Nathanael
herrührte.
Sie schleppte sich ins Bad und kühlte ihr Gesicht mit Wasser. Eigentlich hätte sie sich unter die kalte Dusche stellen sollen, um das Feuer ungestillten Verlangens zu löschen, das noch immer in ihr loderte. Sie hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als Sex mit ihm zu haben. Wilden, heißen Sex.
War sie von Sinnen? Dieser Mann war in ihr Leben eingebrochen und verursachte ein emotionales Chaos. Das konnte sie nicht gebrauchen.
Zitternd kehrte sie ins Bett zurück. Von Steven hatte sie nie so geträumt. Das deprimierte sie. Vielleicht lag es daran, dass sie das letzte Mal vor Wochen miteinander geschlafen hatten.
Es musste also nur ein sexy Mann auftauchen, um sie in Versuchung zu führen. Sie schämte sich für ihre Fantasien, in denen sie Steven verraten hatte. Alberner Traum.
Sie warf sich im Bett noch lange unruhig hin und her, bis sie endlich in einen traumlosen Schlaf fiel.
Am nächsten Morgen wachte sie zerschlagen auf. Jeder Zentimeter ihres Körpers schmerzte. Weil Samstag war, blieb sie den ganzen Tag im Bett. Sie wartete auf einen Anruf oder Besuch Hazels, aber die Freundin machte sich rar.
Bis zum Abend hatte sie noch immer nicht mit ihr gesprochen. Immer wieder meldete sich nur ihr Anrufbeantworter oder ihre Mailbox.
Die Unruhe des Vorabends kehrte zurück, stärker als zuvor. Irgendetwas stimmte nicht, das spürte sie. Das war nicht Hazels Art. Sie musste immer gleich alles loswerden, was sie bewegte, egal, ob gut oder schlecht.
Ein flaues Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus. Sie musste wissen, was los war.
An diesem Wochenende arbeitete Steven in seiner Firma. Sie war allein und nichts stand einem Besuch bei Hazel im Weg. Das war besser, als zu Hause rumzuhängen und über Warums und Abers zu grübeln.
Es dämmerte bereits, als sie sich auf den Weg zu Hazel nach Brooklyn machte. Sie verzichtete auf eine Fahrt mit der U-Bahn und nahm stattdessen den Wagen.
Wegen des zähen Verkehrs auf der Brooklyn Bridge kam sie nur langsam voran. Genervt trommelte sie mit den Fingern auf das Lenkrad.
Sie war froh, als sie ihren Wagen eine halbe Stunde später vor dem Block parkte, in dem Hazels Wohnung lag. Die Gegend mit den vielen leer stehenden Häusern des vergangenen Jahrhunderts war ihr suspekt. Sie hatte nie verstanden, was ihre Freundin an den Ort ihrer Kindheit verschlagen hatte, wo sie sich doch eine exklusive Wohnung in der Nähe des Central Parks leisten konnte.
Sie begegnete nur wenigen Fußgängern, die meisten waren mit dem Wagen unterwegs. Vor einem Zeitungsshop kläffte sie ein Hund an.
Um zu Hazels Wohnung zu gelangen, musste sie einen Innenhof überqueren, der nur spärlich ausgeleuchtet war. Bei Einbruch der Dämmerung wurde ihr immer seltsam zumute, als wäre es wie damals, als sie für Steven die Zigaretten im Supermarkt holen wollte. Und dann … Nur nicht daran denken.
Tessa rümpfte die Nase, denn bei den Mülltonnen roch es nach verdorbenem Fisch. Sie hastete über den asphaltierten Hof. Das Klackern ihrer Absätze hallte von den Hausmauern wieder.
Aus dem Schatten des Hauses funkelten sie gelbe Augen an. Tessa blieb erschrocken stehen. Zu ihrer Erleichterung war es nur eine Katze, die fauchend hervorsprang und an der Hausmauer entlanghuschte.
Tessa stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und lief zur Haustür.
Unzählige Klingelschilder leuchteten auf der zerkratzten Metallplatte neben der Haustür. In der obersten Reihe prangte Hazels Name. Tessa drückte den Knopf. Ihre Freundin wohnte fast unterm Dach des zwanzigstöckigen Hochhauses. Zum Glück gab es einen Fahrstuhl.
Als die Tür sich nicht öffnete, trat Tessa zurück und blickte zu Hazels Wohnung hinauf. Die Fenster waren dunkel. Vielleicht schlief sie schon? Zwei Abende hintereinander ging Hazel niemals aus. Tessa drückte noch einmal den Klingelknopf, aber der Summer blieb stumm.
Enttäuscht wandte sie sich um. Den Weg hätte sie sich sparen können. Wo mochte Hazel nur stecken? Und wieso ging sie nicht ans Handy und beantwortete keine SMS? Das passte nicht zu ihr.
Plötzlich zuckte sie zusammen und wirbelte herum. War da nicht eben ein Schatten gewesen, drüben zwischen den Mülltonnen? Tessa kniff die Augen zusammen und starrte hinüber. Aber sie konnte nichts erkennen. Sicher spielten ihr ihre Nerven einen Streich.
Doch dann schälte sich ein Mann aus dem Schatten der Garagen und schlich an den Toren entlang. Nicht auch noch ein Einbrecher! Tessa presste sich mit dem Rücken gegen
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