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Nathanael

Titel: Nathanael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Landers
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Dressman.
    Sie drehte sich auf die Seite und schlief gleich darauf ein.
    Jemand schrie.
    Tessa setzte sich ruckartig auf. Ihr Atem ging stoßweise. Eine Hand legte sich auf ihren Arm. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass sie es selbst gewesen war, die geschrien hatte.
    «Hey, beruhige dich. Komm her.» Steven zog sie in die Arme. «Du hast nur schlecht geträumt», flüsterte er.
    Seine Worte beruhigten sie.
    Im Traum war Hazel wieder vom Dach gestürzt, gestoßen von dem Mann mit den rot glühenden Augen. Sein Lachen dröhnte ihr in den Ohren.
    Dann sprang er vom Dach, um sie zu packen. In Panik lief sie davon, durch dunkle Hinterhöfe und Tunnel, aus denen Hände nach ihr griffen, bis sie gegen den Kerl aus der U-Bahn prallte. Lächelnd sah er auf sie herab. Doch dann verwandelte sich sein Gesicht in eine Teufelsfratze.
    Tessa zitterte noch immer und ihr Herz raste, als wolle es ihre Brust sprengen.
    «Ich kann es immer noch nicht fassen, dass Hazel tot ist», flüsterte sie.
    Schweigend drückte Steven sie an seine Brust und strich ihr über den Rücken. Eine Weile lauschte sie seinem gleichmäßigen Herzschlag, bis sie endlich wieder einschlief.
    Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee weckte Tessa. Verschlafen rieb sie sich die Augen und blickte dann auf den digitalen Wecker neben dem Bett. Es war Sonntagmorgen, erst acht Uhr und Stevens Betthälfte leer.
    «Steven?» Tessa setzte sich auf und spähte durch die geöffnete Tür in den Flur, in dem zwei Hartschalenkoffer standen.
    Er trat aus dem angrenzenden Ankleidezimmer im dunklen Nadelstreifenanzug und band sich die Krawatte.
    «Was machst du da? Habe ich was verpasst? Heute ist doch Sonntag, oder?» Tessa sah ihn fragend an.
    Steven lächelte, aber es lag eine Spur Unsicherheit darin.
    «Ja, heute ist Sonntag. Ich fliege nach Brüssel. Ab morgen beginnen die Konferenzen.»
    Das hatte sie doch glatt vergessen. Seit Wochen drehte sich alles nur um dieses Thema. Aber er konnte sie jetzt unmöglich allein lassen. Sie brauchte ihn mehr denn je.
    «Kannst du nicht morgen fliegen? Harold könnte doch die Präsentation in den nächsten Tagen übernehmen.»
    «Nein.» Sein Blick wurde hart. «Die Chance, mich auch auf dem europäischen Markt zu etablieren, lasse ich mir nicht entgehen. Harold habe ich übrigens entlassen.» Er sagte es so emotionslos, dass sie schlucken musste.
    Harold Masterson galt als loyalster Mitarbeiter der Firma. Er war seit über zwanzig Jahren bei Greenberg Pharma beschäftigt gewesen, jahrelang die rechte Hand von Stevens Vater gewesen. Und jetzt hatte Steven ihn rausgeworfen? Noch vor wenigen Wochen hatte er sich über Harolds Engagement lobend ausgesprochen.
    «Du hast Harold gekündigt?»
    «Mach doch jetzt kein Drama daraus. Er hat ständig gegen die Zulassung des neuen Medikaments interveniert. Er hat einen bei der Behörde bestochen, damit es nicht zugelassen wird. So etwas dulde ich nicht.» Seine Kiefermuskeln spannten sich an. Unter seinem Blick fröstelte sie.
    «Harold? Das kann ich nicht glauben.» Sollte sie sich so in dem sympathischen Mittfünfziger getäuscht haben? Irgendwie wollte ihr das nicht in den Kopf.
    «Du bezweifelst ja auch Hazels Freitod.»
    Seine Worte trafen sie. «Das ist doch was ganz anderes. Harold war immer offen und vertrauenswürdig …»
    «War. Das ist das entscheidende Wort. Du kannst dir die Welt nicht immer nur schön reden, Tessa.»
    «Das tu ich doch gar nicht.»
    Irgendetwas stimmte nicht. Steven wirkte auf einmal so kalt und abweisend, als er von Harold sprach, wie sie ihn noch nie erlebt hatte.
    Tessa wollte mit einer Erklärung fortfahren, als er ihr zuvorkam.
    «Komm, Darling, lass uns jetzt nicht kurz vor meinem Abflug über Hazel und Harold streiten. Ich bin spät dran.» Er sah auf seine Rolex.
    Sie hätte zu gern mehr über Harolds Entlassung erfahren, aber da stand Steven schon neben dem Bett. Er hasste es, seine Entscheidungen zu rechtfertigen.
    Dabei wollte sie ihm gar nicht reinreden, sondern nur daran teilhaben. Als Firmenleiter war er ein Mann der schnellen Entschlüsse. Dennoch besprach er mit ihr all seine Entscheidungen vorher. In Harolds Fall musste es so eilig gewesen sein, dass er keine Zeit gehabt hatte, mit ihr darüber zu reden. Tessa wollte die Arme um ihn legen, doch er schob sie zurück und küsste sie flüchtig auf den Mund.
    «Wir sehen uns dann in drei Wochen. Ich ruf dich an.»
    «Wenn du aus Brüssel zurück bist, erzählst du mir dann mehr über

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