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Nathanael

Titel: Nathanael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Landers
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andere wirbelte herum und schon klirrten erneut die Schwertklingen. Funken sprühten bei jedem Aufeinandertreffen des geschliffenen Metalls. Mal war es der Blonde, der seinen Gegner zurücktrieb, dann wieder der andere. Wie gern hätte Tessa den Schauplatz verlassen, aber dann hätten die beiden sie mit Sicherheit bemerkt.
    Sie vollführten meterhohe Sprünge, drehten sich in der Luft, schlugen Salti, dass Tessa bei diesem Anblick den Atem anhielt. Ihre Fingernägel gruben sich vor Anspannung schmerzhaft in ihre Handflächen. Obwohl ihr beide fremd waren, fieberte sie mit dem blonden Mann. Immer wenn sein Gegner im Vorteil war, biss sie sich auf die Lippe und atmete erleichtert auf, als er wieder die Oberhand gewann.
    Der Kampf eskalierte, als ihr Favorit dem Rotäugigen das Schwert in den Arm schlug. Blut spritzte aus der Wunde auf den Asphalt. Mit schmerzverzerrtem Gesicht brüllte der mit dem Stiernacken auf. Verwundet war er noch gefährlicher, das spürte sie. Jetzt schlugen die Schwerter in schnellerem Rhythmus gegeneinander.
    Hass loderte in den rot glühenden Augen. Die beiden Streitenden verlegten ihren Kampf vom Boden aufs Dach. Sie schienen nicht zu ermüden, im Gegenteil, sie kämpften immer schneller und spektakulärer, ohne eine Pause einzulegen.
    Tessas Körper war zum Zerreißen gespannt. Wann würde das enden? Hoffentlich bald. Sie wusste nicht, wie lange ihre Nerven es aushalten würden, der Auseinandersetzung beizuwohnen und vielleicht mit anzusehen, wie einer von ihnen starb. Auf den Anblick eines weiteren Toten wollte sie verzichten.
    Tessa hätte alles dafür gegeben, um jetzt sicher in ihrem Bett zu liegen, anstatt dem Kampf zuzusehen, der sie ängstigte und ihr gesamtes Weltbild ins Wanken brachte. Mit Hazels Tod hatte sich ihr eine Pforte in eine andere Welt geöffnet, von deren Existenz sie nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Wer zum Teufel waren diese Kerle? Woher kamen ihre Kräfte?
    Zu allem Unglück näherten sie sich jetzt ihrem Standort, sodass sie sich noch dichter an die Mauer presste. Wenn die dich entdecken, machen die kurzen Prozess mit dir , schoss es ihr durch den Kopf. Bei der Vorstellung lief es ihr eiskalt den Rücken hinunter. Sie hatte eine Scheißangst, die sie nur mühsam im Zaum halten konnte. Die Luft war wie elektrisch geladen und kratzte auf ihrer Haut.
    Jetzt befand sich der Rotäugige im Vorteil. Er hatte den Blonden in einer Hausecke in die Defensive gedrängt. Jeden Schlag fing der Bedrängte ab, während sein Blick fieberhaft nach einem Ausweg suchte. Haarscharf sauste die Klinge an seinem Kopf vorbei, schnitt eine seiner Locken ab und streifte sein Ohr, das zu bluten begann.
    Tessa ballte die Hände zu Fäusten. Er darf nicht verlieren. Sie musste etwas unternehmen. Schließlich bückte sie sich, hob einen winzigen Stein auf und warf ihn gegen eine Fensterscheibe auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
    Das Geräusch schreckte die beiden auf. Die Augen des Rotäugigen suchten nach dem Verursacher. Diesen kurzen Moment der Unaufmerksamkeit nutzte der Blonde, indem er sich gegen seinen Widersacher warf und ihn zu Boden riss. Das Schwert des Rotäugigen schlitterte über den Asphalt, bis es vom Bordstein gestoppt wurde.
    Der Blonde sprang auf ihn und presste den Gegner mit den Knien auf den Boden. Mit einem animalischen Brüllen bäumte der Rotäugige sich auf, um sich seines Widersachers zu entledigen. Doch der drückte ihm das Schwert gegen die Kehle, bis der Widerstand erlahmte.
    «Diesmal habe ich das letzte Wort», sagte der Blonde heiser, bevor er das Schwert in die Kehle des Mannes unter sich stieß.
    Entsetzt wandte Tessa sich ab und schloss die Augen. Ihr Herz pochte ihr in der Kehle. Ein heiseres Gurgeln erklang. Dann herrschte Stille. Sie schlug die Augen auf und bereute es sofort, denn der Blonde beugte sich mit einem gekrümmten Messer über den Toten und schnitt ihm das Herz aus dem Leib. Wie hatte sie nur glauben können, dass er besser war als der Rotäugige?
    Danach beobachtete sie etwas schier Unglaubliches. Aus dem Rücken des Blonden wuchsen riesige, schwarze Flügel. Er stöhnte dabei, als schmerzte ihn das. Fasziniert starrte Tessa auf das Schauspiel. Es dauerte einen Moment, bis sich die Schwingen vollends entfaltet hatten. Sie schlugen erst langsam, dann immer schneller werdend, bis der Blonde vom Boden abhob und in rasanter Geschwindigkeit davonflog.
    Mein Gott, sie hatte eben einen Mord beobachtet. Das war so unfassbar und grausam

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