Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod
und lief weiter, so schnell er konnte. Hinter ihm vernahm er jetzt ein tiefes Grollen, begleitet von weiteren Erschütterungen. Blutegel regneten von den Bäumen, und er rupfte sie im Laufen herunter. Vor ihm wurde der Wald dünner, und erleichtert stellte er fest, dass der Boden anstieg. Die Erschütterungen setzten sich nun als tiefe, fortlaufende Schwingung fort. Drum stürmte in gerade dem Augenblick unter den Bäumen hervor, als ein heftiger Windstoß zuschlug und ihn mit dem Gesicht voran in die Graskügelchen schleuderte, wobei ein Hagel aus Blättern und Zweigen und sogar Blutegeln über ihn hinwegprasselte. Die Wucht der Bö riss ihn ein Stück weiter über die Erde.
Als der Wind nachließ, rappelte er sich auf und eilte bergan, wobei er immer wieder auf dem ramponierten Gras ausrutschte. Kaum hatte er die Hügelkuppe erreicht, stürmte die Woge heran.
Die Flut erstieg den Strand und legte den Wald flach. Seitlich sah Drum ein Schiff an Land gespült werden, in dem er sofort die Treader erkannte. Er war nicht hoch genug, um sich in Sicherheit zu wiegen, aber er konnte nirgendwo hinrennen, außer auf der anderen Seite wieder hinunter. Ein zwei Meter tiefer Sturzbach aus Meerwasser erwischte ihn auf halber Höhe des hinteren Hanges und riss ihn den Rest des Weges mit. Einen Augenblick lang fühlte er sich versucht, die Waffe loszulassen und um sein Leben zu schwimmen, aber stattdessen rollte er sich rings um die Waffe zusammen und ließ sich von der Flut mitreißen.
»Was zum Teufel war das?«, wollte Janer wissen. »Sind wir auf einer Vulkaninsel?«
Peck brachte nur einen gurgelnden Laut hervor, und die gebrochenen Knochen bewegten sich unter der Haut. Die Kapitäne Ambel und Ron sahen sich zu zweit an, wie die Lichter am Himmel verblassten; dann unternahm Ambel einen weiteren Versuch, Rons Schulter wieder einzurenken. Mit dumpfem Schlag rastete sie schließlich ein.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Ron, zuckte zusammen und rieb sich das verletzte Gelenk. »Wir haben jedoch genug eigene Probleme.« Er ging zu seiner Machete hinüber und hob sie behutsam auf. Er nahm die mit Sprine beschichtete Schneide in Augenschein und nickte zufrieden.
»Was ist mit dir?«, fragte Ambel lautstark Peck, als hätte er einen Schwerhörigen vor sich.
In seinem Bett aus Laub versuchte Peck, mit einem Nicken zu antworten, hörte aber sofort auf, als die Halsknochen knirschten. Er setzte sich auf und packte den Unterkiefer, um ihn zu richten, während sich Janer beherrschen musste, um nicht davonzulaufen. Es hatte wirklich was Makabres an sich, wenn man sah, wie sich jemand mit so vielen Knochenbrüchen immer noch bewegte. Sobald Peck damit fertig war, seine zahlreichen Frakturen zu knuffen, benutzte er die Schrotflinte als Krücke, um auf die Beine zu kommen. Beide Arme und ein Bein waren von Brüchen verschont geblieben, was noch das Beste war, das man über seine Verletzungen sagen konnte.
»Guter Junge«, lobte ihn Ambel und tätschelte ihm vorsichtig die Schulter.
Peck versuchte erneut zu nicken und deutete den Weg zurück, den sie gekommen waren.
»Wir sind zurück, sobald wir dafür gesorgt haben, dass das Arschloch nicht mehr am Leben ist«, versprach ihm Ambel. »Ich bringe dir auch ein Souvenir mit.«
»Wir folgen ihm weiter?«, fragte Janer.
»Das kannste laut sagen«, bestätigte Ron.
»Aber er ist doch schon mit Sprine vergiftet«, gab Janer zu bedenken.
»Schien es allerdings nicht eilig mit dem Sterben zu haben, oder?«, fragte Ambel.
Ambel und Ron gingen auf das Gartentor zu. Janer sah Peck an, der ihm mit einem Wink zu verstehen gab, den Kapitänen zu folgen. Am Eingang blickte Janer zurück und sah, wie sich Peck humpelnd aufmachte, die Hoopfeste zu verlassen. Hinter dem Garten übernahm Ambel die Führung, und Janer fragte sich, wie er das verstehen sollte. Erinnerte sich der Alte Kapitän noch an irgendwas aus seiner Zeit hier?
Kurz darauf erreichten die drei die andere Seite der Mauer, über die der Skinner geklettert war. Sein weiterer Weg zeichnete sich deutlich ab: Er war mitten durch eine weitere Mauer zu einem Hof durchgebrochen, durch dessen hintere Wand ein hoher Tunnel direkt in den dichten Wald führte. Nach Janers Schätzung hatten sie die rückwärtige Seite der Hoopfeste erreicht, von ihrem Eintrittspunkt aus gesehen. Er folgte Ambel und Ron durch den Tunnel zu einer Stelle, wo der Skinner einen Pfad der Verwüstung in den Wald geschlagen hatte.
»Müsste jetzt einfach sein, ihm
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