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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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aufhalten können.«
    »Verwandlung?«, flüsterte Erenwin.
    »Nun, selbst dir dürften die Veränderungen nicht entgangen sein, die mit deinem Körper geschehen«, antwortete die Hellseherin. »Sie werden fortschreiten. Kannst du dein Versprechen nicht einlösen, wird ein schreckliches Unwesen aus dir. Zug um Zug wirst du alles Naurakische verlieren und dich in ein namenloses Grauen verwandeln.«
    Tiefes Entsetzen erfasste Erenwin. »Aber wie kann das sein …«
    »Was du aus der Stillen Tiefe mitgebracht hast, ist nicht für uns bestimmt«, antwortete die Frau. »Es tut mir leid um dich. Nicht du hast es in Besitz genommen, sondern es dich. Es gibt keine Hoffnung mehr für dich, aber vielleicht Erlösung, wenn du deine Schwester zurückbringst. Sie bestimmt die Zukunft der Nauraka.«
    Erenwin sah der Hellseherin nicht nach, als sie ihn verließ. Ohne einen letzten Blick zurückzuwerfen, verließ er das Reich der Darystis und tauchte in die blaue Weite der See ein.

    Sein Weg war klar vorgezeichnet. Und er wusste auch schon, wo er an Land gehen würde – an der Stelle, wo die vielen Schiffe auf Grund gesunken waren und das Wasser seicht wurde. Dort hatte Janwes Weg begonnen, und nicht weit entfernt war ihm auch Luri entrissen worden. Es war der beste und einzige Anhaltspunkt, den er hatte.
    Am schmerzlichsten vermisste Erenwin Turéor, doch dieses Abenteuer wäre ohnehin zu viel gewesen für den alten Mann. Erst jetzt fiel dem Verbannten auf, dass sie sein Leben lang fast jeden Helldämmer miteinander verbracht hatten, und seit der Reise nach Karund auch noch den Dunkeldämmer in einer gemeinsam bewohnten Kaverne. 
    Turéor hatte meist kryptisch gesprochen, doch es hatte immer viel Wahrheit und Erfahrung in seinen Worten gesteckt. Auch er hatte Erenwin gesagt, dass die Schwarze Perle ein Fluch für ihn sei. Kein Wunder, wenn der Alte Feind nach ihrem Besitz trachtete!
    Noch immer hatte Erenwin keine Vorstellung, welche Fähigkeiten sich der Namenlose von der Perle erwartete, welche Macht sie darstellte. Er war nur ihr Träger, und, wie es aussah, ihrem Willen unterworfen, der ihn zusehends veränderte. In die Finsternis trieb.
    Lurdèa , dachte Erenwin. Nur das zählt. Das ist mein einziges Ziel: Meine Schwester zu finden und heimzubringen. Nichts wird mich davon abbringen oder ablenken. Du wirst mir die dazu nötige Kraft verleihen, Schwarze Perle, mich aber nicht beherrschen. 
    In den Augen der Nauraka bin ich tot. Als Toter gehe ich auf die Reise, und ich habe nur noch eines in meinem verbrannten Herzen bewahrt: Die Bindung an meine Schwester. Nichts anderes wird mehr darin eindringen und Schmerz und Leid hineintragen. Nie wieder. Das lasse ich jetzt alles zurück, auch meine Erinnerungen. Meine Familie existiert nicht mehr. Nur Lurdèa.
    Mit kraftvollen Beinschlägen schwamm er voran.

DRITTER TEIL
Landgänger

13.
Die ersten Schritte

    Das Wasser war klar, doch Erenwins feine Sinne ließen sich nicht täuschen. Der Geschmack nach Blut und Tod war nicht so leicht auszulöschen. Auch war es viel zu still und einsam. Ein Fischschwarm, der seinen Weg kreuzte, schwenkte plötzlich ab und verfolgte eine andere Richtung. Ganz offensichtlich mieden die Tiere diese Gegend, und das wunderte Erenwin nicht. Hier musste ein Massaker stattgefunden haben, auch wenn nur noch wenige Spuren zu finden waren. Keine Leichenteile lagen herum, da sie von den großen Räubern längst beseitigt worden waren, aber die weitreichenden Zerstörungen an den Pflanzen waren noch zu erkennen. Ein Tangwald war völlig niedergemäht worden, und auch die Wracks wiesen frische Löcher und Risse auf. Ab und zu fanden sich verlorene Waffen und Helme, die man beim Abzug vergessen hatte.
    Hier war Turéor gestorben. Erenwin kam es so vor, als könne er immer noch einen letzten Geschmack von ihm durch die Kiemen filtern, aber sicher war das nur Einbildung. Auch Jemuma, seine Amme seit ihren frühesten Kindertagen, war nicht mehr. Es gab für den Verbannten keine Verbindung mehr zu früher, alles war ausgelöscht.
    Was genau geschehen war, konnte er nicht nachvollziehen. Er ging davon aus, dass Janwe noch am Leben war, sein Ziehvater würde ihn schon mit einem entsprechenden magischen Schutz ausgestattet haben. Aber er musste große Verluste erlitten haben. Vermutlich konnte er so schnell keinen weiteren Kriegszug planen und musste sich erst von dieser Niederlage erholen. Turéor jedenfalls hatte einen großen und würdigen Abgang gehabt.
    Um ihn zu

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