Nathaniel und Victoria, Band 2: Unter höllischem Schutz (German Edition)
unterdrücken oder wenigstens zu kontrollieren, um es ihm nicht noch schwerer zu machen, und Annes Geplapper, das mir den letzten Nerv raubte.
»Es ist Seraphela«, murmelte Nathaniel eindringlich. Er berührte mich nicht noch einmal, doch seine Stimme hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. »Seraphelas Einfluss fehlt dir. Konzentrier dich. Bring ein Gefühl nach dem anderen unter Kontrolle. Atme, Victoria.«
Ich hatte nicht bemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte. Jetzt ließ ich sie langsam entweichen. Der Wirbelsturm in meinem Innern beruhigte sich ein wenig.
»Tut mir leid, Anne«, murmelte ich. Irgendwie schien ich mich ständig zu entschuldigen. »Ich freue mich wirklich, dass der Abend für dich so gut gelaufen ist. Und es tut mir wirklich, wirklich leid, dass ich gegangen bin. Ich konnte einfach nicht …« Ich schüttelte den Kopf. »Verzeihst du mir?«
Anne presste die Lippen aufeinander und musterte mich für einen Moment unschlüssig. Dann hängte sie sich bei mir ein und zog mich weiter die Treppe hinauf.
»Schon vergessen. Also, was denkst du, was wird unser nächster Schritt sein?«
»Nächster Schritt?«, wiederholte ich verwirrt.
»Na, für Tom und mich! Soll ich ihn anrufen und einladen? Oder soll ich darauf warten, dass er sich meldet? Oder …?«
»Hoffst du etwa auf ein Date?« Arianas zuckersüße, falsche Stimme erklang hinter uns. Wir hatten nicht bemerkt, dass die A-Liga nur wenige Schritte hinter uns war. Sie hatten alles mitgehört.
Ariana wandte sich zu Sarah und Katharina um.
»Könnt ihr euch vorstellen, dass jemand mit der da ausgeht?« Das hämische Lachen der Mädchen hallte über den Gang.
Anne starrte zu Boden. Ich konnte sehen, dass sie verzweifelt ihre Tränen zurückblinzelte.
Das Chaos in meinem Innern brach wie ein Vulkan aus und ich tat nichts, um es zurückzuhalten. Ich drehte mich direkt zu Ariana um und versperrte ihr und den anderen beiden den Weg.
»Jetzt pass mal auf!«, sagte ich so laut, dass alle Schüler um uns herum stehen blieben und mich anstarrten. Ariana starrte mich perplex an.
»Du bist nichts als eine dumme, eingebildete Kuh! Und mir reicht's jetzt mit dir!«
Ich machte einen Schritt auf Ariana zu und sie stolperte eine Stufe hinunter.
»Ihr werdet nie wieder so etwas zu Anne sagen, keine von euch, kapiert? Nie wieder!« Ich funkelte Ariana voller Zorn an. Ich war geladen und kurz davor sie die Treppen hinunterzuwerfen und sie schien es zu spüren. Sarah und Katharina kicherten hilflos, doch Ariana starrte mich nur an. Sie wirkte geschockt. Einige Augenblicke lang herrschte eisiges Schweigen. Dann begannen die Schüler um uns herum zu flüstern und gingen schließlich in ihre Klassenräume.
Ich ließ die A-Liga stehen und marschierte mit Anne in unsere Klasse. Als ich mich wütend in meinen Stuhl fallen ließ und Anne mich mit offenem Mund ansah, wirbelten meine zornigen Gefühle noch immer unkontrolliert in mir herum. Nathaniel stand mit verschränkten Armen neben mir und beobachtete mich mit gerunzelter Stirn. Um seine Mundwinkel zuckte jedoch ein winziges Grinsen.
»Gut gemacht«, sagte er schließlich.
Wenigstens hat es diesmal die Richtigen erwischt , brummte ich in Gedanken. Ich fühle mich total erschöpft .
»Du wirst lernen, dich zu kontrollieren«, sagte Nathaniel aufmunternd.
Ich blickte ihn zweifelnd an. Etwa so gut, wie du dich im Griff hast? Deine Zornausbrüche sind so beherrscht wie der verdammte Ätna!
Nathaniels Ausdruck war verletzt.
Ich stöhnte. Siehst du, ich kann es überhaupt nicht kontrollieren! Tut mir wirklich leid. Das war gemein.
»Schon gut.«
Ich habe das Gefühl, mein Kopf platzt gleich.
Anne starrte mich mit kugelrunden Augen an. »Wo kam das denn plötzlich her?«
Ich biss mir auf die Lippen und zuckte mit den Schultern.
»Du warst genial!«, murmelte sie voller Bewunderung. »Machst du das morgen beim Ausflug noch einmal, wenn sie wieder mit so etwas ankommen?«
Verdammt. Der Ausflug.
Mein Kopf dröhnte, doch ich zwang mich zu einem schwachen Lächeln und nickte.
»Hast du etwas Besonderes vor heute Nachmittag?«, fragte Nathaniel, als wir nach der letzten Stunde zu meinem Auto gingen.
Was willst du denn machen?
»Ich finde, wir sollten mit Melinda sprechen. Vielleicht kann sie uns helfen.«
Ich sah ihn fragend an.
»Vielleicht hat sie Informationen über … ähnliche Situationen wie unsere.«
Soll das heißen, außer uns schaffen es auch noch andere, sich in so ein Chaos zu
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