Nebelfront - Hinterm Deich Krimi
Fußball. Unsere Nationalmannschaft …«
»Immerhin sind wir bis ins Halbfinale gekommen«, bestätigte Große
Jäger.
»Nix. Ich mein unsere ! Die türkische.
Schade, dass Mesut Özil für euch spielt. Sonst wären wir auch dabei gewesen.
Garantiert.«
Christoph räusperte sich. »Herr Gönul, Sie sind sicher nicht zu uns
gekommen, um über Fußball zu reden.«
»Sag ich doch, Mann. Das war ein Fiesta. Eine ziemlich alte Kiste.
Garantiert. Mit der ist die Blonde gekommen.«
»Das hatten Sie uns schon erzählt.«
»Genau. Die hat ihre Karre bei uns abgestellt. Hab ihr gesagt, sie
soll sie auf den großen Platz nebenan parken, auf der Freiheit.«
»Das hat Sie geärgert. Aber davon haben Sie schon berichtet.«
»Genau. Sie haben gesagt, ich soll mich melden, wenn mir noch etwas
einfällt.« Er wedelte mit der zusammengerollten Visitenkarte.
»Nun ist Ihnen noch etwas eingefallen?«
»Genau. Ich mach nicht nur Autos heil, ich kann auch alles andere.
Wenn Sie mal was im Haus zu reparieren haben, dann fragen Sie mich. Ich kann
alles. Mach alles selbst. Das ist sonst viel zu teuer. Ich bin unheimlich
geschickt. Und preiswerter als die Firmen da draußen. Ist garantiert ohne
Mehrwertsteuer.«
»Sie sollten uns hier kein Angebot für Schwarzarbeit unterbreiten.
Da sind Sie an der falschen Stelle.«
»Genau. Wollt ich auch nicht. War nur so. Angebot gilt.«
Christoph hatte Mühe, ein Schmunzeln über die Hartnäckigkeit des
Türken zu unterdrücken.
»Was ist Ihnen eingefallen, Herr Gönul?«, erinnerte er den Besucher
an den Grund seines Kommens.
»Die Blonde.«
Große Jäger saß neben Gönul, sodass dieser ihn nicht sehen konnte.
Christoph sah, wie der Oberkommissar mit dem Mund »Genau« formulierte.
»Die blonde Frau mit dem Fiesta? Sie können sich an sie erinnern?«
»Genau. Ich weiß, wer sie ist.«
»Bitte?« Christoph war ebenso überrascht wie Große Jäger.
Sie suchten nach der Frau wie nach der berühmten Stecknadel im
Heuhaufen, und plötzlich saß ihnen jemand gegenüber, der behauptete, die Frau
zu kennen, die angeblich auch vor der Ermordung Adolph Schierlings im
Nordseeheilbad auf Nordstrand aufgetaucht sein sollte.
»Glauben Sie mir nicht?« Gönul klang eine Spur ungehalten.
»Doch«, versicherte Christoph. »Wie heißt die Frau?«
»Das weiß ich doch nicht.«
»Ja, eben sagten Sie doch, Sie würden sie kennen?«
»Genau. Aber deshalb kenn ich doch nicht ihren Namen.«
Große Jäger verdrehte die Augen.
»Woher kennen Sie die Frau denn?«
»Sagte ich doch.« Gönul erweckte den Eindruck, als würde er die
Polizisten für begriffsstutzig halten. »Mann. Ich hab doch gesagt, dass ich
alles selbst mach. Und auch anderen helfe. Glaubt ihr, ich hab ein Lager zu
Hause?«
»Vermutlich nicht. Ich nehme an, Sie beschaffen sich das Material im
Baumarkt«, vermutete Christoph.
»Genau. Gibt viele geile Baumärkte in Husum. Riesenauswahl. Ehrlich.
Kauf mal hier, mal da. Wo’s am günstigsten ist. Muss du gucken, Mann.«
»Und in einem der Baumärkte sind Sie der blonden Frau begegnet.«
»Genau.« Gönul stach mit dem Zeigefinger in der Luft in Christophs
Richtung. »Die sitzt an der Kasse im …« Er nannte den Namen eines
Baumarkts, der ebenso wie die Mitbewerber im Husumer Gewerbegebiet im Osten der
Stadt beheimatet war. »Da habe ich sie gesehen. Ist mir nur nicht gleich
eingefallen. Ist doch klar, Mann. Manchmal sitzen auch andere Frauen an der
Kasse. Sind jünger als die Blonde. Hab nicht gesagt, dass die hässlich ist. Ist
nicht alt, ist nicht jung. Immer freundlich, immer gut drauf. Wie alle hier in
Husum.«
»Genau«, bestätigte Große Jäger mit einem breiten Grinsen. Gönul
fasste es nur als Bestätigung auf und überhörte den ironisch klingenden
Unterton.
Christoph bedankte sich bei Gönul und reichte ihm die Hand. »Sie
haben uns sehr geholfen.«
»Mach ich gern. Muss nur erst darauf kommen. Mann, ich hab mir den
Kopf zerbrochen, woher ich die Blonde kenn.« Er wandte sich zur Tür, blieb aber
mitten im Raum noch einmal stehen und bewegte den Zeigefinger.
»Und nicht vergessen. Mesut Gönul macht alles. Billig. Gut.
Zuverlässig. Nach Türkenart.«
»Genau«, sagte Große Jäger und fiel ebenso in ein befreiendes Lachen
ein wie Christoph, als der Türke das Büro verlassen hatte. Dann tippte sich der
Oberkommissar gegen die Stirn. »Da soll man draufkommen, dass die Blonde in einem Baumarkt arbeitet. Dann wollen wir ihr
einen Besuch abstatten.«
»Genau«,
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