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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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bedauerlich für dich«, warf Meyers ein.
    »Nein, er kauft ein Segelboot. Er hat sich in Norddeich bei einem Verkäufer bereits vormerken lassen.«
    »Dann werden wir uns später im Hafen noch häufig begegnen. Vorerst gilt es, den Mörder oder die Mörder deiner Mutter zu fassen«, sagte Meyers.
    »Sie haben doch eine junge Frau und einen süchtigen Studenten aus dem Rheinland festgenommen«, sagte Kevin und schaute den Kommissar fragend an.
    »Sie standen unter dem Verdacht, das Verbrechen begangen zu haben. Doch uns fehlen die Beweise«, sagte Meyers.
    »Und glauben Sie, dass meine Mutter den anderen Schuh noch anhat? Dass die Verbrecher Sie ablenken wollen?«, fragte Kevin.
    Meyers sah ihn überrascht an. »Nicht schlecht! Ein kluger Gedanke! Am Montag werden wir eine weitere Suchaktion starten.«
    »Herr Meyers, haben Sie recht herzlichen Dank für die freundliche Bewirtung und das offene Gespräch«, sagte Kevin und reichte dem Kommissar die Hand.
    »Kevin, ich danke für deinen Besuch. Grüß deinen Vater von mir. Sag ihm, er möchte anrufen, wenn er aus Aachen zurück ist.« Meyers begleitete den Schüler zur Tür.
     
    Als Kevin Spatfeld am Sonntagmorgen gegen 11 Uhr sein Fahrrad am Holzhäuschen des Naturschutzbundes am Ostheller abstellte und von dort zu Fuß durch den Sand am Kilometer 9 zum Saum des Wassers ging, war Ebbe. Er war alleine weit und breit. Die Sonne schien, und ihre Strahlen spiegelten sich in den rauschenden Wellen. Im Norden sah er einige Häuser der Insel Baltrum, die über den Deich hervorlugten. Weit breitete sich die Dünenlandschaft vor ihm aus. Der Wind kam mit Stärke 5 aus westlicher Richtung.
    Kevin schaute sich um. Er wusste, dass er hier nicht die geringste Spur seiner Mutter entdecken würde, ganz bestimmt nicht den zweiten Schuh, dennoch glitten seine Blicke suchend über die Sandhügel und den Strand.
    Kevin war traurig, dennoch neigte er weder zu momentanen Tränen noch zur Schwermut. So furchtbar Mutters Tod auch war und bei allem Leid, das über ihn gekommen war, besaß er die Kraft, auf seine Art damit fertig zu werden. Dennoch empfand er es schon recht schicksalhaft, dass der Tod erneut zugeschlagen hatte.
    Natürlich würde er die Fürsorge der Mutter in der Zukunft vermissen. Gewiss hatte sie ihn verwöhnt. Doch mittlerweile war er groß genug, in vielen Dingen für sich selbst zu sorgen. Das begann schon morgens bei dem Frühstück, wenn er nach Norden zur Schule fuhr. Vater, daran würde sich auch in Zukunft nicht viel ändern, schlief lange, da er abends spät die besten Ideen für seine Kunst entwickelte.
    Kevin entnahm seiner Tasche das Handy. Sein Vater hatte sich immer noch nicht aus Aachen gemeldet. Deswegen machte er sich keine Sorgen, dennoch würde er ihm gern berichten, dass die Polizei einen Schuh von Mama gefunden hatte und am Montag erneut die Insel im nördlichen Bereich nach ihr absuchen würde.
    Er setzte sich in den Sand, nahm das Handy in die Hand und wählte die Nummer seines Vaters. Er war hocherfreut, als sein Vatersich meldete. Er befand sich mit einem Käufer in einem Altstadtcafé. Sein Vater hatte mehrere Bilder verkauft, und die Sensation war, es waren nicht nur anspruchsvolle Sammler gewesen, sondern selbst die Düsseldorfer Kulturbehörde hatte für das Nordrheinwestfälische Kunstmuseum zwei seiner Werke bei seinem Galeristen erworben. Endlich war ihm der Durchbruch gelungen.
    Doch Papas Euphorie bekam einen Dämpfer. Der großartige Erfolg hatte ihn seine miese Situation vergessen lassen.
    »Ein Schuh von Mama! Gefunden am Strand!«, wiederholte er nach einer Schweigeminute.
    »Kommissar Meyers war sehr nett. Ich soll dich grüßen«, sprach Kevin in das Handy.
    »Kevin, lüfte mal Mamas Auto, es steht seit Tagen in der Sonne. Wenn es dreckig ist, fege mal durch. Ich weiß nicht, ob wir es behalten«, sagte Albert Spatfeld.
    »Das mache ich. Tschüss, Paps«, antwortete er, steckte das Handy ein und erhob sich. Er ging zurück zum Holzhaus und setzte sich auf eine Bank. Er hielt das Gesicht in die Sonne und freute sich über die Erfolge seines Vaters, auf den er sehr stolz war. Mittlerweile brachten seine Werke zusätzlich Geld. Die Kulturbehörde hatte ein Bild gekauft! Schade, dass Mama das nicht mehr erlebte!
    Als ein paar Strichwolken die Sonne bedeckten, ging Kevin zum Fahrrad, stieg auf und fuhr an der Pension vorbei, in der die Verdächtigten gewohnt hatten. Ihnen konnte die Polizei die Tat nicht nachweisen. Ein Süchtiger und

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