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Nathanael

Titel: Nathanael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Landers
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dazu ohne irgendwelche Einbruchsspuren, erschütterte sie.
    «Die Tür wurde nicht gewaltsam aufgebrochen, es fehlen Kosmetika und Medikamente, das können doch nur der Dämon oder der Gefallene gewesen sein.»
    Sie hatte keine andere Erklärung parat. Ein Junkie hätte versucht, den Safe aufzubrechen, um sich an der nächsten Ecke Stoff zu beschaffen.
    «Was wollten die damit? Nein, das glaube ich nicht.» Nathanael rieb mit dem Finger übers Kinn. Er schien zu überlegen.
    «Sicher hast du recht.» Tessa sank seufzend auf den Rand der Badewanne.
    «Aber irgendwie kommt niemand außer ihnen infrage. Vielleicht brauchen sie das für jemand anderen?»
    «Dann könnten sie es auf der Straße viel leichter beschaffen. Nein, das ergibt keinen Sinn. Außerdem hätte ich beim Betreten deiner Wohnung eine Spur gefunden oder ihre Anwesenheit gespürt. Vielleicht war dein Stiefbruder hier, um dir Sachen zu bringen, und hat alles eingesteckt?»
    Tessa schüttelte den Kopf. Sie fühlte sich mit einem Mal so leer. «Er hat keinen Schlüssel.» Ernest hatte es immer abgelehnt, einen zu nehmen.
    «Und Greenberg?»
    «Wir waren die meiste Zeit bei ihm. Er hatte auch keinen Schlüssel.»
    «Hat denn sonst noch jemand einen Schlüssel zu deiner Wohnung?»
    «Niemand.»
    Dann fiel ihr ein, dass Hazel einen Reserveschlüssel besessen hatte. Als sie vor drei Jahren in ihre Wohnung eingezogen war, hatte sie ihn damals ihrer Freundin ausgehändigt, falls sie sich einmal ausschloss.
    «Hazel hatte einen.»
    «Und ist der noch in ihrer Wohnung?»
    «Ich habe beim letzten Mal nicht danach gesucht.»
    «Wenn Hazels Wohnung in der Zwischenzeit nicht aufgebrochen wurde, muss derjenige, der einen Schlüssel zu deiner Wohnung besaß, auch mit Sicherheit einen für ihre Wohnung besessen haben. Es muss jemand gewesen sein, dem sie vertraut hat. Wir sollten dorthin fahren und uns umsehen.»
    Tessa hatte zwar immer noch ein ungutes Gefühl, wenn sie Hazels Wohnung betrat, weil sie sich wie ein Eindringling vorkam, aber Nathanael hatte recht.

20.
    Tessa grübelte während der Fahrt zu Hazels Wohnung darüber nach, wer noch einen Schlüssel besitzen könnte, kam aber zu keinem Ergebnis. Auch Nathanael schien seinen Gedanken nachzuhängen, denn er schwieg.
    Tessas Magen begann zu knurren. Cynthias Croissant war zwar lecker, aber recht klein gewesen.
    Nathanael steuerte den Wagen vor die Ausgabe eines Schnellrestaurants. Beim Essensduft, der aus dem Fenster zu ihnen herüberwehte, lief Tessa das Wasser im Mund zusammen.
    «Hier gibt’s die besten Hotdogs», erklärte er.
    «Danke.» Tessa biss herzhaft in das weiche mit Wurst gefüllte Brötchen, das Nathanael ihr kurz darauf reichte. «Ich habe tierischen Hunger. Der ist richtig lecker.»
    «Ich liebe Hotdogs», sagte er kauend.
    «Müsst ihr eigentlich regelmäßig essen wie wir … Menschen?» Sie konnte sich diese Frage nicht verkneifen.
    «Unser Körper ist ziemlich irdisch, davon konntest du dich ja selbst überzeugen.» Er grinste sie an. «Bis auf ein paar Kleinigkeiten.»
    «Entschuldige, aber ich weiß so gut wie gar nichts über dich und über eure … Art.»
    «Ist schon in Ordnung. Wir haben Bedürfnisse wie jeder Mensch. Und sind genauso auf das verdammte Geld angewiesen. Leider. Wir riskieren Kopf und Kragen für die himmlischen Mächte und werden dafür noch schlecht bezahlt. Ein Scheißjob.»
    Tessa glaubte immer tiefer in diese dunkle Welt gezogen zu werden, von der auch Nathanael ein Teil war. Was sie manchmal, wenn er sich wie eben sehr menschlich benahm, nur allzu gern vergaß.
    Seine Worte stimmten sie nachdenklich. «Klingt ziemlich deprimierend.»
    Sie beugte sich vor, um ihn anzusehen. In seinen Augen lag eine Trostlosigkeit, die sie betroffen machte. Sie zog es vor, nicht weiter nachzuhaken, weil sie spürte, wie er sich verschloss.
    Als Nathanael den Wagen vor Hazels Wohnblock parkte, verspürte Tessa ein flaues Gefühl im Magen. Es waren nicht nur die Erinnerungen an Hazel und ihren Tod, sondern die Befürchtung, der Dämon könnte aus irgendeiner Ecke auf sie zustürzen.
    Doch alles, was sie sah, war eine Schar Halbwüchsiger, die auf der Straße Fußball spielten, und eine Katze, die unter einem Zaun zu einem stillgelegten Bau kroch. Ein Bild der Normalität, in dem die Existenz von Dämonen und gefallenen Engel undenkbar erschien.
    Nathanael holte mit entschlossener Miene eine armlange Lederscheide, die an einem doppelten Gürtel befestigt war, aus dem Kofferraum. Er zog

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