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Nathanael

Titel: Nathanael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Landers
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tastete nach seiner. Schweigend liefen sie zum Wagen.
    Kurz bevor sie ihn erreichten, sagte sie leise: «Es will nicht in meinen Kopf, dass mein Bruder mich belogen haben könnte, obwohl vieles dafür spricht. Das hat er noch nie getan.»
    Er drückte tröstend ihre Hand.
    Sie wandte sich ihm zu. «Bitte, halte mich.»
    Er nahm sie in die Arme und zog sie fest an sich.
    Eine Weile blieben sie so stehen, als könnten sie die übrige Welt ausschließen. Ihr Haar duftete nach Limonen. Es an seinem Hals zu spüren, führte ihn in große Versuchung. Und er wusste nicht, wie lange er noch würde widerstehen können.

23.
    Nathanael zu spüren und seinem gleichmäßigen Herzschlag zu lauschen, tröstete Tessa. Dennoch spülte es nicht die marternde Frage fort, die sich ihr immer wieder aufdrängte, ob Ernest ihr doch etwas verschwiegen hatte.
    Als Nathanael ihre Wange streichelte, sah sie zu ihm auf und tauchte ein in das goldglänzende Braun seiner Augen. Wie sie diesen Mann begehrte. Langsam senkte sich sein Kopf herab, bis seine Lippen die ihren unglaublich sanft berührten, als bestünde sie aus Glas.
    Dieser Kuss verschlang die Dunkelheit und Zweifel, die sie umgaben, und hüllte sie in ein warmes Licht. Zu ihrer Enttäuschung beendete er ihn viel zu schnell.
    «Alles wird sich aufklären», sagte er leise an ihren Lippen.
    Widerwillig löste Tessa sich aus der Umarmung.
    Als sie ein Stück gegangen waren, bemerkte sie, dass ihnen jemand folgte. Schlurfende Schritte, die außer Takt gerieten.
    «Miss? Miss?»
    Die schrille Stimme ließ Tessa und Nathanael gleichzeitig herumfahren.
    Eine Frau humpelte auf sie zu, nicht größer als ein Kind, und winkte ihnen ungelenk zu. Tiefe Furchen zogen sich durch ihr Gesicht, so gerade, als hätte sie jemand mit dem Messer eingeritzt. Die durchdringend schwarzen Augen hielten Tessas Blick fest. Die Alte streckte ihre knochige Hand nach ihr aus und hielt sie am Ärmel fest.
    «Sie haben Arthur Levi gesucht?»
    Die Alte sprach mit einem fremdländischen Akzent, womöglich slawisch.
    Sie senkte ihre Stimme, dass Tessa sich zu ihr hinabbeugen musste, um sie zu verstehen.
    «Ich habe ihn und ein paar andere beobachtet. Auch Rogers. Der mit dem Hut, Sie wissen? Er war immer dabei.»
    Also doch.
    «Was wissen Sie genau?», flüsterte Tessa zurück.
    Die Alte kicherte und hielt sich die Hand vor den Mund.
    «Viele Leute zu Rogers gekommen, Tag für Tag. Auch Levi. Haben böse Geister gerufen an runde Tisch. Ich das wissen. Kenne Ritual aus Novosibirsk.» Die Alte unterstrich ihre Worte mit einer theatralischen Geste.
    «Sie meinen eine Séance?», fragte Tessa. «War vielleicht auch eine brünette Frau dabei, etwa so groß wie ich, mein Alter?» Tessa schöpfte Hoffnung, endlich doch noch mehr Puzzlestücke von Hazels Schicksal zu erfahren.
    Die Alte legte den dürren Finger auf die Lippen. «Pst. Ist Teufelswerk. Frauen waren auch da, habe nur ihre Stimmen gehört.»
    Die Alte blickte sich ängstlich um, als befürchte sie, jemand könnte das Gespräch belauschen. Tessa war enttäuscht, dass ihre Gesprächspartnerin Hazels Besuche nicht bestätigen konnte.
    «Viele in diesem Haus hatten Angst und haben Polizei angerufen. Dann Levi verschwunden. Aber ich weiß, die treffen sich noch immer», fuhr die Alte fort.
    Nathanael sah sie eindringlich an. «Wo?»
    Die Russin zuckte mit den Achseln. «Das weiß ich nicht. Aber es ist eine geheime Organisation. Von Rogers. Erkennen sich durch ein Wort … Delo… Delo… ach, schweres Wort.» Sie winkte ab.
    «Meinen Sie vielleicht Delomelanicon? », fragte Nathanael leise.
    «Ja, ja, das ist es.» Die Alte nickte und legte den dürren Finger auf die Lippen, als hätte er etwas Verbotenes gesagt.
    Diesen Begriff hatte Tessa noch nie gehört. Sie sah zu Nathanael.
    «Was ist das?»
    «Dahinter verbirgt sich ein Buch mit Beschwörungsformeln. Luzifer hat es selbst geschrieben. Für seine Anhänger ist es so was wie die Bibel.»
    Hatte ihre Freundin etwa Kontakt zu dieser Satanistengruppe gehabt? Tessa erschauerte. In knappen Sätzen berichtete sie der alten Russin von Hazels tragischem Tod.
    Die Alte bekreuzigte sich hastig und murmelte etwas Unverständliches. «Suchen Sie Rogers, wenn Sie die Wahrheit wissen wollen. Suchen Sie ihn. Muss jetzt gehen. Viel zu viel gesagt. Nicht gut. Teufel wird mich holen.»
    Wieder bekreuzigte sie sich und sah zum Himmel hinauf. Mit einer Geschwindigkeit, die Tessa ihr nicht zugetraut hätte, drehte sie sich um und

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