Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebelsturm

Nebelsturm

Titel: Nebelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
Vom Netzwerk:
sie zu dir zurückgekommen?«
    »Ich habe sie angerufen«, berichtete Henrik. »Aber sie hat dann ein Treffen vorgeschlagen.«
    »Wie nett!«, sagte Tommy, ohne zu lächeln. »Aber was machen wir denn jetzt?«
    »Womit?«
    »Mit unserer Zusammenarbeit.«
    »Die ist doch beendet«, erwiderte Henrik. »Abgesehen von dem Geld.«
    »Keineswegs.«
    »Doch.«
    Die drei starrten sich wütend an. Dann seufzte Henrik.
    »Wir können das nicht hier im Treppenhaus besprechen«, flüsterte er. »Einer von euch kommt mit in die Wohnung.«
    Kurz darauf schlurfte Freddy zurück zum Lieferwagen. Henrik zog Tommy in die Küche und schloss die Tür. Er senkte die Stimme: »Wir klären das jetzt, und danach könnt ihr losfahren.«
    Tommy hatte jedoch ein viel größeres Interesse an Camilla als an der Unterhaltung und fragte laut und deutlich:
    »Wohnt sie wieder bei dir? Siehst du deswegen so verdammt müde aus?«
    Henrik schüttelte den Kopf.
    »Das hat einen anderen Grund«, sagte er. »Ich kann nicht schlafen.«
    »Das Gewissen nagt in dir, was?«, grinste Tommy. »Aber der Alte wird ja überleben, sie flicken ihn wieder zusammen.«
    »Wer zum Teufel hat ihn denn zusammengeschlagen?«, zischte Henrik. »Kannst du dich erinnern?«
    »Ja, du warst es«, sagte Tommy. »Du hast ihn getreten.«
    »Ich? Ich stand hinter dir!«
    »Du bist auf die Hand von dem alten Blödmann getreten, Henke. Wenn sie uns finden, bist du dran.«
    »Dann sind wir verdammt noch mal alle drei dran!« Henrik schaute nervös zur Tür. »Ich kann jetzt nicht länger reden.«
    »Du willst also Kohle haben«, sagte Tommy. »Stimmt doch, oder?«
    »Ich habe Kohle, schließlich habe ich einen Job«, antwortete Henrik.
    »Aber du brauchst mehr Schotter.« Tommy zeigte mit dem Kopf zum Wohnzimmer. »Die sind nicht billig.«
    Henrik seufzte.
    »Zum Teufel, das Geld ist nicht das Problem, es ist die Beute im Bootshaus. Wir müssen das ganze Zeug loswerden.«
    »Wir werden es schon noch verkaufen«, beruhigte ihn Tommy. »Aber zuerst machen wir noch einen letzten Trip nach … na, da im Norden. Zu dem Hof.«
    »Welcher Hof?«
    »Der Hof mit den vielen Gemälden … Aleister hat ihn uns doch verraten.«
    »Hof Åludden«, antwortete Henrik leise.
    »Genau den, ja. Wann geht es los?«
    »Jetzt warte mal … ich war ja im Sommer da. Ich habe mich überall umgesehen, aber ich habe kein einziges, verdammtes Gemälde gefunden. Und außerdem …«
    »Was?«
    Henrik sagte nichts mehr. Er konnte sich noch gut an die hallenden Räume und Flure von Åludden erinnern. Es hatte ihm Spaß gemacht, für Katrine Westin zu arbeiten, die mit ihren zwei kleinen Kindern dort gewohnt hatte. Aber der Hof hatte schon im August etwas Bedrückendes ausgestrahlt, obwohl die Familie Westin gründlich geputzt und ihre groß angelegten Renovierungsarbeiten begonnen hatte. Wie würde das jetzt im Dezember wohl sein?
    »Nichts«, antwortete er. »Aber ich habe keine Gemälde auf Åludden gesehen.«
    »Dann haben sie die wohl versteckt«, vermutete Tommy.
    Plötzlich war ein leises Klopfen zu hören.
    Henrik zuckte zusammen, erkannte aber sogleich, dass es sich um ein gewöhnliches Klopfen an die Küchentür handelte. Er öffnete sie.
    Camilla stand vor der Tür. Sie sah ganz und gar nicht zufrieden aus.
    »Seid ihr bald fertig? Sonst gehe ich nach Hause, Henrik.«
    »Ja, wir sind fertig«, sagte er.
    Camilla war klein und zart, sie reichte den Männern kaum bis zur Schulter. Tommy lächelte ihr freundlich zu und gab ihr die Hand.
    »Hallo … Tommy«, stellte er sich mit einer sanften und höflichen Stimme vor, die Henrik noch nie zuvor an ihm gehört hatte.
    »Camilla.«
    Sie schüttelten sich die Hände, sodass die Schnallen an Tommys Jacke klimperten. Dann nickte er Henrik zu und ging Richtung Tür.
    »Dann verbleiben wir so«, verabschiedete er sich. »Wir telefonieren.«
    Henrik schloss die Eingangstür hinter ihm und setzte sich dann zu Camilla auf das Sofa. Schweigend schauten sie sich den Spielfilm an, der bereits begonnen hatte, bevor die Brüder aufgetaucht waren.
    »Möchtest du, dass ich bleibe, Henrik?«, fragte sie eine halbe Stunde später, es war kurz vor elf.
    »Wenn du das auch möchtest, sehr gerne«, lächelte er.
    Gegen Mitternacht lagen sie in dem kleinen Schlafzimmer, und Henrik kam es vor, als hätte jemand die Zeit ein halbes Jahr zurückgedreht. Als wäre alles so, wie es sein sollte. Es war unglaublich schön, dass er wieder mit Camilla zusammen war. Das Einzige,

Weitere Kostenlose Bücher