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Nathanael

Titel: Nathanael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Landers
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spontan einfielen, darunter auch der Titel von Hazels Lieblingsroman. Aber alle entpuppten sich als falsch.
    Dann versuchte sie es mit dem Wort Séance. Wieder eine Niete. Engel.
    «Oh, oh, Passwort abgewiesen. Du hast nur noch einen Versuch, bevor das System gesperrt wird», tönte die Männerstimme und ein drohender Zeigefinger tauchte auf.
    Na, klasse.
    «Ich brauche schon ein paar Versuche mehr als einen.» Verärgert schlug sie mit der flachen Hand auf den Tisch. Verdammtes System. Warum musste die Freundin auch alles in diesen verflixten Computer tippen?
    Sie stützte den Kopf in die Hände. Wenn sie jetzt nicht weiterkam, würde es ihr nie gelingen, mehr herauszufinden.
    Sie starrte auf den Bildschirm, als hoffte sie, das Passwort würde dort auftauchen. Der Bildschirmschoner mit den Engeln drehte weiter seine Kreise und lullte sie ein. Es besaß fast schon eine hypnotische Wirkung.
    Umso mehr erschrak sie, als das Engelbild sich plötzlich in der Mitte positionierte, nach vorn kippte und die Engel von der Wolke purzelten. Flammen züngelten von der unteren Kante des Bildschirms empor und verschlangen die Engel. Dann war der Spuk vorbei und der Bildschirmschoner zog von Neuem seine Kreise.
    Sie kannte Hazel gut genug, um zu wissen, dass sie jeder Kleinigkeit eine Bedeutung beimaß und oft ihre Programme mit einem Gag versah. Warum also auch nicht hier? Vielleicht lag hier der Schlüssel zum Passwort und zum Abend der Séance?
    «Engel, die von einer Wolke kippen …», sinnierte Tessa und kaute nervös an den Fingern.
    «Warum bin ich nicht gleich darauf gekommen?» Grinsend hämmerte sie auf der Tastatur die Worte ‹Fallen Angels› und wartete voller Spannung, ob sich ihre Vermutung bestätigte.
    Pling! Der Eintritt ins Computersystem wurde gewährt.
    «Bingo!», rief sie erleichtert aus und trommelte mit den Fäusten vor Freude auf dem Schreibtisch.
    Während die Icons sich auf dem Bildschirm manifestierten, streifte ihr Blick eine Tablettenschachtel im Regal hinter dem Schreibtisch. Wieder etwas, das nicht zu Hazel passte, denn ihre Freundin schwor auf Homöopathie. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass Hazel jemals eine Tablette geschluckt hatte, die kein homöopathisches Mittel gewesen wäre.
    Tessas Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf den Bildschirm, als das Kalender-Icon vor ihr aufblinkte.
    «Na, also.»
    Sie klickte sich akribisch durch Hazels Kalender, aber alles, was sie fand, waren Eintragungen biblischer Männernamen. Hatte ihre Freundin heimlich einer Sekte angehört?
    Hazel und sie waren seit vielen Jahren miteinander befreundet. Tessa glaubte, ihre Freundin zu kennen, aber seit ihrem Tod schien sie eine Fremde vor sich zu haben. Sie blätterte virtuell durch den Kalender und gelangte schließlich zum Datum der Séance.
    Hastig griff sie nach Zettel und Stift, um sich die Adresse zu notieren, wo die Sitzung stattgefunden hatte. Auch die Namen der beiden anderen Teilnehmer und des Mediums kritzelte sie dazu. Eine Frau und zwei Männer, deren Namen sie noch nie zuvor gehört hatte. Hazels Kollegen? Nachbarn?
    Ein überdimensionales, verschnörkeltes S erstreckte sich über alle Zeilen verschiedener Kalendereinträge. Kein weiterer Hinweis. Stand das S vielleicht für Séance?
    Tessa klickte auf Hazels Organizer und gelangte zu einer To-do-Liste. Sie beinhaltete nur berufliche Einträge zu irgendwelchen Programmen, die sie erstellt hatte, nichts Privates. Auch kein S. Also doch S für Séance? Aber weshalb dann an einem Dutzend Tage?
    Bevor sie nicht mit den Séanceteilnehmern gesprochen hatte, käme sie nicht weiter. Tessa war enttäuscht, sie hatte sich viel mehr von den Eintragungen ihrer Freundin versprochen.
    «Hazel, was sollen diese blöden Ratespiele? Da komme ich doch nie dahinter!», schimpfte sie laut. Den Kopf in die Hände gestützt starrte sie deprimiert auf den Bildschirm, bis die Engel auf der Wolke wieder kreisten.
    Noch eine ganze Weile klickte sie sich durch sämtliche Dateien von Hazel, ohne auf einen Hinweis zu stoßen. Genervt schaltete sie den Computer aus.
    Tessa sah auf ihre Uhr. Es war schon Mitternacht, und sie war todmüde.
    Mit dem Zettel in der Hand verließ sie nachdenklich Hazels Wohnung.

8.
    Als Tessa hinaus auf den Innenhof trat, wehte ein frischer Wind. Einen Moment blieb sie in der Tür stehen. Das dumpfe Geräusch von Hazels aufschlagendem Körper würde sie nie vergessen können. Der Schock saß ihr noch immer tief in den Gliedern.
    Vorsichtig

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