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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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gehen wir ins Kino. Ihr könnt mit uns kommen. Ein Western mit Gary Cooper.«
    Carmen trat zu Albert und verließ mit ihm das Esszimmer. Sie stiegen die Treppe nach oben, wo Albert sein Reich hatte.
     
    Die Spatfelds hatten in Itter großzügig gebaut. Das Grundstück umfasste etwas über 1000 Quadratmeter. Das Haus, mehr ein Bungalow, war sehr geräumig. Zur ebenen Erde befanden sich die Küche, das Ess- und Wohnzimmer und ein Arbeitszimmer. Neben Toilette und Bad befanden sich im oberen Geschoss mit den schrägen Wänden das Elternschlafzimmer und das Apartment des Sohnes. Eine Gaube mit einem großen Fenster zum Süden brachte genügend Licht in das kombinierte Wohn- und Arbeitszimmer.
    Albert schlief auf einer vom Schreiner hergestellten Liege aus Fichtenholz mit großen, breiten Schubladen, die prall gefüllt waren mit Kinder- und Jugendbüchern und natürlich seinen Zeichnungen und Bildern, die er in den Jahren angefertigt hatte. Ein eingebauter Schrank bedeckte die eine Wand und enthielt seine Wäsche und Kleidung. Dazu besaß er ein altes Möbelstück von seiner Oma, in dem er Bücher und den übrigen Krimskrams aufbewahrte. Die Wände zierten Kalenderblätter mit schönen Rheinansichten und ein Ölgemälde von Jörg Immendorff, einem anerkannter Maler der DüsseldorferKunstakademie, das er bei der Weihnachtstombola der Zeitung zu Gunsten krebskranker Kinder auf seinem Los gewonnen hatte. In der Ecke standen auf einem kleinen Tisch ein Fernseher und ein Radio.
    Albert betrat mit Carmen Angeniess das Apartment. Nach einem Rundgang zeigte er ihr kurz sein Schlafzimmer und die Toilette und bat sie, neben ihm am Schreibtisch Platz zu nehmen. Durch das Fenster blickten sie in den Park auf das Ufer eines Bachs.
    Albert hatte das Mathebuch mit dem Titel »Analysis« und Übungspapier bereits zurechtgelegt. Ohne besondere Umstände begann er mit seinen Erklärungen. Er schlug das Mathebuch auf, gab zeichnerische Hilfe und entwickelte Teile der Kurvendiskussion.
    Seine Mitschülerin verstand rasch. Sie hatte am Goethe-Gymnasium in Groß-Gerau oft gefehlt, als es der Mutter schlecht ging und dem Tode nahe gewesen war. Nach einer Übungsaufgabe übersetzten sie noch eine Seite der Schrift von Vergil und rangen nach passenden Begriffen.
    Maria Spatfeld erschien ohne Arg im Zimmer und teilte den beiden mit, dass sie nicht mit ihnen ins Kino gehen würden, da Papas Kollege sie zu einem Altbierabend eingeladen hatte. Sie bat, die Türen zu schließen, einen Schlüssel mitzunehmen, wünschte viel Spaß und ging.
    Kurz darauf hörten sie das Auto. Ein nervöses Kribbeln erfasste sie. Ein Kloß steckte ihnen im Hals.
    Albert schob die Bücher beiseite. Er erhob sich, neigte sich zu Carmen, legte ihr die Hände um die Schulter und küsste sie. Sie schloss die Augen und umschlang ihn mit ihren Armen. Albert flüsterte ihr zu, dass er sie über alles liebte, und auch Carmen schwor ihm Treue für alle Zeit.
    Sie hatten sich schon öfter geküsst, draußen im Park, in Himmelgeist am Rhein, doch heute wollten sie sich ganz gehören.
    Albert führte Carmen zur Holzliege, zog sie mit zitternden Händen aus, während sie seine Jeans öffnete und herunterzog. Sie liebten sich, sparten dabei nicht mit hastigen, stockenden Liebesbekundungen, und blieben schließlich schwitzend, schwer atmend, engumschlungen auf der Decke liegen. Sie fühlten keine Reue, als sie sich anzogen, sich an die Hände nahmen und zum Kino gingen.
     
    Jesko Calvis brachte es in der Jadestadt zu einem hohen Ansehen. Gewiss verdankte er seinen Wohlstand zum Teil seinem Vater, der ein tüchtiger Handwerker und vorausschauender Unternehmer war. Darum war es nicht übertrieben zu behaupten, dass er in den wenigen Jahren nach seinem Examen das ererbte Vermögen verdoppelte. Dabei hatte er sich in jeder Weise legaler Mittel bedient und seine Einkommensteuer bezahlt. Sein Ruf war untadelig und sein Sachverstand auch als Vermögensschätzer gefragt. Dabei war sein Weg trotz seines blendenden Aussehens nicht mit Frauengeschichten gepflastert.
    Er musste allerdings auch einige weniger angenehme Ereignisse hinnehmen. Es fing damit an, dass er sich von der bewährten Sekretärin trennen musste, die schon seinem Vater hervorragende Dienste geleistet hatte.
    Sie hatte mitten in einem Telefongespräch, das er mit ihr von seinem Auto aus führte, plötzlich einen unvorstellbaren und unerklärlichen Themenwechsel vollzogen, der ihn bewogen hatte, sie zum

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