Nebel ueber Oxford
würde.
Susie betrachtete inzwischen das Haus. Sie nickte anerkennend.
»Diese Ziegelbauten aus viktorianischer Zeit sind einfach hinreißend«, sagte sie, als Gary wieder neben ihr stand. Jon trug Freddie auf den Schultern. Stolz blickte der Kleine aus seiner Höhe zur Mutter hinab. Am Gartentor angekommen, griff Jon nach oben, hob den vor Vergnügen quietschenden Freddie von seinen Schultern und übergab ihn seinem Vater.
Zu Kate sagte er etwas, das wie »Ein fünfkommasieben Hemi V8 Overland« und ziemlich neidisch klang, allerdings wusste sie nichts damit anzufangen.
Dann drehte er sich zu Susie um. »Schön, dass du da bist, Susie! Du siehst fantastisch aus.« Susies Gesicht leuchtete auf, und sie fiel ihm um den Hals. Ihre Küsse erschienen Kate ein wenig herzlicher als nötig.
»Komm bloß nicht auf die Idee, diese Taschen zu tragen«, meinte Jon und griff nach zwei Koffern. Sein unterdrücktes Stöhnen verriet, dass sie noch schwerer waren, als sie aussahen. Er wankte durch den Garten auf die offene Haustür zu. »Kommt rein. Ich zeige euch euer Zimmer.«
Schließlich befanden sich alle im Haus. Das Gepäck der Brownes war in dem Zimmer verstaut, das Kate nur allmählich »unser« Gästezimmer zu nennen lernte. Obwohl der Raum mit seinem glänzenden Holzboden und den cremefarbenen Vorhängen groß und hell war, wirkte er immer noch irgendwie spartanisch. Jon hatte ein großes Doppelbett hineingestellt, Kate hatte es mit weißen Blumen in einer auf dem Fensterbrett stehenden Vase geschmückt.
Zehn Minuten später versammelten sich alle im Wohnzimmer.
Garys Gesichtsfarbe hatte sich von scharlachrot zu einem hellen Sonnenbraun verwandelt, und Kate lernte ihn als gut aussehenden, humorvollen Mann um die vierzig kennen, der seine Frau und seinen Sohn vergötterte. Susie hatte sich frisch gemacht und umgezogen. Das neue Outfit war ebenfalls hell und ebenso elegant wie zwanglos.
Freddie hatte aufgehört zu quengeln und blickte sich mit großen Augen um. Kate sah, dass er mit seinen blonden Haaren und den fein geschnittenen Zügen seiner Mutter ein ausgesprochen hübsches Kind war. Von Gary konnte sie nichts in dem Kleinen entdecken.
Als Freddie merkte, dass er beobachtet wurde, schenkte er Kate ein so strahlendes Lächeln, dass sie plötzlich verstand, warum seine Eltern ihn über alles liebten.
»Habt ihr alles, was ihr braucht?«, erkundigte sie sich. Es war eine jener Fragen, auf die man als Antwort ein »Ja« erwartete.
»Alles ist bestens. Das Zimmer ist wirklich schön. Vielen Dank, Kate.«
»Wie wäre es mit einem leichten Mittagessen?«, schlug Kate vor. »Ich habe ein paar Salate vorbereitet, und …«
»Freddie bekommt ausschließlich Bio-Nahrung«, fiel Susie ihr ins Wort. »Aber keine Sorge, Kate, wir haben alles mitgebracht. Wenn du mir eine Ecke in der Küche überlässt, kann ich sein Essen vorbereiten. Gary und ich essen alles. Na ja, fast alles, solange es keine Erdnüsse oder Krustentiere sind. Gary isst keine Innereien und hat deswegen auch Vorbehalte gegenüber Würsten.« Sie lachte, als wolle sie zeigen, wie lächerlich sie diese Einschränkungen fand.
Freddie mischte sich in die Diskussion über das Essen ein. »Hunger, Mama!«
»Er ist es gewöhnt, um zwölf zu essen«, sagte Gary und strahlte seinen Sohn an. »Für Kinder ist es wichtig, regelmäßig im Vierstundenrhythmus zu essen.«
Während Susie in der Küche herumwerkelte, baute Gary mit Jons und Kates Hilfe das Reisebettchen im Gästezimmer auf.
»Du darfst ganz nah bei Mama und Papa schlafen«, erklärte Gary seinem Sohn, der interessiert zuschaute. »Das gefällt dir bestimmt.«
»Nein.«
»Das sagt er im Augenblick zu allem und jedem«, erklärte Gary. »Aber er meint es nicht so.« Er drehte sich zu Freddie um. »Du meinst es doch nicht so, wenn du Nein sagst, oder?«
»Nein!« Als die Erwachsenen laut auflachten, verzog er das Gesicht und begann dicke Tränen zu weinen.
»Ich gehe mal nach unten und schaue nach, ob Susie vielleicht Hilfe braucht«, verkündete Kate, der Freddie leidtat. War es gut, ein Kind so zu necken? Aber wenn Susie seine Mahlzeit fertig hätte, würde der Kleine seine Tränen sicher schnell vergessen, und sie könnte das Essen für die Erwachsenen vorbereiten. Glücklicherweise hatte sie weder Erdnüsse noch Krustentiere eingekauft, und die bösen Würste würden sie und Jon bei Gelegenheit auch gern allein verputzen.
»Freddie und ich kommen mit«, sagte Gary. Er nahm Freddie auf den
Weitere Kostenlose Bücher