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Nathanael

Titel: Nathanael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Landers
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nicht verdient. Und es war bereits zum zweiten Mal geschehen. Weshalb fühlte sie sich von Nathanael so stark angezogen? Sie war doch glücklich in ihrer Beziehung. Ihr Leben verlief genauso, wie sie es sich gewünscht hatte.
    Wirklich? Zum ersten Mal meldete sich in ihr die leise Stimme des Zweifels, die sie zu unterdrücken versuchte. Bald zählte sie zu den einflussreichsten Frauen der Branche, eine Position, um die sie viele Frauen in New York beneideten.
    Die Stimme dröhnte in ihrem Kopf: Aber wann hat Steven dir zuletzt das Gefühl vermittelt, deinen Körper zu begehren?
    Als sie genau darüber nachdachte, wurde ihr klar, dass jede Zärtlichkeit zwischen ihnen stereotyp verlief. Die Luft war raus, jedenfalls was das Sexuelle betraf. Monotonie hatte sich in ihre Beziehung geschlichen, ohne dass sie es so richtig gemerkt hatte.
    Was Nathanael betraf, so konnte es nur der Reiz an einer flüchtigen sexuellen Affäre sein, weil sie das Gefühl vermisste, sich begehrt zu fühlen. Sie durfte ihn auf keinen Fall wiedersehen. Wer weiß, wie weit sie sonst ginge, wenn sie alle Hemmungen in überschäumender Lust verlor. Hastig drehte sie sich um und eilte zu ihrem Wagen.
    «Pass auf dich auf! Das nächste Mal ist vielleicht niemand da, der dich rettet», rief er hinter ihr her.
    Mit Tränen in den Augen drängte Tessa sich an der Warteschlange vorbei zu ihrem Wagen. Sie hatte gehofft, er würde ihr folgen, aber er tat es nicht. Die Enttäuschung darüber brannte in ihrem Herzen wie Feuer. Es konnte doch nicht sein, dass ihr das so viel ausmachte? Das ließ nur den Schluss zu, dass zwischen ihr und Steven etwas nicht stimmte, etwas, das ihr nie bewusst geworden war. Leidenschaft und Begierde besaßen für sie offenbar mehr Bedeutung, als sie bislang angenommen hatte.
    Alles in ihrem Kopf begann sich zu drehen. Sie hätte nicht hierher kommen sollen. Erschöpft sank sie aufs Wagenpolster und lehnte den Kopf zurück.
    Der Bus stand noch immer an derselben Stelle, weil ein Wagen von hinten in ihn hineingefahren war. In der Zwischenzeit hatten sich zahlreiche Schaulustige um ihn gruppiert. Polizeisirenen ertönten. Der Busfahrer stand mit dem Fahrer des anderen Wagens zusammen. Er wirkte sehr aufgebracht und gestikulierte wild, während sein Gegenüber mit hängendem Kopf vor ihm stand und fassungslos den Kopf schüttelte.
    Tessas Blick glitt weiter zu dem Punkt, an dem sie vorhin gestanden hatte, bevor sie gestoßen worden war.
    Seine roten Augen stachen aus der Menge heraus. Er sah starr zu ihr herüber. Sein Blick schien sie durchbohren zu wollen. Ein Schauer lief ihr den Rücken hinab. Er war es gewesen, der sie vor den Bus geschubst hatte, der Kerl von gestern Abend. Da war sie sich sicher. Sie musste hier weg, bevor er einen weiteren Versuch startete, sie umzubringen.
    Mit zittrigen Fingern drehte sie den Schlüssel im Zündschloss um und lenkte den Wagen aus der Parklücke.
    Tessa war noch immer verstört, als sie wieder in ihre Wohnung zurückkehrte. Wenigstens fühlte sie sich hier sicher.
    Während sie Kaffeepulver und Wasser in die Kaffeemaschine schüttete, dachte sie an Nathanael.
    Seltsamerweise hatte sie sich noch nie so beschützt gefühlt wie in seinen Armen. Wie leicht er sie über die Straße getragen hatte, als wäre sie nicht schwerer als eine Katze. Tessa war zwar schlank, aber sie besaß keine Modelmaße. Sein muskulöser Körper dicht an dem ihren, seine leidenschaftlichen Küsse … Sie durfte nicht mehr daran denken.
    Gerade mal einen Tag war Steven fort und schon spielten ihre Hormone verrückt, nur weil sie Nathanael erneut begegnet war. Aber weshalb hatte sie der Abschied von ihm geschmerzt?
    Sie war verängstigt, verunsichert und einsam und dadurch leicht zu beeindrucken gewesen, zog sie das Fazit aus ihrer Begegnung.
    Sie wanderte mit der Tasse ins Wohnzimmer hinüber und schaltete den Fernseher ein, um sich abzulenken. Herrgott, sie musste diese unselige Episode Nathanael vergessen. Schluss, aus und vorbei, bevor es begonnen hatte. Aber sie wusste, dass sie noch eine Zeit lang an ihn denken würde.
    Als sie die Bilder eines weiteren Selbstmordes über den Bildschirm flimmern sah, knipste sie den Fernseher wieder aus. Das nicht auch noch! Arbeit würde sie auf andere Gedanken bringen. Sie setzte sich an den Laptop und schaltete ihn ein.
    Während sie im Internet die Börsenkurse in Europa studierte, musste sie immer wieder an Hazel denken. Was mochte bei der Séance geschehen sein? Wer hatte

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