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Natascha

Natascha

Titel: Natascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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braun, alte Hexe … Darja macht ihn so knusprig wie sich selbst …«
    »Ich spucke auf deinen Kuchen!« schrie Olga zurück.
    Luka grinste breit. »Danke, Mütterchen … er wird salzig genug sein –«
    In der Pfanne brutzelte der Speck. Natascha stand noch immer mit dem Rücken zum Tisch. Mit einem Holzlöffel drehte sie die Stücke, damit sie nicht zu braun wurden, sondern goldgelb, wie Honig, saftig und würzig. Sie hörte Fedja Iwanowitsch sprechen, mit einer feinen Sprache und schön gesetzten Worten. Wie klug er ist, dachte sie. Anders als die Bauernlümmel im weiten Umkreis. Wenn sie ihren Wodka gesoffen hatten, am Samstagabend in der stolowaja von Krassnoje Mowona, tanzten sie wie freigelassene Irre, grölten und prahlten. Es war widerlich.
    »Wir müssen versuchen, nach Tatarssk zu kommen«, sagte Fedja Astachow. »Ein Telefon gibt es nicht hier?«
    »Nein. Es soll gelegt werden. Erst war es im vorherigen Fünfjahresplan vorgesehen … jetzt ist's im neuen Fünfjahresplan. Ob's was wird? Wer weiß es? Genosse Stalin hat andere Sorgen als ein Telefon zu Nikolai Tschugunow.«
    »Das stimmt. Was machen wir?«
    »Was wollen Sie denn in Tatarssk?« Nikolai holte ein hartes Brot aus einem Schrank und begann, es in dicke Scheiben zu schneiden. Das erste Stück nahm sich Luka und schob es in den Mund.
    »Backt ihr Steine?« knurrte er. Dann krachte es zwischen seinen Zähnen wie in einem Mahlwerk.
    »In Tatarssk ist eine Ersatzteilstation«, sagte Fedja. Nikolai schüttelte den Kopf.
    »Sie war einmal da. Im Vollzuge der Konzentration hat man sie verlegt. Vor acht Wochen. Sie ist jetzt in Trojany. Aber von Tatarssk kann man weiter. Dort läuft ein Schneepflug über die Straße.«
    »Es ist eben Mist!« Fedja Astachow stützte den Kopf in beide Hände. Am Ofen buk Natascha die Mehlkuchen in einer anderen Pfanne. Von dem Speck nahm sie einen Löffel, streute ihn auf den Teig und rollte ihn dann in der Pfanne zusammen. Es roch nach Sonnenblumenöl, Speck und frischem Kuchen. Luka streckte die Beine weit aus.
    »Gemütlich wird's!« sagte er laut. »Man könnte fast wünschen, daß es sechs Wochen schneit und stürmt –«
    »Die Tasche, Luka! Oberst Werjowkin wartet darauf.«
    »Aber wenn es schneit, Genosse Unterleutnant?!«
    »Wir haben einen Auftrag, Luka! Für einen Soldaten gibt es nur dessen Ausführung! Wir müssen morgen nach Tatarssk.«
    »Er ist ein guter Soldat!« Luka grinste Natascha zu, die den ersten fertigen Speckkuchen brachte. Sie schob ihn ihrem Vater auf den Teller. Es gehörte sich so. Der Vater war das Oberhaupt der Familie. Man mußte ihn ehren. Immer. Auch wenn ein Gast da war. Was dann der Vater machte, war seine Sache.
    Nikolai schob seinen Teller weg, hinüber zu Fedja. »Bitte, Genosse Unterleutnant!« sagte er. »Wohl schmecke es! Natascha kann gut kochen. Sie ist mein ganzer Stolz.«
    »Darauf können Sie auch stolz sein, Genosse Tschugunow.« Fedja schnitt sich einen Streifen ab und aß. Es schmeckte köstlich. Die Würze des Specks war durch den ganzen Kuchen gezogen.
    Um die zweite Pfanne gab es fast Streit. Natascha schob den Kuchen wieder ihrem Vater zu, und Nikolai, alle Höllen über ihn, den Hundesohn, aß ihn wirklich selbst. Die dritte Pfanne ging an Olga, die vierte buk sich Natascha selbst, und erst die fünfte trug sie zu Luka. »Na sdarowje!« sagte sie dabei.
    Luka seufzte wild, aber er nahm es hin und stürzte sich über den dampfenden Kuchen. Schmatzend verschlang er ihn, rülpste dann kräftig und sagte zufrieden: »Das war der Dank an die Hausfrau. Es hat geschmeckt!«
    »Er ist eben eine sibirische Wildsau!« sagte Fedja und klopfte Luka auf den breiten Rücken. »Aber ohne ihn wären wir alle wie Waisenkinder …«
    Das gute Essen hatte sie lustig gemacht. Sie tranken den Hagebuttenwein, und als Luka mit rollenden Augen zu Olga ›Täubchen‹ sagte, war es Zeit, zu schlafen. Nebenan, im Stall, auf einer Strohschütte, breitete Natascha Decken aus und stellte die Petroleumlampe daneben. Olga und Nikolai waren schon auf den Ofen gekrochen, den privilegierten Winterschlafplatz der Familie. Natascha räumte noch auf, band ihr Haar zusammen und kletterte dann auch auf die Plattform des Ofens. Mit offenen Augen starrte sie an die nahe, lehmbeschmierte Decke und die vom Alter gebogenen und geschlissenen Balken.
    Fedja Iwanowitsch Astachow, dachte sie. Er hat Zähne wie die Reklamemänner in der Mesdunarodnaja Shisn, der großen kommunistischen Zeitung, die Nikolai einmal

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