Nebel ueber Oxford
Ihnen eine so glaubwürdige Geschichte servieren, dass Sie mich anflehen würden, an einem derart tragischen Abend das Haus nicht zu verlassen.«
»Das glaube ich Ihnen sofort. Was möchten Sie trinken?«
Während der kurzen Zeit, die Blake an der Bar warten musste, überlegte Kate, ob es ihm wirklich an Selbstvertrauen mangelte oder ob er auf diese Weise nur die Aufmerksamkeit einer Frau erregen wollte. Sie war noch zu keinem Ergebnis gekommen, als er mit zwei Gläsern Weißwein und einer Schale Oliven zurückkehrte.
»Wie haben Sie erraten, dass ich ganz wild auf Oliven bin?«, fragte Kate und nahm sich eine. Es handelte sich um kleine, entkernte, griechische Oliven, die in Kräuter und Öl eingelegt waren.
»Reiner Eigennutz.« Blake grinste und steckte sich gleich zwei in den Mund.
Plötzlich schien ihm etwas durch den Kopf zu gehen. Er holte sein Mobiltelefon hervor. Kate dachte zunächst, er wolle jemanden anrufen, doch er schaltete es nur aus und steckte es wieder in die Tasche. Kate ließ ihr Telefon eingeschaltet, denn es war sehr unwahrscheinlich, dass Jon sie anrief. Sie erinnerte sich, dass Blakes Lebensgefährtin während Sams Party angerufen hatte. Möglicherweise hatte sie die Angewohnheit, ihn ständig zu kontrollieren.
»Ich hatte einen anstrengenden Tag und kann jetzt keinen Ärger gebrauchen«, sagte er, als er bemerkte, dass Kate ihn beobachtete.
»Genau das halte ich für eines der großen Probleme bei Handys. Jedermann erwartet, dass man rund um die Uhr und an jedem Wochentag erreichbar ist.«
»Das gilt auf jeden Fall für Marianne.«
»Ihre Lebensgefährtin?«
»Noch. Ich weiß nicht, wie lange ich es noch mit ihr aushalte. Wenn ich nicht über jede Minute Rechenschaft ablegen kann, bekomme ich zu Hause eine Menge Ärger.«
»Und der heutige Abend?«
»Ich arbeite. Ist Ihnen das etwa nicht aufgefallen?« Er grinste.
Möglicherweise hatte Marianne durchaus Grund, ihm nicht über den Weg zu trauen.
»Ich weiß genau, was Sie jetzt denken. Es stimmt, dass ich die Gesellschaft einer hübschen Frau genieße. Aber ich würde nicht ständig in Versuchung geraten, wenn Marianne sich nicht bei jedem verirrten Blick so hysterisch gebärdete.«
»Ist sie neurotisch?«, fragte Kate und überlegte, ob Marianne vielleicht ein ernstes Problem hatte. Konnte es möglich sein, dass sie eifersüchtig auf Kerri war? Wäre sie fähig, dem Mädchen eine Briefbombe zu schicken, um sie von Blake abzubringen?
»Neurotisch und übersensibel. Genau das ist sie. Zum Teil liegt die Schwierigkeit darin, dass sie zu Hause arbeitet und sich nicht häufig genug mit anderen Menschen trifft. Sie sollte mehr unter Leute gehen. Sie brütet ständig über irgendwelchen Problemen.« Er hielt kurz inne. »Aber wir sind doch nicht hier, um uns über Marianne zu unterhalten, nicht wahr?«, fügte er schließlich hinzu. Falls Kate gerne mehr über die Eifersüchteleien gehört hätte, konnte sie es ihm wohl kaum sagen.
»Kerri war übrigens über das Wochenende bei mir«, berichtete sie. »Sie erschien mir ziemlich gestresst.«
»Ich wusste nicht, dass Sie mit ihr befreundet sind.«
»Das waren wir auch nicht, bis Sam mich bat, während seiner Abwesenheit ein Auge auf sie zu haben. Und weil sie immer noch Drohanrufe bekommt, habe ich sie zu mir nach Hause eingeladen.«
»Das war nett von Ihnen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie beide viel gemeinsam haben.«
»Ich kenne Sam schon seit Jahren und will unbedingt vermeiden, dass er seine Chinareise absagt, weil er sich um seine Freundin sorgt.«
»Sie wird nicht mehr lange bei uns arbeiten – nur noch etwa drei Wochen, wenn ich nicht irre. Sobald sie nicht mehr in Oxford lebt, dürften die Aktivisten sie in Ruhe lassen.«
»Haben Sie eine Ahnung, wie es ihnen gelungen ist, an Kerris Adresse zu kommen?«
»Nein. Und sie ist auch nicht die Einzige, die belästigt wurde. Alle Mitglieder des Teams wurden auch zu Hause schikaniert.«
»Ich vermute, Sie haben alle überprüft, die bei dem Anschlag dabei waren, oder?«
»Ja, aber sehr diskret. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie das vertraulich behandeln würden. Die Nerven der Leute liegen ohnehin ziemlich blank.«
»Passiert es öfter, dass es Drohungen gibt?«
»Immer mal wieder. Aber dieses Mal sieht es so aus, als würde unser Labor aus einem ganz bestimmten Grund angegriffen.«
»Zum Beispiel aus Eifersucht?«
Blake lächelte. »Meinen Sie die persönliche oder die berufliche?«
»Ich dachte zwar
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