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Natascha

Natascha

Titel: Natascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und den schwarzen Muskatwein Massandra, Lachs wurde aufgetragen und zarte Poularde … o Freunde, eine Wonne war's für Luka, der wie ein Mammut fraß und es als einziger fertigbrachte, eine ganze Platte mit Poulardenbrust vor seinem Platz festzuhalten und aufzufressen. Dann rülpste er, grinste entschuldigend zu seinem Tischnachbarn, einem Offizier aus Paris, und sagte: »Hören muß man's, daß es schmeckt, Genosse!«
    Wirklich, es war ein feierlicher, schöner Abschluß.
    Auf der Rückfahrt in die Wohnung schwieg Natascha. Ihre Hand lag auf ihrer kleinen Handtasche, und in der Tasche lag das Telegramm aus Jessey.
    Luka Nikolajewitsch, dachte sie. Du hast geschrieben. Du denkst an mich. Wie siehst du eigentlich aus? Laß mich die Augen schließen …
    Sie tat es, und es ergriff sie Erschütterung und Erstaunen. Das Bild war weg! Unmöglich, dachte sie. Aber es war so, wie lange sie sich auch zwang, das Aussehen Sedows in den Einzelheiten wiederzuerlangen. Er war nicht mehr da … er war ein blasser Schatten, ein tanzender Nebel, der Widerschein einer untergegangenen Sonne.
    Was ist das, dachte Natascha und spürte ein eiskaltes Herzzucken. Warum ist er nicht mehr da? Geliebt habe ich ihn doch und geheiratet habe ich ihn! Oder war's nur Trotz, diese Heirat? O Gott, was ist das –?
    Drei Monate später stellte Doroguschin eine junge Frau vor. Polina Jelzowa hieß sie, hatte Klavier und Gesang studiert, aber es reichte nicht bis zur großen Sängerin. So wenigstens hatte Doroguschin Polina geschildert, bevor er sie zu Natascha brachte.
    »Sie wird ab jetzt mit dir zusammenarbeiten«, sagte er. »Als Korrepetitorin. Ein Star muß seinen eigenen Stab haben, vor allem auf den Auslandsreisen. Genossin Jelzowa wird dich überallhin begleiten.«
    Es zeigte sich, daß Polina Jelzowa ein stilles, bescheidenes Mädchen war, das nur seine Pflicht tat, die Rollen mit Natascha einstudierte, die Gesangparts übte und dabei eine große musikalische Sachkenntnis verriet. Nicht verraten wurde, daß Genosse Berija diese Polina Jelzowa als Auge des Kreml in das Nest Nataschas gelegt hatte. »Nicht überall können Sie sein, Doroguschin!« hatte er gesagt. »Vor allem im Ausland wird man Sie strapazieren. Da ist es gut, wenn eine Frau um unsere Natascha ist. Niemand wird wissen, welche Aufgabe sie hat …«
    »Ist das notwendig, Genosse?« fragte Doroguschin.
    »Sehr, sehr sogar.« Berija spielte mit einem mongolischen Brieföffner, der aussah wie ein Dolch. »Ich erwarte noch einiges von unserer Tschugunowa.«
    Also kam das Spitzelchen Polina mit dem blonden Madonnenscheitel und dem nichtssagenden Gesicht zu Natascha und übte die Opernpartien ein. Bis hierhin war es gut, und es gefiel Polina, einen so leichten Dienst zu haben. In Karaganda war es ärger gewesen, in der Verwaltung des großen Frauenlagers. Da hatte man Nerven nötig, und nicht jeder Frau Sache ist's, die Leichen zu zählen und für die Beseitigung der Toten zu sorgen.
    Jedoch auch der Dienst bei Natascha wurde für Polina ein Problem, als Luka anfing, einen langen Blick auf sie zu werfen. Es begann damit, daß Luka sie in das Gesäß kniff und – als Polina aufschrie und ihm auf die Hand schlug – grinsend feststellte: »Du singst Alt, nicht wahr, mein Herzchen?«
    Von da ab sah Polina sich in ständiger Flucht vor Lukas urgewaltigen Zärtlichkeiten. Nur sicher war sie, wenn sie mit Natascha am Flügel saß und die Partien einstudierte. Dann hockte Luka in irgendeiner Ecke, schälte Kartoffeln für den Mittagstisch, schabte Möhren oder spaltete Rüben, schnitzelte Kohlrabi oder schnitt Kapusta in lange Streifen.
    »Ist sie nicht ein flottes Füchslein?« fragte Luka einmal Natascha. Er hatte von seinen täglichen Streifzügen durch die Läden, die zu den Naturkatastrophen des Wohnviertels gehörten, einen Strauß Blumen mitgebracht. Nicht für Natascha … nein, für Polina Jelzowa, und er stellte den Strauß auf den Flügel und streichelte die Vase.
    Natascha lachte laut. Mit beiden Händen griff sie in Lukas Haare und zog seinen Kopf hin und her. »Er ist verliebt!« rief sie übermütig. »Mein Bär ist verliebt! Mein großer Wolf hat Hunger! Geh doch, und frag sie einmal –«
    »Sie nennt mich einen Dinosaurier! Was ist das?«
    »Ein riesengroßes Urtier.«
    »Keine Beleidigung für mich?«
    »Für dich nicht … für den Dinosaurier!«
    Und wieder lachte sie, zog an seinen Haaren, und der gutmütige Riese ließ sich's gefallen und brummte dazu wie ein

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