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Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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dieser Zeit vergaß er das Flüstern, aber als er fertig war, meldete es sich stärker denn je zurück.
    Komm …
    Peck brach der Schweiß aus, und er klammerte sich an die Reling – dann fluchte er und ging zum Heckladeraum. Er stieg hinunter, brummte vor sich hin und wuchtete Fässer mit mehr Kraftaufwand hin und her, als wirklich nötig gewesen wäre. Zwei Fässer stemmte er an Deck hoch, ehe er selbst aus dem Laderaum stieg und sie zum Seerohr hinüberrollte. Nachdem er sie geöffnet hatte, stampfte er auf den wenigen Blutegeln herum, die er bislang übersehen hatte, pflückte dann die Kürbisse und warf sie ins erste Fass.
    Hunger …
    »Klappe! Verdammt noch mal, Klappe!«
    Den Stängel des Seerohrs zerschnitt Peck mit einzelnen Buschmesserhieben, so dass jedes der duftenden Stücke ins zweite Fass fiel. Die gerippte, rot-grüne Haut des Stängels war nur eine hauchdünne Schicht über einer klebrigen gelben Honigwabe, die stark nach Anis roch. Peck schaufelte das Gestrüpp hoch und warf es über Bord, ehe er rasch den Greifhaken packte und wieder ins Wasser hinauswarf. Er ist ein Feigling, dachte er und zerrte ein weiteres Seerohr heran. So laut wird er nur, wenn der Kapitän nicht an Bord ist. Heute jedoch klang das Geflüstere besonders laut. Er hatte es noch nie so hartnäckig erlebt. Aber diesmal würde er Widerstand leisten. Erst, als er das zweite Seerohr verarbeitet und damit beide Fässer schön gefüllt hatte, fiel ihm ein, dass Ambel die Salz-Hefe in seiner Kabine aufbewahrte. Jetzt wurde das Wispern noch eindringlicher, noch begehrlicher. Mit größter Sorgfalt verstaute Peck Seil und Greifhaken im Schrank, ehe er sich wieder an der Reling festhielt. Er klammerte sich dort so lange fest, wie er nur konnte, aber eine grauenhafte Faszination zwang ihn schließlich, sich umzudrehen und zur Kapitänskabine zu starren. Einen Augenblick später ging er zur Tür und duckte sich – außerhalb von Plands Blickfeld – hinein.
    Die Schmerzen. Die Schmerzen waren transzendenter Natur gewesen. Sie hatten Peck an einen Ort geführt, an dem er noch nie gewesen war. Auch ein entsetzliches Begreifen hatte darin gelegen. Sie waren ihm zuteil geworden, damit er vielleicht begriff, und doch war er daran gescheitert. Peck stand vor der Seekiste, und sein Schweiß tropfte auf das kunstvoll geschnitzte Holz. Hier in dieser Kiste lag etwas verborgen, was alle Hooper – mit ihrer ambivalenten Beziehung zum Schmerz – nur gleichzeitig fürchten und verehren konnten.
    Ich darf nicht …
    Das Ding war so hungrig, und falls er es fütterte, hörte das Wispern auf. Peck drehte sich plötzlich um, stürmte aus der Kabine und an Deck. Einen Augenblick stand er dort und schnappte nach Luft, wobei er hoffte, es möge einfach aufhören. Diese unterschwellige Stimme kündete von unsäglichen Freuden und Schmerzen, die so miteinander vermischt waren, dass man sie nicht mehr zu unterscheiden vermochte. Er musste sie zum Schweigen bringen; wenn also eine Fütterung das leistete, musste er das Ding nun mal füttern. Er griff in das Fass, wo die Nahrung für das Segel aufbewahrt wurde, und holte das letzte, schon reichlich verfaulte Rhinowurmsteak heraus. Er kehrte in die Kapitänskajüte zurück und öffnete die Kiste.
    Es lag dort in dem Kasten; es bewegte sich in dem Rasten. Peck studierte das Sicherheitsschloss und empfand eine seltsame Erleichterung.
    Ich habe es versucht …
    Dann klickte das Schloss.
    O Scheiße!
    Windtauscher schwebte mit Hilfe von Aufwinden dahin, die von Dämmen sonnenwarmer Korallen aufstiegen, und behielt das Motorschlauchboot im Auge, das auf die Küste zuraste, dicht gefolgt von der Bugwelle eines nachsetzenden Rhinowurms. Dampf und Wasserexplosionen stiegen rings um die Bugwelle auf, während die im Heck des Schlauchboots kauernde Gestalt den Wurm mit einem Hochintensitätslaser zu treffen versuchte. Windtauscher konnte das erkennen, weil er erst kürzlich voller Staunen und mit nicht geringer Bestürzung die Website eines Waffenhändlers studiert hatte.
    »Es sind Kopfgeldjäger. Batianische Killer. Ich weiß schon über sie Bescheid«, sagte der Hüter, als das Segel ihm zu schildern versuchte, was es sah; noch hatte es nicht ganz die Kunst gemeistert, Bilder aus dem visuellen Kortex zu übermitteln.
    Windtauscher ging in Schräglage, wandte sich aus dem Aufwind und von der Insel weg. Hatte auf dieser Waffensite nicht etwas über Batianer gestanden? Das Segel widerstand dem Impuls, noch einmal darauf

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