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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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kleine Pünktchen auf dem Wasser ausmachen. Sie befand sich weitab davon in Sicherheit, zum ersten Mal seit der Flucht aus Karund.
    Die Fürstin vom Meer drehte sich zur Seite und sah nach dem Mann, der immer noch ein Fremder für sie war, obwohl sie ihm ihr Leben offenbart hatte, und den sie soeben gerettet hatte.
    Seine Brust hob und senkte sich regelmäßig, die Wunde an seinem Kopf hatte aufgehört zu bluten. Seine Haut war ein wenig blass, sah aber nicht ungesund aus. Vermutlich würde er bald mit einem Brummschädel zu sich kommen.
    »Also gut«, flüsterte sie. »Du bist nun hier und in Freiheit. Es wird Zeit, dass wir uns trennen, wir sind einander nicht mehr verpflichtet. Ich kehre in meine Welt zurück, und du in deine.«
    Sie stand auf und ging langsam auf das Meer zu. Ihre Zehen liebkosten den weichen Sand, spürten erfreut die zunehmende Feuchtigkeit, als kleine Wellen dagegenschlugen.
    Was hast du da getan? , dachte sie. Warum spürst du seine Lippen noch immer ...
    Sie machte sich zu viele Gedanken. Mit dem Landgänger verband sie nichts, außer dass sie beide zu den Alten Völkern gehörten. Aber sie lebten in verschiedenen Welten, und mehr als eine kurze gemeinsame Episode teilten sie nicht miteinander. Ihre Wege hatten sich kurz gekreuzt und würden sich nun wieder trennen.
    »Lurdèa ...«
    Er war erwacht.
    Sie drehte sich um, ging zu ihm und setzte sich neben ihn. »Wie fühlst du dich?«
    »Ich habe einen harten Schädel.« Ächzend richtete er sich auf und griff sich an den Kopf. »Was ist passiert?«
    »Wir sind gekentert, und ich bin mit dir zusammen hierher geschwommen. An Land. Ist das Nerovia?«
    »Ich nehme es an. Ist der Berg noch da?«
    »Ja, an derselben Stelle, über dem Dunst des Nachmittags.«
    Allmählich erholte Berenvil sich und schaute sich um. »Wir haben es also geschafft und sind frei.«
    »Ja. Ich muss gehen, Berenvil.«
    »Weißt du denn, wohin?«
    Sie hielt inne. »Was meinst du damit?«
    »Lurdèa.« Er schien ihre Hand ergreifen zu wollen, ließ es dann aber sein, zuckte scheu zurück. »Die See ist fast unendlich. Weißt du, wo Darystis liegt, und wie lange du dorthin brauchst?«
    Sie zögerte. »Nein ...«
    »Die Gewässer hier sind sehr gefährlich, du hast es selbst erlebt. Du bist allein und keine Kriegerin. Wie stellst du dir das vor?«, fuhr er fort.
    »Ich gehe in die Tiefe, dort ...«
    »... gibt es nicht weniger Gefahren. Und die Reichsgrenzen anderer Völker, die deine Herkunft vielleicht nicht zu schätzen wissen, kein Gastrecht kennen oder was auch immer. Lurdèa, du bist eine edle Frau, du ... kannst nicht einfach so waffenlos und allein durch die See tauchen!«
    Ihre Finger krallten sich in den Sand. »Worauf willst du hinaus, Berenvil?«
    »Du ... du hast mein Leben gerettet«, stammelte er. »Ich lasse nicht zu, dass du deins jetzt leichtfertig aufs Spiel setzt. Und wofür, frage ich dich!«
    »Ich muss zu meiner Familie, ich habe Verpflichtungen ...«, setzte sie an, wurde aber durch sein wütendes Schnauben unterbrochen.
    »Eine Familie, die dich an einen Mann verkauft hat, der dich die ganze Zeit nur misshandelte! Was denkst du wohl, werden sie mit dir machen, wenn du nach Hause kommst? Dein Vater wird keinen Lidschlag zögern, dich deinem Gemahl sofort wieder auszuliefern! Und dann bist du für immer verloren.«
    Sie hob die Schultern. »Wenn dadurch ein Krieg verhindert werden kann, muss ich das eben tun.«
    »Lurdèa, für dieses dumme Zeug solltest du für einen Tag nackt auf einem Ameisenhaufen ausgesetzt werden!«, rief er wütend. »Es wird auf jeden Fall Krieg geben, Janwe hat es dir selbst schon zu Beginn gesagt. Dein Vater ist ein Kriegsherr, er weiß sein Reich zu verteidigen, und deinen Rat würde er ohnehin nicht annehmen. Du bist weder ihm noch deinem Ehemann gegenüber verpflichtet, verstehst du? Du schuldest ihnen nichts, sondern sie im Gegenteil dir eine Menge. Nichts, was du tust, kann verhindern, was geschehen wird – der Krieg zwischen den beiden Reichen. Warum fliehst du von dem einen Sklavenmarkt, wenn du dich auf dem anderen freiwillig zur Schau stellst?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Da ist auch noch mein Bruder, er hat mich befreit.«
    Berenvil atmete tief durch, um sich zu beruhigen. »Lurdèa«, sagte er betont langsam. »Dein Bruder ist erwachsen, er kann auf sich selbst aufpassen. Wer weiß, wo er inzwischen ist! Bis du den Weg nach Hause gefunden hast, ist ohnehin schon alles vorüber. Bereits jetzt ist so viel Zeit

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