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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Augen bat sie, ihn am Abend in das Kino zu begleiten. Es lief ein Film mit Rudolf Prack und Sonja Ziemann.
    Am Abend im Kino hielten sie sich an den Händen und kamen sich näher. Maria Bühler erwiderte seine Zuneigung.
    An einem schönen Sommerabend liebten sie sich versteckt von den Weidensträuchern am Himmelgeister Rheinufer, und Rudi Spatfeld war sich sicher, die Frau seines Lebens gefunden zu haben. Vergessen waren seine vielen Kriegserlebnisse. Er hatte überlebt und plante mit Maria Bühler eine friedliche Zukunft. Er hatte eine Arbeit und war dabei, sich emporzuarbeiten vom einfachen »Schreiber« in der Lohnbuchhaltung zum Abteilungsleiter bei der Firma Henkel, die wieder auf dem Wege war, zu einer Weltfirma aufzusteigen.
    Rudi Spatfeld bewarb sich um eine Betriebswohnung. Er und Maria Bühler feierten ihre Verlobung. Kurz danach verlor er seine Mutter. Sie verstarb an Krebs. Zu seinem Stiefvater erlosch das nie gute Verhältnis.
    Auch an Maria Bühler ging das Schicksal nicht aktionslos vorbei. Ihre Mutter neigte zu heftigen Depressionen, die in Verbindung mit Angstausbrüchen vorkamen und gelegentlich zu Aufenthalten in der Psychiatrie des Krankenhauses Jagenberg führten. Zuletzt litt sie unter Wahnvorstellungen, die ihre Psyche völlig destabilisierten und ihren ständigen Aufenthalt in der Klinik erforderlich machten.
    Es war eine schwere Zeit für Maria Bühler, die ihre Hochzeit bis zum ruhigen Tode ihrer Mutter hinausschob.
    Rudi Spatfeld und Maria Bühler heirateten und zogen in eine große Betriebswohnung in der Chemiestraße. Rudi Spatfeld bestand vor dem staatlichen Prüfungskomitee das anspruchsvolle Examen zum Bilanzbuchhalter mit der Note sehr gut.
    Die deutsche Wirtschaft boomte. Der Nachholbedarf führte zu einem zweistelligen Wachstum, das Rudi Spatfeld die Gelegenheit bot, sich zu bewähren. Er stieg auf zum stellvertretenden Leiter der Lohnbuchhaltung, eine imposante Stelle in einem Werk, das mit 12 000 Beschäftigten damals zu den wichtigsten Arbeitgebern in Düsseldorf zählte.
    Rudi und Maria Spatfeld kauften sich einen Wagen und machten wie die meisten gut verdienenden Bundesbürger eine Italienreise. Die Banken boten günstige Kreditkonditionen an und halfen Bauwilligen die Wohnungsnot zu überwinden. Auch Rudi und Maria Spatfeld sahen die Gelegenheit gekommen, ihren Traum vom Haus im Grünen zu verwirklichen.
    Nicht weit von der Fabrik entfernt, im dörflichen Itter, gegenüber von den Rheinwiesen, kauften sie ein Grundstück und ließen dort auf der Henkelstraße ihr Traumhaus erbauen.
    Ihr Vorhaben stand unter einem guten Stern, denn auch ihr größter Wunsch ging in Erfüllung. Maria Spatfeld wurde schwanger und gebar Rudi einen Jungen. Sie gaben ihm den Namen des Großvaters, der in Russland gefallen war.
    Maria Spatfeld kündigte ihre Stelle. Sie wollte sich nur noch um ihren kleinen Albert kümmern. Das Baby war gesund, hielt sie aber während seines ersten Lebensjahres tüchtig auf Trab. Es gehörte, wie man sagt, zu den Schreihälsen, die ständig Appetit haben.
    Albert wuchs heran zu einem hübschen Jungen, der seinen Eltern viel Freude bereitete. Er war blond, hatte das breite Gesicht von der Mama. Figürlich glich er mehr dem Vater. Das wurde noch deutlicher, als er zum Kindergarten ging.
    Albert machte keine Schwierigkeiten. Er ordnete sich leicht unter, wenn der Ton stimmte, in dem man mit ihm redete. Er konnte aber auch sehr aufmüpfig sein, wenn über ihn verfügt wurde, ohne ihn zu fragen.
    Eigentlich sollte Albert nicht alleine bleiben. Rudi Spatfeld und seine Frau hatten sich noch weitere Kinder gewünscht. Doch ihre Wünsche wurden nicht erfüllt.
    Albert nahm Leute schnell für sich ein. Selbst im Kindergarten zeigten sich die kleinen Mädchen gerne in seiner Nähe. Er entwickelte sich zu einem echten Jungen, der lieber draußen war als drinnen. Dabei bereitete er seinen Eltern selten Schwierigkeiten in der Schule. Seine Leistungen waren zumindest befriedigend.
    Seine Eltern nahmen ihn mit zum neu erbauten Schwimmbad an der Grünstraße in Düsseldorf. Auch war er nicht abgeneigt, mit ihnen zu langen Wanderungen am Rhein entlang aufzubrechen oder weite Touren in das Bergische Land zu unternehmen. Sein Vater hatte sich trotz der beruflichen Karriere, er war mittlerweile zum Prokuristen aufgestiegen, einen Teil seiner Jugend bewahrt und sah für sein Leben gerne amerikanische Wildwestfilme, zu denen er Albert mitnahm. Dagegen mochte er seine Mutter sonntags nicht

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