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Nathanael

Titel: Nathanael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Landers
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gehört.»
    Tessa traute ihren Ohren nicht. «Du hast was?», fragte sie fassungslos.
    Ernest sog geräuschvoll die Luft ein. «Ich habe schon einmal von einem solchen Kampf gehört», wiederholte er.
    «Warum hast du mir nichts davon erzählt?»
    Ernest fuhr sich mit der Hand über das Kinn und starrte auf den Boden. «Ich wollte dich nicht beunruhigen.»
    «Das ist jetzt auch egal. Was hast du darüber gehört?»
    «Im letzten Monat, als ich noch die Gemeinde drüben in Newark betreut habe, saß ich jeden Freitagabend an meiner Sonntagspredigt. Auch an diesem besagten Tag. Es war schon gegen Mitternacht, als ich plötzlich ein flackerndes Licht in der Kirche sah. Vielleicht suchte jemand die Kirche für ein Gebet auf, dachte ich. So was kam öfter vor. Ich lief hinüber, um mich zu vergewissern. Vor dem Altar auf dem Boden fand ich einen schwer verletzten Mann liegen. Ich wollte den Notarzt rufen, aber er flehte mich an, es zu lassen. Sein Name war Aaron, und er war ein Blutengel.
    Er erklärte mir, sein Körper heile von allein. Das konnte ich nicht glauben. Er nahm mir das Versprechen ab, dass er so lange in der Kirche bleiben dürfe, bis die Wunde verschlossen war. Ich verbrachte die ganze Zeit bei ihm und hörte mir seine Geschichte an, wie es zu der Verletzung gekommen war. Ein gefallener Engel hatte ihm sein Schwert in den Leib gerammt.
    Seit über tausend Jahren herrscht Gleichgewicht zwischen den Mächten von Himmel und Hölle. Doch manchmal wechselt einer die Seiten und das führt zu einem Chaos. Von Aaron weiß ich auch, dass Dämonen rot glühende Augen besitzen. Du hast vermutlich einen Kampf zwischen einem Blutengel und einem Dämon miterlebt.»
    Tessa sprang auf und schüttelte den Kopf.«Dämonen? Blutengel? So was gibt es doch nicht. Das ist nicht real.» Sie wusste nicht mehr, was sie glauben konnte. Doch in ihrem Innern wusste sie, dass ihr Stiefbruder recht hatte. Sie weigerte sich nur, daran zu glauben. Langsam ging sie vor Ernest auf und ab.
    «Ich hatte vorhin furchtbare Angst, dass die mich entdecken und umbringen», sagte sie leise.
    Ernest sah auf. «Nein», sagte er bestimmt.
    «Ach, ja? Was macht dich da so sicher?»
    «Dämonen versetzen Menschen in Angst und Schrecken, aber sie töten nicht.»
    «In Stevens Auto sah das aber ganz anders aus. Der Kerl wollte mich nicht nur verschrecken, sondern umbringen.»
    «Er würde es nicht wagen.»
    Er sprach darüber mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass es sie ärgerte.
    «Hat dir das dieser … Blutengel vielleicht auch verraten?», rief sie. Tessa bereute ihre Worte sofort, als sie sah, wie Ernest leicht zuckte. Aber sie war mit den Nerven am Ende und hatte sich nicht mehr unter Kontrolle.
    Ernest wanderte um den Schreibtisch herum und setzte sich auf den Ledersessel dahinter. «Blutengel beschützen Menschen vor Dämonen.»
    «Aber der war genauso brutal. Er hat dem Dämon das Herz aus der Brust geschnitten. Einfach widerlich.» Sie trommelte mit den Fingern nervös auf ihren Knien.
    «Damit die Engel Dämonen für immer in die Hölle zurückschicken können, müssen sie ihr Herz entfernen.»
    Tessa sah ihren Stiefbruder bestürzt an. Was wusste er noch alles?
    Seine Worte musste sie erst einmal verdauen. Alle möglichen Erklärungen hatte sie erwartet, aber nicht das. Eine Weile sah sie schweigend nach unten.
    «Wer weiß noch davon? Ich meine von den Blutengeln und so», fragte sie schließlich ihren Bruder.
    «Ich kenne einige, die behaupten, ihnen begegnet zu sein. Ich habe viele Geschichten gehört und sie wie du nicht geglaubt, bis zu jenem Abend.»
    Tessa biss sich auf die Unterlippe. Sie fröstelte bei dem Gedanken, dass es solche Wesen unter ihnen gab.
    «Tessa …»
    «Solch ein Dämon hat vielleicht Hazel auf dem Gewissen und wer weiß, wen sonst noch», unterbrach sie ihren Stiefbruder.
    Plötzlich trennte sie von Ernest eine breite Kluft. Hazel hatte ihr nicht alles erzählt, und dass das auch auf Ernest zutraf, stürzte sie in Zweifel.
    War sie vorher nur blind durchs Leben gerannt? Vor lauter Aufregung wurde ihr wieder schlecht. Gab es wirklich Engel und Dämonen? In ihrem Kopf herrschte Chaos.
    «Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Das ist alles so … so …» Sie fand nicht das passende Wort.
    «Unvorstellbar. So ist es mir damals auch ergangen.»
    Wurde sie vielleicht wegen ihres Stiefbruders von dem Dämon attackiert, weil er einst einem Blutengel Unterschlupf gewährt hatte? War Ernest der Nächste auf

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