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Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Dampfkessel und verfluchte alle Menschen.
    Vrell brauchte die halbe Nacht, um das Ufer zu erreichen, und als er endlich auf dem Strand hockte, blickte er zu den brennenden Lampen der Schiffe hinaus, die in der Bucht vertäut lagen. Eine Zeit lang war er verwirrt. Dann jedoch kapierte er und senkte sich niedergeschlagen auf den Sand. Natürlich: Drum. Irgendwie hatte der Kapitän den Plan von Vrells Vater durchkreuzt, was bedeutete, dass er, Vrell, ebenfalls gescheitert war. Vater würde jetzt abreisen und andere Mittel finden, um seine Ziele zu erreichen.
    Vrell streckte einen der restlichen Arme aus und starrte auf das Gerät in der komplexen Hand, die aus Fingern und Haken bestand. Solange die Leermenschen seiner Umgebung alle direkt mit seinem Vater in Verbindung gestanden hatten, war dieser Apparat nie benötigt worden. Trotzdem hatte Vrell ihn mitgenommen, für den Fall, dass sämtliche Leermenschen ums Leben kamen. Es war ein Kommunikator, der ihn mit dem Zerstörer des Vaters verband. Er konnte jetzt durchrufen und sprechen. Er konnte jetzt durchrufen und seinen Vater um Anweisungen bitten. Mit zunehmender Depressivität senkte er den Kommunikator. Er wusste schon, wie diese Anweisungen lauten würden, und zwar ungefähr: »Kehre ins Binnenland zurück, töte und sterbe.« Das war jedoch nicht, was Vrell hören wollte. Statt den Kommunikator zu benutzen, rutschte er den Strand hinunter ins Meer, um sich den lästigen Schlamm vom Rückenpanzer zu spülen.
    Während das kühle Wasser die Wunden beruhigte und den Schlamm wegwusch, betrachtete Vrell sorgfältig die Umgebung und bemerkte dabei die ganzen toten Meereskreaturen, die auf dem Wasser trieben. Eine solche Fülle an toten Blutegeln zu sehen, das stimulierte ein bisschen seine Lebensgeister, bis er wieder positiver dachte. Er hatte alles getan, was in seiner Macht stand, und war nur deshalb gescheitert, weil er im Grunde keine Chance gehabt hatte. Vielleicht unternahm der Vater das kleine Ablenkungsmanöver, das nötig war, um ihn abzuholen, ehe er den Planeten verließ. Vielleicht konnte Vrell selbst den Zerstörer erreichen und an Bord genommen werden?
    Erneut warf er einen prüfenden Blick auf den Kommunikator und schaltete eine der zahlreichen Funktionen des Geräts ein. Die Leuchtsignal-Einstellung übermittelte dem Zerstörer Vrells Standort und zeigte ihm gleichzeitig die Position des Zerstörers. Das Schiff lag nach wie vor auf dem Grund des Tiefseegrabens. Vrell wuchtete sich an Land und holte die an seiner Unterseite befestigte Meditasche hervor. Ein paar Schalenflicken sollten reichen, um die Blutegel von den Wunden fern zu halten, falls Vrell die gewaltige Entfernung schwimmend zurücklegen musste. Er hoffte inbrünstig, dass das nicht nötig sein würde.
    Während Vrell die Schalenpflaster aufweichte und mit Klebstoff bestrich, wurde ihm klar, dass er nur alles hinauszögerte. Andererseits: Je mehr Wohlbefinden er sich verschaffte, desto überzeugender konnte er auf den Vater wirken. Er nahm sich Zeit, die Pflaster anzubringen, und trocknete sie dann mit dem Gebläse aus der Meditasche.
    Sobald er damit fertig war und auch die Meditasche wieder ordentlich weggepackt hatte, stellte er überrascht fest, dass der Himmel heller wurde. Das brachte ihn ganz plötzlich auf den Gedanken, wie leicht er bald für die Menschen auf den Schiffen zu sehen sein würde, die in der Bucht lagen. Er wich den Strand hinauf in die Deckung des Waldes zurück und holte erneut den Kommunikator hervor.
    »Vater?«
    Eine lange Pause trat ein, ehe er Antwort erhielt.
    »Vrell, mein Sohn, du bist jetzt erwachsen«, sagte Ebulan. »Hast du deinen Auftrag auf der Insel erfüllt?«
    »Ich … ich bin auf mehr Widerstand gestoßen, als ich erwartet hatte«, antwortete Vrell. Als Prador, der eben erst zum Erwachsenen gereift war, kam er noch nicht auf die Idee, rundheraus zu lügen – nur, die Wahrheit ein wenig zu beugen.
    »Du bist also gescheitert«, stellte Ebulan fest.
    »Es ist nicht allein meine Schuld. Kapitän Drum ist an Land gekommen …«
    »Egal«, unterbrach ihn Ebulan. »Ich nehme die Sache jetzt selbst in die Hand.«
    »Du kommst her?«, fragte Vrell voll frischer Hoffnung.
    »Ich komme.«
    »Und du holst mich ab?«
    Der knirschende, blubbernde Laut, der aus dem Kommunikator drang, war das Prador-Gegenstück zu Gelächter – etwas, was Vrell nur selten vernommen hatte. Er hielt den Kommunikator von sich weg und widmete ihm die volle Aufmerksamkeit aller ihm

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