Nathanael
fast eins, aber Hazel ging eigentlich nie früher zu Bett. Schnell wählte sie ihre Handynummer. Doch anstelle ihrer Freundin antwortete ihr nur die Mailboxansage.
«Ich bin’s, Tessa. Wenn du noch wach bist, melde dich bitte. Ich platze vor Neugier.»
Sie knipste das Licht wieder aus und wartete auf Hazels Rückruf. Als dieser auch nach zehn Minuten noch nicht gekommen war, fing sie an, sich ernsthaft zu wundern. Es war völlig untypisch für Hazel, sich nicht sofort zurückzumelden.
Und wenn ihr etwas auf der Séance zugestoßen war?
Solch ein Blödsinn. Tessa schüttelte über sich selbst den Kopf. Die Teilnehmer saßen nur um einen Tisch und sprachen mit Geistern, die nicht existierten. Was sollte da schon passiert sein?
Es gab sicher einen guten Grund, warum sie sich nicht zurückgemeldet hatte. Dennoch verspürte Tessa eine unerklärliche Furcht um ihre Freundin.
Sicherlich trug ihre verwirrende Begegnung mit diesem seltsamen Fremden dazu bei. Sie war eindeutig überreizt.
Obwohl Übersinnliches in Tessas Leben bislang keinerlei Bedeutung besessen hatte, schien ihr ihre Angst um Hazel wie eine dunkle Vorahnung. Seltsam, damals vor dem Überfall war es ihr ähnlich ergangen, aber sie hatte es nicht wahrhaben wollen. Weil du nicht daran geglaubt hast , meldete sich ihre innere Stimme.
Vorahnungen, Hellsehen, mit Toten reden, das gab es nicht. Auf keinen Fall in der Realität. Das wusste Hazel, rational denkende Programmiererin, die sie war, und sie selbst auch.
Deshalb hatte die Freundin sicher die Séance auch mit ihrem ständigen Gekicher gestört. Tessa lächelte bei der Vorstellung, aber das ungute Gefühl blieb. Sie hatte einfach Angst und wusste nicht, weshalb.
Irgendwann musste sie dann doch eingeschlafen sein. Aber wirre Träume, in denen der Fremde und Hazel die Hauptrollen spielten, ließen sie auch dann nicht zur Ruhe kommen.
Auf der Suche nach ihrer Freundin, die spurlos in einer Kaschemme verschwand, rannte sie eine Straße entlang. Sie irrte durch ein Labyrinth von einsamen Straßen im Hafenviertel, bis sie auf Hazel traf. Die Freundin stand mitten auf der Straße und lachte, bevor sie sich umdrehte und wieder davonlief. Tessa folgte ihr.
Das Ganze wiederholte sich mehrmals. Immer wenn Tessa glaubte, Hazel eingeholt zu haben, drehte die sich lachend um und lief davon. Der Fremde wartete an jeder Straßenecke und quittierte ihre erfolglosen Bemühungen mit einem Grinsen. Nebel kroch durch die Straßen und verschluckte alles.
Das undurchdringliche Weiß ließ Tessa in Panik geraten. Sie rannte geradeaus. Doch dort, wo eben noch Häuser gestanden hatten, gab es nichts außer Nebel. Sie drehte sich um und versuchte es in einer anderen Richtung. Aber gleichgültig, welchen Weg sie einschlug, er führte sie nur noch tiefer in das dichte Weiß hinein.
Verzweifelt schlug sie die Hände vors Gesicht und weinte.
Plötzlich tauchte dicht vor ihr der attraktive Fremde auf. Er zog sie in seine Arme und presste sie fest an seinen muskulösen Körper. In seinen Armen fühlte sie sich geborgen und fand Trost. Unter seinem verlangenden Blick schienen überall auf ihrer Haut kleine Flammen zu tanzen.
Sie legte die Arme um seinen Nacken und reckte sich ihm entgegen. Dabei drückten sich ihre Brüste an seinen Körper. Sofort reagierten ihre empfindlichen Brustwarzen und härteten sich. Er senkte seinen Kopf und küsste sie ungestüm.
Hitze schoss in ihren Schritt und bewirkte ein lustvolles Ziehen, das sich in ihrem Unterleib ausbreitete. Seine Zunge fand den Weg zwischen ihren Lippen hindurch, um das Innere ihres Mundes zu erkunden. Tessa verbrannte unter der Geschicklichkeit seiner Zunge und drängte sich ihm noch mehr entgegen.
Immer wieder trafen sich ihre Zungenspitzen in einem wilden Rhythmus. Ihre Begierde wuchs ins Unermessliche. Sie wollte ihn nackt spüren und schob ihre Hände unter sein Shirt.
Langsam fuhren ihre Finger über seinen wohlgeformten Oberkörper und spürten seinen Herzschlag. Seine Haut fühlte sich glatt und fest an. Er stöhnte und leckte über ihr Ohrläppchen.
Tessa suchte seinen Blick, um die Leidenschaft darin zu sehen. Sie erstarrte, als seine Pupillen feuerrot glühten. Schlagartig verflog ihr Verlangen und wandelte sich in blankes Entsetzen. Sie stemmte mit aller Kraft die Arme gegen seinen Brustkorb und schrie.
Tessa erwachte von ihrem Schrei. Sie schwitzte und ihr Atem ging stoßweise. Zwischen ihren Schenkeln spürte sie die Feuchtigkeit, die von ihrem Traum
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