »Aber wie ich sehe, hast du auch schon mit dem Stock Bekanntschaft gemacht.«
    In diesem Augenblick baute sich eine Kombattantin vor der Tür auf.
    »Bleibt die die ganze Nacht dort?«, fragte Saiph.
    Der Alte nickte. »Aber sie lösen sich ab«, erklärte er, »und manchmal vergeht auch eine halbe Stunde, bevor die neue Wache dasteht. Du musst es schlau anstellen, wenn du mit dem neuen Mädchen reden willst.«
    »Woher weiß du

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