Nebel ueber Oxford
es allmählich ziemlich voll.«
»Wir könnten ein bisschen umräumen. Öfter als ein, zwei Mal im Monat essen wir ohnehin nicht in diesem Zimmer.«
Jon runzelte die Stirn, ehe er antwortete. »Ich habe langsam den Eindruck, dass du nicht ganz glücklich damit bist, dass ich hier wohne, Kate.«
»So ein Quatsch!« Ob Camilla doch recht hatte? »Es ist nur so, dass ich mein Arbeitszimmer gern für mich allein habe. Dir würde es doch sicher auch nicht gefallen, wenn ich ein paar von deinen Regalen mit meinen Dingen vollstopfte, oder?«
»Stimmt!«, gab er zu. »Aber du legst auch keinen besonderen Eifer an den Tag, was den Umzug in ein größeres Haus angeht.«
»Allmählich gewöhne ich mich an den Gedanken. Aber ich brauche noch ein bisschen Zeit. Pass auf, ich fange jetzt an zu kochen, und wir reden darüber.«
»Du gehst diesem Thema zwar gern aus dem Weg, aber ich finde, wir sollten einen Zeitplan für unseren Umzug festlegen.«
»Okay.« Kate unterdrückte ihre Bestürzung. Konnten sie nicht einfach noch eine Weile so weiterleben wie bisher?
Ehe sie nach unten ging, warf sie einen Blick in ihr Arbeitszimmer und versuchte es mit Jons Augen zu sehen. Es lag über dem Wohnzimmer und hatte die gleiche Größe. Die Böden waren aus poliertem Holz, an den Fenstern hingen cremefarbene Jalousetten. Außer einem großen Schreibtisch gab es den dazugehörigen Stuhl, einen Aktenschrank, einen Rollcontainer mit Papier und ein Regal für Nachschlagewerke. Was brauchte sie mehr? Wenn sie ein weiteres Regal aufstellte, würde sie es lediglich mit verlockenden Romanen füllen und dann dasitzen und die Bücher lesen, anstatt selbst welche zu schreiben. So aber blieb ihr viel Platz, um hin und her zu gehen und nachzudenken. Wenn sie Lust dazu hatte, konnte sie sich sogar auf den Boden legen und die Decke in Erwartung guter Ideen anstarren. Aber sie verstand auch, warum Jon den Raum als ziemlich leer empfand.
Das Einzige, was sie selbst vermisste, war ein Schloss an der Tür.
»Ich brauche eine neutrale Umgebung, um meiner Fantasie Freiraum zu bieten«, erklärte sie. »Ich möchte noch nicht einmal zu viele Bücher im Zimmer haben – nur die Nachschlagewerke, die ich zum Schreiben brauche.«
»Schon gut. Lass uns nach unten gehen. Du bekommst ein Glas Weißwein, und zum Essen wechseln wir das Thema.«
Zehn Minuten später brutzelte das Abendessen im Ofen. Sie saßen auf Kates rosafarbenem Sofa und tranken Wein.
Jon nieste. »Heuschnupfen«, entschuldigte er sich.
»Ich dachte, die Zeit wäre vorbei. Du hattest schon ein paar Tage keine Niesattacke mehr.«
»Es könnte an den Blumen dort drüben liegen«, sagte er.
Kate hatte einen großen Strauß aus weißen Blumen und bunten Herbstblättern ans Fenster gestellt. Sie nahm die Vase und ging zur Tür. »Ich bringe sie in mein Arbeitszimmer.«
Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrte, schnäuzte sich Jon die Nase und blinzelte.
»Ich fürchte, ich brauche meine Augentropfen«, sagte er. Er kramte in seiner Tasche nach dem Fläschchen, beugte den Kopf zurück und träufelte sich die Flüssigkeit in die Augen. »Sehen sie jetzt besser aus?«, fragte er nach einigen Minuten.
»Viel besser. Nur noch ein bisschen geschwollen.«
»Vielleicht sollte ich lieber ein Antihistamin einnehmen.« Jon nieste erneut und kramte in seiner Tasche nach den Tabletten. Kate besorgte eine Schachtel Taschentücher in Männergröße und ein Glas Wasser und stellte beides neben ihn auf den Tisch. Dann genoss sie einen Schluck Wein.
Jon schaltete die Nachrichten ein. Kate wollte gerade wieder in die Küche gehen, um den Salat zu waschen, als er sie zurückrief. »Warte mal, Kate. Das musst du dir ansehen. Das ist doch die Innenstadt von Oxford! Was war denn da los?«
Kate setzte sich wieder. »Mal wieder eine Tierschützer-Demo«, sagte sie. »Sie sind heute Morgen die St. Giles hinaufmarschiert, als ich in die Stadt wollte. Ich musste zum Cornmarket einen Umweg über die George Street machen.«
Der Nachrichtenmoderator setzte ein, wo Kate geendet hatte. »Heute um die Mittagszeit hielten Tierschützer vor dem Universitätsgelände in Oxford eine ordnungsgemäß angemeldete und genehmigte Demonstration ab. Wenige Minuten jedoch nachdem die Demonstranten und unser Kamerateam die South Parks Road verlassen hatten, detonierte in einem der Labors ein Sprengsatz.«
Die Kameraeinstellung veränderte sich und zeigte nun ein Gebäude aus Glas und Beton, das fast von einer dichten, grauen
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