Nathanael
misstrauisch geworden. Ihre Nerven lagen blank.
Sie begann zu zittern, als ihr bewusst wurde, dass der Bus sie fast überrollt hätte, wenn er nicht gewesen wäre.
«Ich weiß nicht, wie ich Ihnen für das, was Sie eben getan haben, danken soll …», sagte sie leise und sah zu ihm auf.
Wie schon neulich im Aufzug wurden ihr unter seinem begehrenden Blick die Knie weich. Dieser Mann besaß wirklich außergewöhnlich ausdrucksstarke Augen, in denen jetzt ein warmer Glanz lag.
«Ich wüsste schon, wie», antwortete er lächelnd und neigte seinen Kopf herab.
Tessas Puls begann zu rasen, als sich seine halb geöffneten Lippen auf die ihren legten. Mit einer Hand stützte er sich neben ihrem Kopf an der Mauer ab, während die andere sich um ihre Taille schlang.
Jeglicher Widerstand in ihr schmolz. Es fühlte sich so verdammt gut an, noch besser als beim letzten Mal. Sie schloss die Augen und gab sich seinem Kuss hin, der zärtlich und fordernd zugleich war.
Seine Zunge glitt über ihre Lippen, bis Tessa ihr bereitwillig Einlass gewährte. Als sich ihre Zungenspitzen trafen, glaubte sie zu verglühen. Er schmeckte ein wenig nach Apfel, süß und fruchtig. Seine Zunge erkundete ihren Mund, leckte über ihr Zahnfleisch und tanzte mit ihrer.
Tessa schlang die Arme um seinen Nacken und erwiderte den Kuss voller Leidenschaft. Niemand außer ihm hatte sie je so geküsst. Sie konnte gar nicht aufhören. Es war so unglaublich gut, lockend und ungestüm, als wüsste er genau, wonach sie verlangte.
Seine Hände schoben sich unter ihre Kleidung und legten sich auf ihren kalten Rücken. Heiß schoss das Blut durch ihre Adern und sammelte sich in ihrem Unterleib. Mit einem Stöhnen presste er sie fester an sich und schob ein Bein zwischen ihre Schenkel.
Tessa stockte der Atem. Sie bewegte leicht ihre Hüften und rieb über seine Erektion. Das Verlangen nach ihm war so übermächtig, dass sie alles um sich herum vergaß. Sie versank vollkommen in dem Sinnesrausch, den seine Liebkosungen in ihr erweckten.
Lautes Hupen ließ sie auseinanderfahren. Tessa fühlte sich benommen und ihr Herz raste vor Schreck noch wilder.
Ihre Wangen glühten vor Erregung und auch aus Scham, als sie sich bewusst wurde, dass sie beobachtet worden waren. Eine Gruppe Jugendlicher zeigte zu ihnen hinüber, kicherte und tuschelte.
Sie sah zu ihm auf und begegnete seinem von Leidenschaft verschleierten Blick. Seine Lippen waren von ihren Küssen gerötet.
Er wollte sie wieder in die Arme ziehen, aber sie wehrte ab.
«Nein, das geht nicht. Ich habe einen Fehler gemacht», flüsterte sie und stemmte die Hände gegen seine Brust. Für einen kurzen Moment glaubte sie, einen schmerzlichen Ausdruck darin zu erkennen.
Was hatte sie getan? Sie knutschte mit einem Wildfremden in der Öffentlichkeit und vergaß ihren Freund, mit dem sie seit Jahren eine harmonische Beziehung führte! Wie sollte sie Steven je wieder in die Augen sehen können?
Und das Schlimmste an der Sache war, dass sie eigentlich nicht damit aufhören wollte. Ihre Brüste spannten und ihr Unterleib brannte vor Verlangen.
«Du bereust, mich geküsst zu haben?» Der Ausdruck auf seinem Gesicht war nicht zu lesen.
«Ich lebe seit Langem mit jemandem zusammen», antwortete sie leise. «Neulich, im Trump Tower, ich war mit ihm dort … Es tut mir leid …», stammelte sie.
«Du brauchst mir nichts zu erklären. Es war nur ein Kuss. Ein Dankeschön.»
Seine Worte trafen sie. Für sie war es aufregend und unglaublich schön gewesen. Wie hatte sie nur glauben können, dass er das Gleiche dabei empfunden hatte? Es war nur ein Kuss. Seine Worte hallten in ihr nach. Sie fühlte sich plötzlich schrecklich.
«Ich glaube, es ist besser, wenn ich jetzt gehe.»
Sie wandte sich um, damit er ihre feuchten Augen nicht sah. Ihr Herz war schwer wie ein Stein. Nie war ihr ein Abschied so schwer gefallen wie in diesem Moment. Vielleicht würden sie sich nie wiedersehen und seine Küsse waren die einzige Erinnerung an ihn. Dabei kannte sie noch nicht einmal seinen Namen.
«Nathanael. Ich heiße Nathanael», sagte er, als hätte er ihre Gedanken erraten. Reiß dich zusammen , ermahnte sie sich.
Tessa schloss die Augen und kämpfte gegen die unerwartete Traurigkeit, die in ihr aufstieg, bevor sie sich noch einmal umdrehte. «Und ich heiße Tessa.»
Am liebsten wäre sie zu ihm gelaufen und hätte sich in seine Arme geworfen. Aber sie gehörte zu Steven. Es war nicht fair, ihn zu hintergehen. Das hatte er
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