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Nathanael

Titel: Nathanael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Landers
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seufzte.
    Nachdem sie das Passwort eingegeben hatte, blätterte Tessa im elektronischen Archiv der Freundin. Dabei fühlte sie sich wieder wie ein Eindringling.
    Kreditkartennummern, Geheimzahlen und Sozialversicherungsnummer, alles war detailliert aufgelistet. Selbst ihre Menstruationsblutungen waren eingetragen.
    Tessa beugte sich weiter vor und tippte auf den Bildschirm. «Komisch, dieser Séancetermin liegt schon ein halbes Jahr zurück», murmelte sie.
    Sollte Hazel sie angelogen haben? Nein, bestimmt nicht, das hätte sie gemerkt. Sie kannte die Freundin gut genug.
    Nathanael beugte sich über ihre Schulter und sah auf den Bildschirm. Als sein Atem ihren Hals streifte, erschauerte sie. Seine Nähe machte sie schwindlig. Er roch nach frischer Seife und einem Sandelholz-Aftershave.
    «Meinst du das S steht wirklich für Séance? Es könnte auch ihren Lover bezeichnen.»
    Wenn es einen Mann gegeben hätte, hätte Hazel ihr das niemals verschwiegen. Alles hatten sie sich anvertraut, selbst die Zungenküsse, die sie als Teenager heimlich mit einem Mitschüler ausgetauscht hatten.
    «Quatsch. Hazel hatte keinen Freund, sie hätte es mir gesagt. Wir haben uns alles erzählt.»
    Nathanaels Verdächtigung ärgerte sie, weshalb ihr Tonfall barscher ausfiel, als beabsichtigt. Doch der Zweifel keimte in ihr. Was war mit Simon, Hazels Ex? War zwischen beiden wieder die alte Liebe aufgeflackert?
    «Sagte die Frau, deren Ehemann sie mit ihrer besten Freundin betrog.»
    Tessa schnappte vor Empörung nach Luft. «Wie kannst du meiner Freundin so was unterstellen, wo du sie noch nicht mal gekannt hast?» Sie wandte den Kopf und funkelte ihn wütend an.
    «Entschuldige, ich wollte nichts unterstellen. Aber wenn das S nicht für Séance steht, wofür dann? Hier und hier ist es auch eingetragen. Immer mittwochs.»
    Tessa wurde unvermittelt heiß. Mittwoch war immer Hazels freier Tag gewesen, den sie regelrecht für heilig erklärt hatte. «Ein Tag nur für mich, an dem ich tun und lassen kann, was ich will. Den ganzen Tag im Internet surfen. Ist das nicht mega?» Die Worte der Freundin klangen noch immer in ihren Ohren.
    «Ihr Exmann hieß Simon. Das S könnte auch für ihn stehen», überlegte sie. Aber das erschien unwahrscheinlich, denn sie hatte nie ein gutes Haar an ihm gelassen.
    «Wenn ich mich nicht irre, stand dieser Name bereits eine Spalte vorher.»
    Tessa zuckte zusammen, als sich Nathanaels Hand auf ihre legte und die Maus führte. Er blätterte in dem Kalender mit einem Klick zurück. Ihre Haut brannte unter der Berührung wie Feuer. Diese kräftigen Männerhände konnten unglaublich sanft und zärtlich sein.
    Schluss mit diesen albernen Fantasien. Sie durfte sich nicht immer durch ihn aus dem Konzept bringen lassen.
    Tatsächlich fand er ein paar Einträge im Kalender, Tage, an denen sich Hazel mit Simon getroffen hatte. Sein Name war voll ausgeschrieben.
    «Siehst du. Weshalb sollte sie hier und da nur einen Buchstaben verwenden und am nächsten Tag seinen Namen ausschreiben. Das ergibt keinen Sinn.»
    Insgeheim musste sie ihm zustimmen, aber sie schwieg. Der Cursor glitt über den Bildschirm und Nathanael klickte in beeindruckendem Tempo durch den Kalender. Immer wenn ein S auftauchte, hielt er an. Tessas Augen versuchten, ihm so gut wie möglich zu folgen.
    «Halt!» Eisern hielt sie die Maus fest, als er weiterklicken wollte.
    «Was ist?», fragte er und legte seine andere Hand auf ihre Schulter.
    Aber Tessa war viel zu aufgeregt, um der Berührung längere Zeit Aufmerksamkeit zu schenken. Das, was sie jetzt entdeckt hatte, ließ weitere Zweifel aufkommen. Sie tippte mit dem Finger auf die Bildschirmoberfläche. Das Datum verschwamm vor ihren Augen.
    «Hier, sieh. Das war nicht nur mittwochs, sondern auch am Wochenende. Sie hat damals mit einer fadenscheinigen Ausrede meine Einladung ausgeschlagen. Dabei hatte ich zwei Karten für die Knicks organisiert.» Sie erinnerte sich noch genau an das Telefonat, bei dem Hazel sich so seltsam verhalten hatte, als würde jemand sie belauschen.
    «Du bist ein Basketball-Fan?»
    Tessa schüttelte den Kopf. «Nee, ich eigentlich nicht. Die Karten waren damals für Steven und mich gedacht. Aber dann musste er zu einem wichtigen Meeting nach Toronto und da habe ich Hazel eingeladen.»
    «Die dann ebenfalls abgesagt hat.» Nathanael sog geräuschvoll die Luft ein.
    Empört sah sie ihn an. «Ich hätte es gespürt, wenn Steven mich betrogen hätte, noch dazu mit meiner besten

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