Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod
rasch beendete. Windtauscher wollte nicht, dass sie ihn für noch verrückter hielten als ohnehin schon.
»Wie du selbst möchte ich vieles – und wie du selbst weiß ich, dass man nur wenig bekommt, ohne dafür einen Preis zu zahlen«, sagte der Hüter.
Windtauscher bleckte die Zähne und wartete. Der Hüter fuhr fort:
»Wie ich feststelle, ermöglicht dir deine geschäftliche Vereinbarung mit Sniper gewisse Einkünfte. Ich sehe keinen Grund dafür, diese Vereinbarung nicht weiterlaufen zu lassen. Man könnte leicht argumentieren, dass viele Artefakte, die dir zugänglich sind, legitimes Eigentum deines Volkes darstellen …«
»Unser Eigentum?«, fragte Windtauscher.
»Ihr seid schließlich die Ureinwohner dieses Planeten«, stellte der Hüter fest.
»Heißt das, dass er uns gehört?«, fragte das Segel, das ein paar seltsame Ideen gleichzeitig hatte.
»Das ist ein Punkt, über den wir später diskutieren können«, sagte der Hüter. »Derzeit möchte ich nur wissen, ob du dein geringfügiges Einkommen gern erhöhen möchtest.«
Windtauscher dachte ein paar Sekunden lang nur über dieses Angebot nach und vergaß rasch seine Sorgen darüber, was die übrigen Segel vielleicht von ihm hielten. Dieses »geringfügige Einkommen« war sein einziges Einkommen, und man konnte so viel haben!
»Erzähle mir mehr davon«, sagte er.
»Ich brauche zwei Augen, aber zwei Augen in der natürlichen Form dieses Planeten. Eher unauffällig als unauffindbar.«
»Wozu?«
»Hast du das Licht am nördlichen Himmel gesehen?«
Windtäuscher nickte, aber dann wurde ihm klar, dass der Hüter das nicht sehen konnte, und er gab eine bestätigende Antwort.
Der Hüter fuhr fort: »Ich möchte, dass du dich mal in der Gegend dort umschaust und mir alles Ungewöhnliche meldest.«
»Was zum Beispiel?«
»Einfach alles Ungewöhnliche.«
Windtäuscher dachte erneut nach: Wieso nicht? Er konnte das zusätzliche Geld gebrauchen.
»Wie viel?«, fragte das Segel.
»Eintausend Shilling für jeden Tag.«
Als der Hüter beim Wort »Tag« anlangte, war Windtäuscher schon in der Luft. Seine Gefährten, die ihn abfliegen sahen, wandten sich einander sehr verdutzt zu, und es wurden verwirrt eine Menge Achseln gezuckt.
Als Ambel ausruhte, trieb die Treader von hinten heran und stupste das Boot. Auf dieses Signal hin senkte Ambel die Ruder wieder ins Meer und ruderte ein paar Minuten lang weiter. Langsam glitt das Schiff in eine abgeschirmte Bucht, deren sichtbarer Grund von Blutegeln strotzte und mit den Stängeln von Seerohr übersät war. Diese breiteten sich an der Oberfläche zu einem Gestrüpp rötlicher Ranken aus, über Wasser gehalten durch gefleckte kürbisähnliche Früchte. Ein Eiland, nicht größer als das Schiff selbst, trieb rechts an der Treader vorbei, und die Stängelaugen von Froschschnecken betrachteten von dort aus ihre Vorbeifahrt, während die grauen und gelben Schneckenhäuser erregt aneinander klapperten. Boris drehte am Steuer, damit das Schiff mehr Abstand zu diesen Kreaturen gewann, und Ambel ließ das Ruderboot seitlich an die Bordwand gleiten.
»Okay, Pland!«, brüllte er.
Am Bug wuchteten Pland, Süd und Gollow den Anker über Bord, so dass er ins seichte Wasser plumpste; er blieb sichtbar, bis er am Grund aufschlug und eine Wolke aus schwarzem Schwemmsand aufwühlte. Im Rahmen der üblichen Vorsichtsmaßnahmen, die man traf, wenn man in Inselgewässern vor Anker ging, hatte Pland die Ankerkette schon vor Stunden eingefettet. Das Fett hielt zwar keine Prill auf – sie konnten, sofern sie die Neigung verspürten, auch die scharfen Spitzen ihrer Beine wie Felshaken benutzen und so die hölzernen Bordwände ersteigen –, aber es wehrte Frosch- und Hammerschnecken ab und weitere der gebräuchlicheren Ärgernisse. Anne senkte eine Leiter zu Ambel hinab, der das Boot an der Bordwand vertäute und die Ruder sicher darin verstaute. Als der Kapitän wieder an Bord stieg, blickte Peck niedergeschlagen aus dem Krähennest zu ihm herab.
»Immer noch Zeit, um ein oder zwei Würmer zu beschaffen und ein Segel anzulocken. Frisches Fleisch ist immer am besten«, sagte Ambel und deutete mit dem Kopf zu den steinigen Ufern und der Insel mit ihrer schmalen Krone aus blau-grünem Wald hinüber.
»Ich gehe nich rüber«, sagte Peck.
»Du bleibst und angelst Boxys, Peck«, antwortete Ambel fröhlich.
»Ich mag nich hier bleiben«, sagte Peck.
»Du könntest für uns ein bisschen Seerohr und auch ein paar Kürbisse
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