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Nayidenmond (German Edition)

Nayidenmond (German Edition)

Titel: Nayidenmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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meiner Familie, so ist es doch? Wer? Einer meiner Brüder? Arnulf? Tarrin? Sag es mir oder ich gehe jetzt dorthin und sehe selbst nach!“
    „Nein!“ Iyen packte ihn hart an der Schulter. „Es ist ...“ Er brach ab, zog Rouven ruckartig heran und ergriff seine beiden Handgelenke.
    Er sichert mich , dachte Rouven schockiert. Er sichert mich, damit ich nicht losrenne.
    „Dort an der Quelle sitzt König Rilon. Es ist dein Vater, Rouven. Es tut mir leid.“
    Rouven spannte sich gegen den Griff, doch Iyen hielt ihn wie mit Eisenschellen an sich gebunden. Nur wenige Augenblicke dauerte das Gerangel, dann ließ sich Rouven gegen Iyens Brust sinken.
    „Ich habe es gefürchtet“, sagte er rau. „Aber es gab so viel, was dagegen sprach … Iyen, ich muss mit ihm reden!“
    „Ja, das musst du. Wenn wir jetzt fortgehen, wird niemals jemand erfahren, was hier geschehen ist, denn nur wir wissen etwas davon und dein Vater, der ohne Beweise alles leugnen wird. Ich bringe dich zu ihm – allerdings gefesselt. Wenn du frei auf ihn zugehen kannst, könnte er flüchten und du würdest keine Antworten erhalten.“
    Rouven blieb still, als Iyen ihm die Hände auf den Rücken band, mit einem Stück des Seils, das er wohl noch von der Flucht aus dem Palast bei sich getragen hatte.
    „Keine Angst, ich kann dich mit einem Finger befreien, falls es sein muss, und wenn du es energisch versuchst, schaffst du es selbst auch. Nun komm. Ich bin bei dir, vergiss das nicht.“
    Dankbar nickte er Iyen zu und ließ sich an dem Rinnsal entlangführen, aus dem irgendwann der gewaltige Yada heranwachsen würde.
    Als er seinen Vater dort sitzen sah, erschrak er. König Rilon, den er als immer ehrwürdigen, starken Mann gekannt hatte, war verschwunden. Auf dem Fels saß ein zusammengesunkener Greis mit wirrem grauem Haar, gebeugt und erschöpft. Zu seiner Rechten stand eine große Laterne, deren Licht keinen Raum für Zweifel ließ. Er blickte erst auf, als Rouven schon fast vor ihm stand. Der Gesichtsausdruck des Alten wandelte von Teilnahmslosigkeit zu Freude und unverhohlener Gier. Rouven wäre vor ihm geflüchtet, hätte Iyen ihn nicht eisern am Arm gepackt und gehalten. Er wusste, warum sein Vater sich freute, ihn zu sehen, es hatte nichts mit Liebe zu tun …
    „Endlich!“, jubelte Rilon und sprang auf. „Ich hatte bereits jede Hoffnung aufgegeben, es hat so lange gedauert! Schnell, Oshanta, binde ihn dort auf den Felsen, mit dem Kopf zur Quelle. Danach ist deine Aufgabe erfüllt und du kannst gehen.“
    „Vater …“, wimmerte Rouven. Er konnte, er wollte es nicht glauben, dass sein eigener Vater ihn schächten wollte wie ein Schaf!
    „Still!“, herrschte Rilon ihn an und griff ungeduldig nach ihm. Doch Iyen ließ nicht los, er hielt Rouven mit beiden Händen fest und gab nicht einen Fingerbreit nach.
    „Was soll das?“, zischte der König ungeduldig. „Ich habe zweimal einen hohen Preis dafür gezahlt, dass die Bruderschaft den da herbringt. Mehr gibt es nicht!“
    „Ich bin ein Oshanta, aber ich gehöre nicht mehr der Bruderschaft an“, erwiderte Iyen ruhig. „Ich bin derjenige, der Euch Euren Sohn damals zurückbrachte. Sechs Jahre lang habe ich über Rouven gewacht und in dieser Zeit erfahren, warum er entführt werden sollte.“
    „Der Verräter, sieh an.“ Rilon schüttelte verächtlich den Kopf. „Warum, wenn ich fragen darf, hast du ausgerechnet für ihn alles aufgegeben?“
    Es brach Rouvens Herz zu hören, mit welcher Geringschätzung sein Vater von ihm sprach, als wäre er ein löchriger Stiefel oder ein zerbeulter Kessel, für den niemand mehr Verwendung hatte.
    „Wisst Ihr, was meine Kampfgefährten Rouven angetan haben?“
    „Gewiss, die Bruderschaft hat es mir mitgeteilt. Er wurde von ihnen geschändet und gefoltert, na und?“ Rilon blickte zum ersten Mal direkt in Rouvens Gesicht hinab.
    „In dem Moment, als du geboren wurdest und mit diesen unnatürlich grünen Augen in die Welt geblinzelt hast, wusste ich, dass du den Nayiden gehörst. Du bist nicht mein Sohn, sondern ein notwendiges Opfer. Ein Gefäß, nur von außen einem Menschen ähnlich, ausschließlich den Geistern geweiht. Dein ganzer Daseinszweck war es von Anfang an, auf diesem Fels dort auszubluten und mir die Zukunft zu entschleiern. Das hätte niemand verstanden, darum habe ich dich behandelt wie all meine wahren Kinder, bis die Zeit reif war.“
    „Ihr glaubt wirklich an diese Prophezeiungen? Obwohl es schon so viele Hinweise gab, dass

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