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Nebelsturm

Nebelsturm

Titel: Nebelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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handelte sich um zwei Autos, die bereits bis zur Hälfte von Schnee verdeckt waren.
    Tilda wischte den Schnee an einer Wagenseite weg und erkannteihn sofort wieder: Es war der schwarze Lieferwagen mit der Aufschrift KALMAR SCHWEISSEN & ROHRE.
    In unmittelbarer Nähe lag ein Plastikboot auf einem umgekippten Anhänger. Der Wind musste ihn umgestürzt haben.
    Das Boot war noch an dem Stahlrahmen festgezurrt, aber die darübergespannte Plane war eingerissen. Eine kuriose Sammlung von Gegenständen lag im Schnee verstreut: Lautsprecher und Motorsägen, alten Petroleumlampen und Wanduhren.
    Es sah aus wie die Beute eines Diebstahls.
    Martin rief Tilda etwas zu, aber sie konnte ihn nicht verstehen. Mühsam kämpfte sie sich am Lieferwagen entlang zur Fahrertür vor. Die war abgeschlossen. Sie ging um das Auto herum und zog an der Beifahrertür, die mit einem lauten Knall aufflog.
    Tilda kletterte ins Auto, um zu verschnaufen.
    Martin streckte seinen Kopf in den Türspalt, Haar und Augenbrauen waren voller Schnee.
    »Bist du okay?«, fragte er.
    Tilda knetete ihre eiskalten Ohren und nickte müde.
    Die Luft im Auto war noch warm, und sie konnte endlich normal atmen. Sie drehte sich um und schaute in den Laderaum. Auch er war voller Gegenstände, aufeinandergestapelt lagen dort Schmuckkästchen, Zigarettenstangen und Kartons mit Whiskey und Schnaps.
    Als sie sich zu Martin wandte, bemerkte sie, dass sich die Innenverkleidung der Beifahrertür gelöst hatte.
    Dahinter schaute weißer Kunststoff hervor – eine Plastiktüte.
    »Ein Versteck«, sagte sie.
    Martin zog kräftig an der Tüte, mit einem Ruck löste sich die Verkleidung und fiel in den Schnee.
    Dahinter befand sich ein Geheimfach, das voller weißer Päckchen war.
    Martin nahm das oberste, ritzte ein Loch mit dem Autoschlüssel hinein, steckte den Finger in das Tütchen und leckte ihn ab.
    »Das ist Metamphetamin.«
    Tilda zweifelte nicht an seiner Aussage, er hatte ihre Klasseauf der Polizeischule in Drogenkunde unterrichtet. Sie steckte ein paar Päckchen in ihre Jackentasche.
    »Beweismaterial«, sagte sie.
    Martin sah sie vielsagend an und wollte noch etwas hinzufügen, aber Tilda hatte kein Interesse daran. Sie öffnete das Pistolenhalfter und nahm ihre Sig Sauer heraus.
    »Auf dem Hof laufen Verbrecher herum«, sagte sie.
    Sie drückte sich an Martin vorbei aus dem Auto und stapfte weiter.
    Als Tilda die Fahrzeuge und den Bootsanhänger hinter sich gelassen hatte, sah sie endlich das zarte Glimmen des Leuchtturms: ein Licht, das kaum in der Lage war, den Sturm zu durchdringen.
    Sie hatten den Hof beinahe erreicht. Tilda konnte als Erstes das Wohnhaus ausmachen. In seinen Fenstern schimmerte ein schwaches Licht.
    Sie erkannte Kerzen. Auf der Einfahrt des Hofes stand Joakim Westins Wagen, von Schnee bedeckt.
    Die Familie musste also zu Hause sein. Im schlimmsten Fall hatten die Diebe sie als Geisel genommen – aber Tilda wollte so weit gar nicht denken.
    Plötzlich stand sie neben der großen Scheune. Sie kämpfte sich die letzten Schritte bis zu der roten Holzwand vor und stand dann endlich im Windschatten. Das war geschafft – sie konnte aufatmen und wischte sich mit dem Ärmel den Schnee aus dem Gesicht.
    Nun musste sie nur herausfinden, welche Personen sich im Haus befanden und in welchem Zustand sie waren.
    Tilda öffnete ihre Jacke und holte eine Taschenlampe heraus. Mit der Pistole in der einen Hand und der Taschenlampe in der anderen drückte sie sich dicht an die Scheunenwand und schlich langsam weiter. Vorsichtig lugte sie um die Ecke.
    Schnee, überall Schnee. Wie Vorhänge lag der Schnee auf dem Dach, der Wind wirbelte ihn auf und schleuderte ihn zwischen den Gebäuden hin und her.
    Geduckt kam Martin aus der Dunkelheit und suchte hinter ihr Schutz an der Scheunenwand.
    »Ist das hier der Zielort?«, rief er.
    Tilda nickte und holte Luft.
    »Åludden«, antwortete sie.
    Das große Wohnhaus lag etwa zehn Meter von der Scheune entfernt. Zwar brannte Licht in der Küche, aber es war kein Mensch zu sehen.
    Tilda verließ ihren windgeschützten Posten und lief über den zugeschneiten Innenhof. Hier reichte der Schnee an einigen Stellen bis zur Taille, und sie musste förmlich durch die Wehen hindurchklettern. Mit der Waffe im Anschlag kämpfte sie sich weiter zum Wohnhaus vor.
    Dort entdeckte sie frische Fußspuren im Schnee. Jemand war vor Kurzem über den Innenhof und die Steintreppe hinaufgegangen.
    In der Veranda war es dunkel. Tilda bemerkte

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