Nebelsphäre - haltlos (German Edition)
erst mal krank, das schwöre ich dir!“
Nun klang Jaromir interessiert: „Echt? Ich spüre auch schon so ein fieses Kratzen im Hals! Vielleicht sollten wir zwei einfach ein paar Tage zu Hause im Bett bleiben…“
Mit den letzten Worten schwappten unbeabsichtigt auch ein paar eindeutige Bilder zu ihr rüber.
Die Schmetterlinge in ihrem Bauch waren begeistert und hatten rein gar nichts gegen die Umsetzung von Jaromirs Fantasien. Aber Victoria hatte die Nase voll. Es reichte es ihr!
Sie rief die Schmetterlinge zur Ordnung und antwortete ärgerlich: „NEIN, JAROMIR! Nicht du auch noch! Ich soll hier ganz unauffällig eine Vorlesung besuchen. Ich muss Informatik studieren und in bummelig drei Wochen eine Klausur schreiben. Wenn ich nicht aufpasse, wird das nichts!“
„Ach“ , winkte Jaromir ab, „ich kenne mich auch ganz passabel mit Informatik aus und sonst kann Lenir dir das zeigen. Er betreibt zur Tarnung eine Programmierklitsche in Oslo.“
„Mir egal! Und wenn er Bill Gates persönlich wäre – ich will hier in Ruhe zuhören!“ , schimpfte Victoria, und verzog sich vollends genervt in eine Ecke ihres Geistes, wohin Jaromir ihr gewöhnlich nicht folgte.
„Mann ey! Diese Drachen können einem echt auf den Keks gehen! Besonders in der Bindungsphase. Eifersüchtig bis unter die Hutschnur und dann auch noch dauerrollig! Das ist in der letzten Woche aber echt extrem geworden. Wie soll das bloß werden, wenn es noch schlimmer wird? Und vor allem: Wie lange soll das noch so gehen?!“
Naja, es half nichts. Victoria versuchte, sich auf die Vorlesung zu konzentrieren. Das lenkte wenigstens etwas ab.
Die nächste Vorlesung war Analysis. Dort trafen Lennard und Victoria auf ihre Freunde. Victoria fragte sich, ob Kerstin und Sabine auch so durchdrehen würden, wie die Mädels eben.
Die vier warteten schon gespannt vor dem Hörsaal auf sie. Victoria tat ganz lässig, als sie Lennard vorstellte. Ihre Freunde begrüßten ihn freundlich und tatsächlich – auch Sabine und Kerstin waren mehr als nur begeistert von dem blonden Nordländer.
Gegen ihren Willen drehte Kerstins Kopfkino einen Film mit dem Titel: «Wilde Küsse unter Studenten» und natürlich waren sie selbst und Lennard die Hauptdarsteller.
Dabei hatte Kerstin allerdings ein ganz schlechtes Gewissen, denn sie war ja mit Alexander zusammen. Sie versuchte die Bilder loszuwerden und rief sich selbst zur Ordnung.
Ganz gelang es ihr nicht – aber immerhin. Victoria fand, dass der Wille auch zählt.
Sabine ging es ähnlich. Allerdings wandte sie einen Trick ähnlich wie Victoria an: Sie lenkte sich mit mathematischen Formeln ab, bis sie wieder klar denken konnte.
Die Jungs blieben ebenfalls nicht unbeeindruckt. Falk war von Natur aus misstrauisch, entschied jedoch, dass es ihm mehr Vorteile bringen würde, wenn er mit Lennard befreundet war. Also streckte er ihm lässig die Hand entgegen und erzählte leutselig, dass er für ihn bereits eine Karte für das Handballspiel der Nationalmannschaft in zwei Wochen besorgt hatte.
Felix war noch der gelassenste von allen. Er begrüßte Lennard offen und war ehrlich interessiert, wer sich hinter der Fassade des gutaussehenden Norwegers verbarg.
Natürlich wurden sie auch jetzt von jeder Menge Studentinnen belagert, die den Neuen kennenlernen wollten.
Victoria wollte nicht schon wieder von den romantischen Gedanken der Damenwelt überschwemmt werden und konzentrierte sich darauf, ob Lenir bei irgendjemandem in seiner direkten Nähe Furcht erweckte, wie es für Drachen in Menschengestalt üblich war. Sie war beeindruckt, dass das überhaupt nicht der Fall war.
Jaromir hätte so gut aussehen können, wie nur was – die anderen hätten trotzdem erst mal Abstand gehalten, einfach weil er ihnen unheimlich war.
Dann fiel ihr wieder ein, was sie schon seit dem Kräftemessen von Abrexar und Jaromir tun wollte. Sie machte kurzerhand die magischen Auren sichtbar und war begeistert von dem, was sie sah: Lenirs Aura schimmerte zwar in bunten Seifenblasenfarben wie ihre eigene, aber im Gegensatz zu seinem Mentor oder seinem besten Freund glich seine eigene Aura perfekt der der Menschen. Sie konnte kaum ausgefranste Strahlen erkennen. Die Aura lag vollkommen eng an seinen menschlichen Konturen an. Man musste schon genau wissen, wonach man suchte, um Lenir als Drachen entlarven zu können.
Plötzlich bemerkte sie verwundert, dass sich Lennards Stimmung verändert hatte.
Etwas hatte ihn aus der Fassung
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