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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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beobachten kann.«
    Die Druidin verdrehte die Augen, sagte aber nichts.
    Eine Viertelstunde verstrich, ohne dass der geheimnisvolle Kerl erschien, von dem Mariana so begeistert erzählt hatte. Cagliostro überlegte, ob er nicht ein paar magische Veränderungen an diesem trostlosen, kleinen Lokal vornehmen sollte. Wahrscheinlich würde es gleich viel gemütlicher aussehen, wenn er den Herd in einen offenen Kamin verwandelte. Er versuchte sich vorzustellen, wie die Frau hinter der Glastheke reagieren würde. Alberne Person! Wann immer er in ihre Richtung sah, begann sie prustend zu kichern und drehte sich zu ihren Bratwürstchen um. Sie sollte doch froh sein wenigstens einmal ein anständig angezogenes Mannsbild in ihrem Etablissement zu Gast zu haben. Wenn er sich den Langhaarigen in seinen abgewetzten Klamotten so ansah, konnte der Graf beim besten Willen nicht nachvollziehen, was an einem Gehrock aus feinstem Tuch, einer Brokatweste, Kniebundhosen und einer frisch gepuderten Perücke so komisch sein sollte!
    Es war fast neun, als ein kleiner, schlanker Mann in langem, schwarzem Ledermantel eintrat. Obwohl es dunkel war, trug er eine Sonnenbrille. Er nickte der Rothaarigen hinter dem Tresen zu, die ihn offenbar kannte, und kam dann zum Stehtisch hinüber. Ohne Cagliostro auch nur eines Blickes zu würdigen wandte sich der Fremde an Mariana. »Du hast nach mir fragen lassen.«
    Die Druidin lächelte unsicher. »Eigentlich sollte ich nur vermitteln. Mein Freund hier sucht dich.«
    Der Fremde bedachte Cagliostro mit einem flüchtigen Blick, zündete sich eine Zigarette an und wandte sich wieder an Mariana. »Ist dein Freund ein Schauspieler auf Drehpause oder ein durchgedrehter Junkie?«
    »Der Freund ist der Geldgeber, und wenn Sie für mich arbeiten wollen, sollten Sie wenigstens ein bisschen so tun, als würden Sie sich für mich und unser Unternehmen interessieren.« Cagliostro kannte diese Sorte von arroganten Nichtsnutzen und fragte sich, ob er es wert war, noch weiter Zeit mit ihm zu verschwenden.
    »He, Mann, ich bin so was wie ein Söldner. Leg Geld auf den Tisch, dann hast du meine Aufmerksamkeit. Ansonsten hat deine Süße hier mehr zu bieten.« Er schenkte Mariana ein anzügliches Lächeln.
    Der Graf drehte sich so, dass er mit dem Rücken die Sicht zur Theke versperrte, und legte eine schwere Geldkatze neben die leeren Coladosen. »Das ist ein Kilo Silber in Mariatheresientalern. Wenn Sie damit zu einem Münzhändler gehen, sind Sie ein gemachter Mann.«
    Der Fremde drückte die Zigarette aus, zog die Brille in Richtung Nasenspitze und sah den Grafen über die dunklen Gläser hinweg nun zum ersten Mal richtig an. »Morde begehe ich nicht, damit das klar ist.« Er öffnete den schweren Samtbeutel und nahm einige der großen Silbermünzen heraus. »Sind die echt?«
    »Falls Sie wissen möchten, ob sie von einem Zeitgenossen Maria Theresias gemacht sind, kann ich das nur mit einem entschiedenen Ja beantworten.«
    Der Fremde runzelte die Stirn, ließ dann aber doch den Beutel in seiner Manteltasche verschwinden. »Ich heiße Roger. Roger Jäger. Meine besondere Begabung besteht darin, Dinge verloren gehen zu lassen, die eigentlich als gut verwahrt gelten.« Er grinste. »Sie verstehen, was ich meine.«
    »Ich bin weder Schauspieler noch bin ich blöd. Mariana hat mir von Ihren Fertigkeiten erzählt«, fügte der Graf in versöhnlicherem Ton hinzu. »Ich weiß nicht, was für einen Eindruck Sie von mir haben, aber über eines sollten Sie sich im Klaren sein. Wenn Sie versuchen mich aufs Kreuz zu legen, werden Sie es bereuen.«
    Roger steckte sich eine neue Zigarette an. »Hört sich so an, als hätten Sie große Pläne. Ich hoffe, Sie glauben nicht, dass Sie mit einem Beutel Silber meine Honorarvorstellungen decken.«
    »Nehmen Sie es als Vorschuss. Kommen wir lieber zur Sache! Sie kennen den Dom?«
    »He, Mann, ich bin Kölner. Genauso gut könnten Sie einen Fisch fragen, ob er Wasser kennt.« Roger blies einige unregelmäßige Rauchringe in Richtung Tresen. »Die Schatzkammer gilt als absolut einbruchssicher. 1975 hat da ein Trio aus zwei Jugoslawen und einem Italiener abgeräumt. Seitdem hat man ’ne verdammte Menge für die Sicherheit des Domschatzes investiert. Um da hineinzukommen, müsste man sich in eine Fliege verwandeln!«
    Cagliostro lächelte kühl. »Seien Sie gewiss, dass wir über außergewöhnliche Möglichkeiten verfügen. Ich kenne den Dom und seine Geheimnisse! Ich weiß von der netten

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