Navy Seals Team 6
Bereitschaftszimmer standen die Spinde für unsere Ausrüstung.
Casanova und ich saßen am Tisch. Little Big Man kam hinzu, er hatte einen Brief vom Messerhersteller Randall bekommen. Er hatte ihnen angeboten, sein Messer einzuschicken, seine Geschichte zu erzählen und Werbung für das Unternehmen zu machen – Scharfschütze aus dem SEAL Team Six durch Randall-Messer gerettet.
»Wie viel zahlen sie dir?«, wollte Casanova wissen.
Little Big Man öffnete den Brief und las ihn vor: »Vielen Dank, dass Sie Ihre Geschichte mit uns geteilt haben. Wenn Sie ein neues Messer kaufen möchten, erhalten Sie einen Rabatt von zehn Prozent.«
»Idioten«, sagte Little Big Man.
Casanova lachte schallend. Ich lachte so sehr, dass ich beinahe meinen Kautabak verschluckt hätte.
Ich erholte mich schnell und kehrte zum Team zurück. Zu meinem ersten Kontakt mit Lieutenant Commander Buttwipe (dt. etwa: »Arschabputzer«) kam es, als er als Rangältester das Kommando über das Red Team übernahm. Buttwipe wollte gut dastehen – das war ihm wichtiger, als den Job zu erledigen, und das ging vielen Einsatzkräften gegen den Strich. Wegen ihm wechselten einige Leute vom Red Team zum Blue oder Gold Team. Sein Lachen klang gekünstelt, vor allem wenn ranghöhere Offiziere dabei waren. Wenn er mit uns lachte, kam es uns immer so vor, als sei er geistig ganz woanders. Weil er zu einem Teil Japaner war, machten wir hinter seinem Rücken Witze über den verlorenen Zweiten Weltkrieg. Er war klein und trug einen sehr kurzen Bürstenschnitt.
Er hatte etwas gegen meinen Gluteus maximus , denn er trat mir ständig in den Arsch. Vielleicht war es ihm peinlich, dass er kein Talent hatte. Obwohl Buttwipe gut laufen und schwimmen konnte, lag er bei den Schießübungen für den Nahkampf immer ganz hinten. Auch war er nicht gut darin, rasch taktische Entscheidungen zu treffen. Vielleicht ärgerte es ihn, dass er noch nie in einen echten Kampf verwickelt gewesen war, oder er war neidisch auf meinen Silver Star. Egal, was es auch war: Irgendwie fand Buttwipe heraus, dass die Delta Force mich haben wollte. Die Delta-Einsatzkräfte im Krankenhaus in Deutschland hatten mich ermutigt, zu ihnen zu kommen. Ein Delta-Colonel erklärte mir im Andrews Air Force Base Hospital, wie ich als Quereinsteiger von den SEALs zur Delta Force wechseln konnte. Aus heutiger Sicht hätte mir die Delta Force vielleicht mehr Verständnis und Respekt entgegengebracht – ich kenne keine stärkere Verbindung als die Verbindung zu den Menschen, mit denen ich gekämpft habe. Meine Beziehung zu Casanova, Little Big Man, den Delta-Leuten, den Männern vom CCT und den Fallschirmrettern war enger als die zu anderen Teamkollegen.
»Wenn du hierbleibst, hast du meine Unterstützung«, sagte Buttwipe, »doch wenn du versuchst zu gehen, bin ich dein schlimmster Albtraum.«
Mit seinen Taten trieb mich Buttwipe nur noch mehr Richtung Delta Force. Doch seinen Worten nach wollte er nicht, dass ich ging. Das ergab keinen Sinn. Am Ende blieb ich, weil ich gelernt hatte, ein SEAL zu sein, weil ich immer noch ein SEAL war und das auch bleiben wollte. Ein SEAL zu sein – das konnte ich am besten.
Letzten Endes bekam ich von Buttwipe keinerlei Unterstützung. Er wies mich sogar zurecht, weil ich mich für den Gedenkgottesdienst der Delta Force nicht rasiert und Zivilkleidung getragen hatte. Ich verstand überhaupt nicht, was er wollte – ich wäre auf dieser Reise beinahe an einer Staphylokokkeninfektion gestorben. Der tägliche Überlebenskampf fraß beinahe meine gesamte Energie auf. Rasieren war ein Luxus, den ich mir nicht leisten konnte. Ich verachtete seine Inkompetenz ebenso sehr wie die von Clinton. Buttwipe hätte Politiker werden und nicht zur Marine gehen sollen. Noch heute würde ich ihm am liebsten einen Tritt ins Gesicht verpassen, wenn ich nur an ihn denke.
Laura und ich ließen uns scheiden. Das Kind, das sie erwartete, war nicht von mir – es hatte noch nicht mal meine Hautfarbe. Es war passiert, als ich weg war. Mehr sage ich dazu nicht. Ich war auch nicht treu gewesen. Rachel und Blake blieben bei ihrer Mutter, weil ich mich nicht um sie kümmern konnte, wenn ich weg war. Ich hatte nicht genug Zeit mit Rachel verbracht und nun würde ich noch weniger Zeit mit ihr verbringen. Ihre Mutter ließ ihr fast alles durchgehen, ich jedoch nicht. Als Rachel alt genug war, um selbst zu entscheiden, wo sie wohnen wollte, entschied sie sich für ihre Mutter. Später, im
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