Nebel ueber Oxford
eher an beruflichen Neid, aber natürlich könnten auch private Eifersüchteleien im Spiel sein.«
»Ich halte beides für unwahrscheinlich. Und warum werden wir alle angegriffen, wenn es nur um Eifersucht auf einen Einzelnen geht?«
»Vielleicht ist es ja auch nur Zufall. Irgendwie kamen sie an Adressen und Telefonnummern des Personals und benutzten sie. Sie hätten auch andere genommen – es geschah aufs Geratewohl.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nur ein Zufallstreffer war. Und wenn in dieser Liste auch Sam und Kerri standen, muss sie neueren Datums sein. Kerri ist seit fünf Wochen bei uns, Sam etwa zwei Wochen länger.«
»In diesem Fall …«
»In diesem Fall sollte ich möglichst bald herausfinden, wer Zugang zu den persönlichen Daten unserer Mitarbeiter hatte.«
»Hört sich vernünftig an. Und …«
»Was noch?«
»Ich überlege gerade, ob Sie das Gerücht kennen, Kerri gehöre zu den Tierversuchsgegnern?«
»Ja sicher. Allerdings wollte ich es nicht an die große Glocke hängen. Auch Conor und sogar Sam gehören in diese Kategorie.«
»Greg und Lucy auch.«
»Ich glaube nicht, dass es jemand aus meinem Team war.«
»Aber wer sonst?«
»Ich weiß es nicht. Aber ich kann einfach nicht glauben, dass es jemand war, den ich kenne, dem ich vertraue und mit dem ich zusammenarbeite.«
»Trotzdem klingt es am wahrscheinlichsten.«
»Ich würde mich freuen, wenn Sie Stillschweigen darüber bewahren könnten. Die Gesellschaft, die unsere Forschungen finanziert, hatte die gleiche Idee. Aber ich will keine Hexenjagd veranstalten. Und ich will nicht, dass Kerri schikaniert wird.«
»Wie schon gesagt: Ich habe Sam versprochen, auf sie achtzugeben. Sie können also auf mich zählen. Aber da ist noch etwas, was mir Unbehagen bereitet.«
»Und das wäre?«
»Ist Ihnen bewusst, dass die Situation eskalieren könnte, wenn Sie nicht bald etwas dagegen unternehmen?«
»Was zum Beispiel?«
»Ich kann einfach nicht glauben, dass diese Leute mit ihren hässlichen Tricks einfach so davonkommen. Gleichzeitig wird ihr Selbstbewusstsein dadurch ständig größer, bis eines Tages einmal etwas wirklich Schlimmes passiert.«
»Jetzt übertreiben Sie aber!«
»Irgendwer wird Schaden davontragen, glauben Sie mir.«
»Das klingt mir zu dramatisch, Kate. Wir leben seit vielen Jahren damit. Und jetzt sollten wir lieber das Thema wechseln.« Wieder griff Blake nach einigen Oliven. Für ihn war die Angelegenheit damit beendet. »Ich weiß so gut wie nichts über Sie, Kate. Erzählen Sie doch mal.«
Auch Kate griff noch einmal ins Olivenschälchen. »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Schriftsteller führen ein langweiliges Leben; sie sitzen meist vor dem Bildschirm und kämpfen mit dem nächsten Satz.«
»Und Ihr – was ist er gleich – Lebensgefährte?«
»Jon? Nun …« Eigentlich hatte Kate keine Lust, in Jons Abwesenheit mit einem anderen Mann über ihn zu sprechen. »Im Januar ist er bei mir eingezogen. Wir waren dieses Hin- und Herfahren so leid, dass er schließlich von London nach Oxford gezogen ist.«
»Dann ist es also eine ernsthafte Beziehung?«
Kate zögerte nur einen winzigen Augenblick, ehe sie antwortete: »Ich denke schon.«
»Glücklich?«
»Ziemlich.« Kate fiel auf, wie wenig begeistert sie klang.
»Verstehe.«
»Und was ist mit Ihnen?«
»Mit Marianne und mir? Wir sind jetzt fast drei Jahre zusammen.« Er nippte an seinem Wein, als wolle er sich mit seiner Antwort Zeit lassen. »Die ersten beiden Jahre waren wirklich schön, aber seit einigen Monaten bröckelt es. Sie haben sicher den Anruf mitgehört.«
»Na ja …«
»Keine Sorge. Die Sache ist allgemein bekannt. Fast jeder hat schon einmal mit anhören müssen, wie sie am Telefon einen Tobsuchtsanfall hatte.« Blake klang locker, aber Kate ahnte, dass Mariannes Verhalten ihn schmerzte.
»Warum bleiben Sie dann bei ihr?«
»Aus Feigheit und Gewohnheit. Irgendwie mag ich sie auch noch immer.«
»Verstehe.«
»Nicht, dass ich es noch Liebe nennen würde – aber nach drei Jahren geht man nicht so einfach. Können Sie sich den Riesenkrach vorstellen, wenn ich ihr ins Gesicht sagen müsste, dass es aus ist?«
»Es wäre sicher nicht angenehm, und Sie würden sich viel Geschrei anhören müssen. Außerdem müssten Sie Ihr Hab und Gut aufteilen und sich um "versal">CDs streiten.«
»Es hört sich an, als hätten Sie so etwas auch schon mitgemacht.«
»Ja, das stimmt.« Sie dachte an George Dolby. Aber sie würde Blake
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