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Nebel über dem Fluss

Nebel über dem Fluss

Titel: Nebel über dem Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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die feinen Fältchen an ihren Mundwinkeln. »Ich nehme an, es geschah über Nacht.«
    Resnick lächelte zurück.
    »Gratuliere. Wer ist die Glückliche? Jemand, den ich kenne?«
    »Das glaube ich nicht, nein.«
    »Und sind Sie glücklich? Alles gut?«
    War denn jemals alles gut, dachte Resnick. Er hätte es gern dabei bewenden lassen, aber Pam wartete auf eine Antwort.
    »So was ist das nicht   … Ich meine, es hörte sich aus Ihrem Mund so nach fester Beziehung an   …«
    »Eine lockere würde es auch schon tun.«
    »…   aber das ist es nicht. Jedenfalls bis jetzt nicht.«
    »Und wird es auch nie werden?«
    Abgesehen von dem Problem, dass Dana sehr direkt mit dem Fall zu tun hatte, den er gerade bearbeitete, sah Resnick noch eine ganze Menge anderer Schwierigkeiten. Ihre Neigung zur Extravaganz, ihre Vorliebe für Alkohol – was, außer Sex, konnten sie denn schon Gemeinsames finden?
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte er.
    Pam Van Allen lachte. »Typisch Mann«, stellte sie fest.
    »Lassen Sie mich das machen«, sagte Resnick nach der Rechnung greifend. »Oder ist das wieder typisch Mann?«
    »Heutzutage nicht mehr.« Pam lächelte.
     
    »Wenn Gary erfährt«, sagte Pam, »dass ich schnurstracks zu Ihnen gerannt bin und Ihnen von der Geschichte heute Morgen erzählt habe, wird von dem bisschen Vertrauen, das ich vielleicht aufgebaut habe, nichts übrig bleiben, das ist Ihnen doch klar?«
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Er braucht es nicht zu erfahren.«
    Sie gingen in Richtung Holy Cross, wo Pam ihren Wagen abgestellt hatte. Es war so kalt, dass sie beide ihre Handschuhe angezogen hatten.
    »Aber Sie behalten ihn im Auge?«
    »Nicht ich persönlich. Constable Kellogg tut das. Ich weiß nicht, ob Sie sie kennen.«
    Pam nickte. »Vom Hörensagen. Maureen Madden hält große Stücke auf sie.«
    »Ich auch.«
    Sie waren bei Pams Wagen angekommen. »Viel Glück«, sagte sie. »Bei allem.«
    Resnick dankte ihr und ging in Richtung Low Pavement weiter. Pam blieb noch einen Moment stehen und sah ihm nach. Sie war sich nicht sicher gewesen, was sie von ihm halten sollte, hatte ihn eigentlich nicht besonders gemocht, aber das war jetzt anders, er könnte ihr gefallen. Es mochte altmodisch klingen, aber er war das, was man mangels eines besseren Ausdrucks einen netten Mann nennen würde.
    Sie sperrte den Wagen auf und setzte sich hinter das Steuer.
    Tja, dachte sie mit etwas wehmütiger Ironie, der falsche Zeitpunkt. Es kommt eben immer auf den Zeitpunkt an.

34
    Helen Siddons hatte ihre Kleidung mit Bedacht gewählt. Keinesfalls wollte sie Nancy Phelans Eltern noch weiter verprellen. Daher nichts, was edel und teuer gewirkt hätte, nichts allzu Modisches, aber sie würde ganz sicher auch nicht mit Schulterpolstern und knallenden Absätzen aufmarschieren. Sie trug einen wadenlangen Rock und eine Jacke in neutralen Farben, einen hellen Wollschal und flacheSchuhe. Ihr Haar war ordentlich frisiert, das Make-up dezent. Kein Parfüm.
    Sie saß mit Harry und Clarise im kleinen Foyer ihres Hotels, alle drei unbequem weit vorgebeugt in abgenutzten rot-goldenen Sesseln. Clarise schenkte Tee aus einer Metallkanne ein und reichte einen Teller mit bröckeligen Keksen herum. Helen blieb unverändert höflich, während sie, so gut sie konnte, Harry Phelans Angriffe und Vorwürfe abwehrte, die Polizei begnüge sich mit leerem Gerede. Der ganze Raum roch unangenehm nach Möbelpolitur und kaltem Tabakrauch. Helen lehnte die Zigarette ab, die Harry Phelan ihr widerwillig anbot, und rauchte eine ihrer eigenen. »Es gibt etwas Neues«, sagte sie.
     
    Hätte Resnick von der Forensik großartige Erkenntnisse erwartet, so wäre er enttäuscht worden. »Wir haben es hier mit unserem ganz ›normalen‹ Perversen zu tun«, hatte der Mann aus dem Labor gesagt. »Der’s gar nicht erwarten kann, sich über der ganzen Bescherung einen runterzuholen. Mit der Soße und ein bisschen Zeit könnte ich Ihnen mehr liefern als seine Blutgruppe. Ich könnte Ihnen seine Telefonnummer geben. Aber so   …«
    Mehr als einen Fettfleck auf Nancys silbernem Top, beim Armansatz, hatte er nicht gefunden; eine Mischung aus Öl und menschlichem Schweiß. Der Schweiß stammte natürlich höchstwahrscheinlich von Nancy, aber mit Sicherheit konnten sie das noch nicht sagen. Sie würden weiter testen.
    Fingerabdrücke hatte man weder an den Türen noch in Nancys Zimmer noch sonst irgendwo entdeckt. Resnick konnte nur warten, dass irgendetwas passierte.
     
    Dana

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