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Nathanael

Titel: Nathanael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Landers
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nach rot glühenden Augen, konnte aber zu ihrer Erleichterung nichts entdecken.
    Zwei Polizisten drängten eine Handvoll Schaulustige zurück, die versuchten, unter dem Absperrband durchzuschlüpfen. Tessas Griff verstärkte sich, als sie bemerkte, wie einige der Umstehenden die Polizisten aufgebracht beschimpften. Nathanael beachtete es nicht, sondern marschierte weiter unbeirrt vorwärts.
    Im selben Augenblick wurde Tessa von einem bulligen Kerl beiseite gestoßen, weil sie ihm angeblich die Sicht nahm. Sie verlor das Gleichgewicht, ihr Griff lockerte sich, und ehe sie es verhindern konnte, hatte sie Nathanael losgelassen, der zwischen zwei breitschultrigen Männern vor ihr verschwand.
    Bleib stehen , klangen seine Worte ihr in den Ohren. Sie hätte auch gern seine Anweisung befolgt, wenn es nicht so schwierig gewesen wäre, denn sie wurde hin und her geschubst, als die Schaulustigen sich noch näher an die Bänder drängten. Ein Ellbogen bohrte sich in ihre Rippen, dass sie kaum Luft bekam. Sie wollte nach Nathanael rufen, aber ihre Stimme versagte.
    Die Leiber der Umstehenden drückten sich gegen ihren Körper und sie fühlte sich wie in einer Presse gefangen. Die Stimmen vermischten sich zu einem dumpfen Ton, das Bild verschwamm vor ihren Augen. Schweiß brach ihr aus allen Poren und ihre Knie zitterten. Gleich würde sie ohnmächtig werden.
    Plötzlich spürte sie eisigen Atem in ihrem Nacken, der sie erstarren ließ. Der Dämon. Er war hier, ganz dicht.
    Panik wallte in Tessa auf. Sie musste hier weg. Sofort. Ob mit oder ohne Nathanael. Sie schaffte es, sich umzudrehen und mit dem Einsatz ihrer Ellbogen einen Weg nach hinten zu bahnen. Halt durch, weiter . Die Todesangst trieb sie an.
    Sie fixierte über den Köpfen der anderen eine blinkende Reklame als Anhaltspunkt. Das gab ihr die Kraft, während sie sich keuchend weiterschob. Kaum lichteten sich die Reihen, packte sie eine kräftige Hand am Arm.
    Nathanael drehte sie sich zu sich um und funkelte sie wütend an.
    «Bist du von allen guten Geistern verlassen? Wieso bist du nicht stehen geblieben, wie ich es dir gesagt habe?», schnaubte er. Seine Nasenflügel blähten sich. Er stand wie ein Racheengel vor ihr.
    «Du warst plötzlich verschwunden, die Leute haben mich geschubst. Ich leide unter Klaustrophobie, diese Enge … und dann … habe ich den Dämon gefühlt, diese eisige Kälte …»
    «Schon gut, beruhige dich.» Er zog sie in seine Arme und sie konnte das heftige Klopfen seines Herzens spüren. «Mach das nie wieder. Ich …»
    Es war an der Zeit, ihre Panik zu erklären und ihm von dem Überfall zu erzählen. «Ich muss dir etwas sagen.»
    Er zog sie ein Stück weiter und legte den Arm um ihre Schultern.
    «Also, was ist los?», flüsterte er.
    In wenigen Sätzen beschrieb sie tonlos, was damals geschehen war. «Neben mir stand ein Mann, riesig mit breiten Schultern. Er wurde tödlich getroffen, sackte zusammen, riss mich zu Boden und begrub mich unter sich. Ich bekam keine Luft mehr und hatte Angst zu ersticken. Seitdem habe ich diese Klaustrophobie.»
    Tessa war froh, dass sie sich ihm anvertraut hatte. Er legte seine Hand auf ihre Wange und drehte ihren Kopf sanft zu sich herum. Sofort begann es auf ihrer Haut angenehm zu kribbeln. Als hätte er es gespürt, zog er seine Hand zurück.
    «Es tut mir leid, dass ich dich vorhin so angefahren habe, ich hätte besser auf dich achtgeben müssen. Es ist meine Schuld, ich hätte damit rechnen müssen, dass so was passieren kann.»
    «Ist schon okay. Mir ist ja nichts geschehen.»
    Der sanfte Ausdruck in seinen Augen ließ ihr Herz schneller schlagen. Sieh mich nicht so an , dachte sie. Er senkte den Blick.
    Ein leises Schluchzen weckte Tessas Aufmerksamkeit. Ihr Kopf ruckte herum, und auch Nathanael sah in die gleiche Richtung. Weinend stützte sich eine blonde Frau auf dem Kofferraum des Polizeiwagens ab. Sie wirkte verloren und verzweifelt. Tessa empfand sofort Mitleid für sie.
    «Warum hat er das nur getan?», sagte sie immer wieder und schlug die Hände vors Gesicht.
    Nathanael wollte zu ihr gehen, aber Tessa hielt ihn mit einer Geste zurück.
    «Warte, lass mich bitte zu ihr gehen. Allein.»
    «Nein!»
    Seine Antwort war deutlich und eine Warnung lag in seinem Blick. Sie wusste, dass er auf eben anspielte. Es fiel ihr schwer, sich an den Gedanken zu gewöhnen, keinen Schritt mehr ohne ihn zu tun.
    «Okay, aber lass mich sprechen.»
    Er nickte.
    Langsam ging Tessa um den Wagen herum auf die Frau

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