Nebel ueber Oxford
Gruppe. Ein paar zaghafte Grußworte waren zu hören, als die jungen Leute Kate in Augenschein nahmen.
»Hat die Polizei schon Kerris Familie ausfindig gemacht?«, erkundigte sich Kate bei Lynne.
»Ja, und Kerris Mutter und Schwester waren gleich heute Morgen hier, sind aber nicht lang geblieben.« Lynnes strenger Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass Kerris Verwandte sich nicht gerade beliebt gemacht hatten.
»Sie sind einfach reingekommen und mit Kerris Zeug wieder abgehauen«, sagte Conor.
Kate sah zu ihm hinüber. Er kauerte in einer Ecke. Sein Gesicht war weiß und aufgedunsen, als hätte er geweint.
»Sie haben nicht alles mitgenommen.« Lynne wollte fair bleiben.
»Aber sie haben uns auch kein Andenken an sie dagelassen«, warf Conor mit mühsam beherrschter Stimme ein.
»Wir werden uns auch so an sie erinnern«, sagte ein Mädchen, das auf dem Sofa saß. »Die Erinnerung kann uns Kerris Mutter nun wirklich nicht nehmen.«
»Als sie sagte, dass Kerri an allem selbst schuld wäre, wurde ich richtig sauer«, berichtete Lynne.
»Wie hat sie das gemeint?«, fragte Conor.
»Sie wollte, dass Kerri ihr Leben lang im Supermarkt Regale auffüllt, wie sie selbst es getan hat. Immer wenn sie Kerri mit einem Buch erwischt hat, schimpfte sie und fragte, was ihr die guten Noten ohne Job nützen würden.«
»Die Schwester war auch nicht viel besser. Sie hat Kerris Garderobe in Augenschein genommen und war sauer, dass ihr die Klamotten nicht gepasst hätten.«
»Fette Kuh!«, kommentierte Conor.
»Vielleicht waren sie nur traurig, wollten es sich aber nicht anmerken lassen«, sagte Kate.
»Wer’s glaubt, wird selig!«
»Kerri hat gut daran getan, von ihrer Familie fortzugehen«, sagte jemand anders.
»Ihre Mutter hat kaum mit uns gesprochen, Mel«, wandte Conor immer noch tief unglücklich ein. »Ich habe versucht mit ihr zu reden. Ich wollte ihr erklären, was in dieser Nacht geschehen ist und dass es nicht meine Schuld war. Aber sie hat mir nicht einmal zugehört.«
»Noch einen Kaffee, Conor?« Lynnes Fröhlichkeit klang falsch, als hätte sie mehr als genug von Conors gnadenlosem Selbstmitleid. Kate erkannte, dass es ihr am liebsten gewesen wäre, wenn Conor seinen leeren Becher in die Küche gebracht und nach Hause gegangen wäre.
»Hi Conor.« Kate fragte sich, ob sie sich noch irgendwie neben ihn quetschen könne. Es gab da einige Dinge, die sie ihn gern gefragt hätte. Es machte vielleicht keinen Sinn, aber sie hatte das deutliche Gefühl, dass Kerri es gerne gesehen hätte, dass sie herausfand, was Conor am Tag des Anschlags im Schilde geführt hatte. Kerri hatte recht gehabt mit ihrer Äußerung, dass Kate Rätsel liebte – Rätsel, die nichts mit Sudoku oder Kreuzworträtseln zu tun hatten.
Conor blickte verwirrt auf, dann aber erkannte er sie. »Hi, Kate. Ich hatte nicht erwartet, Sie hier zu sehen.«
Das klang nicht gerade vielversprechend. Trotzdem schob sich Kate zu ihm durch und setzte sich neben ihn.
»Wie geht es Ihnen, Conor?«, erkundigte sie sich mit so viel Mitgefühl wie möglich.
»Mies!«
»Kerris Mutter scheint sich unbeliebt gemacht zu haben.«
»Ich habe ihr immer wieder erklärt, dass es nicht meine Schuld war«, murmelte Conor erneut. Kate hatte den Eindruck, dass er diesen Satz inzwischen gebetsmühlenartig herunterleierte.
»Warum sollte irgendwer denken, dass Sie schuldig sind?«
»Wie jeden Donnerstag waren wir alle zusammen in diesem Pub in der Nähe der Cowley Road. Irgendwie kann man sich nicht vorstellen, dass auf den paar Hundert Metern ein Unglück geschieht.«
»Es war aber dunkel«, gab Kate zu bedenken.
»Überall stehen Straßenlaternen«, verteidigte sich Conor. »Außerdem war es noch viel zu früh, als dass Betrunkene die Straßen unsicher gemacht hätten. Ich habe ihr eine gute Nacht gewünscht und sie gefragt, ob ich sie nach Hause bringen soll. Aber sie wollte nicht. Also war es doch nicht meine Schuld, oder?«
»Wer gibt Ihnen denn – abgesehen von Kerris Mutter – überhaupt die Schuld?«
»Na alle!«, erklärte er mit einem unangenehm selbstmitleidigen Ton in der Stimme. »Vermutlich glauben sie auch, dass ich die Briefbombe geschickt habe«, setzte er missmutig hinzu.
»Aber Sie haben doch sicher nichts mit den Tierversuchsgegnern zu tun, oder doch?«
»Wer hat das behauptet?«
»Ich habe gehört, dass Sie sich am Tag des Anschlags mit einem Kumpel gestritten haben, der an der Demo teilnahm.«
»Der Kerl ist kein Kumpel. Wer
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