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Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
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aufhalten, bis wir für Sie eine neue Identität besorgt haben.« Er nickte mir aufmunternd zu. »Bei Inlandsflügen werden in der Regel keine Papiere kontrolliert. Wenn es trotzdem zu einer Kontrolle kommen sollte, sagen Sie, Ihre Papiere seien Ihnen gestohlen worden, und geben Sie sich als mein Schwager aus. In dem Fall, doch das ist wirklich sehr unwahrscheinlich, nimmt man Sie auf die Polizeiwache mit, aber da hole ich Sie spätestens morgen Mittag mir Ihren neuen Papieren raus.«
    Das klang nicht besonders beruhigend, jedoch erinnerte ich mich an die paar Fotos, die er zu diesem Zweck noch in Danzig in dem Wohnblock von mir gemacht hatte. »Nur für alle Fälle«, hatte er dazu gemeint.
    Die Maschine setzte sanft auf dem Rollfeld auf, rollte zum Terminal und entließ ihre menschliche Fracht durch einen Laufgang, der sich kaum von denen unterschied, die ich von meinen zahlreichen Flügen in die ganze Welt kannte. Heute Vormittag mit Falkenberg, waren wir mit dem Hubschrauber direkt neben der Maschine nach Königsberg gelandet. Der Herr Standartenführer wusste seine Privilegien zu nutzen.
    Da wir beide kein Gepäck hatten, begaben wir uns direkt zum Ausgang, wo zwei Uniformierte die ins Freie strömenden Menschen beobachteten, sich aber nicht für uns interessierten. Ich gab mir alle Mühe, nicht hörbar aufzuatmen. Heinrich gab mir einen verspielten Schubs. »Kopf hoch, Herr Lukas, Sie sehen aus wie das personifizierte schlechte Gewissen.« Er bugsierte mich zu einem Taxi, nannte dem Fahrer eine Adresse und setzte sich neben mich auf die Rückbank. »Dies ist zwar ein Polizeistaat, aber die Behörden interessieren sich hier, sozusagen im Zentrum des Reiches, in erster Linie für Ausländer, genauer gesagt, für Leute, die wie Ausländer aussehen. Das ist zwar nicht sonderlich intelligent, passt aber gut zur Denkweise von Menschen, die sich seit zwei Generationen mit der Diktatur abgefunden haben. Den Deutschen geht es gut, es herrscht praktisch Vollbeschäftigung. Äußere Feinde hat das Reich auch nicht, jedenfalls keine, die ihm militärisch gewachsen wären, wenn man einmal von den Japanern absieht, und die sind hinreichend damit beschäftigt, ihre Herrschaft im Pazifikraum und über die gewaltigen Menschenmassen Chinas zu festigen. Keine schöne Welt, wenn man sie mit der Ihren vergleicht, aber eine recht ruhige.«
    »Ob das Tadeusz auch so sehen würde?«
    Heinrich lächelte. »Nein, wahrscheinlich nicht. Ich habe auch nicht gesagt, dass die Menschen überall zufrieden sind, das gilt nur für die reichsdeutschen Gebiete. In den besetzten Gebieten werden die ›rassisch minderwertigen‹ Menschen wie Sklaven behandelt und man gibt sich auch alle Mühe, sie in diesem Zustand zu halten. Der Schulunterricht beispielsweise reicht nur bis zur vierten Klasse, das genügt, um einigermaßen Lesen und Schreiben zu lernen. Weil die intelligenteren Nicht-Deutschen damit nicht immer zufrieden sind, führt das immer wieder zu Unruhen, die das Reich jeweils mit eiserner Hand niederschlägt. Darum wollte ich auch möglichst schnell mit Ihnen das Grenzgebiet verlassen, weil dort ständig irgendwelche Polizeikontrollen laufen. Wir haben in dieser Hinsicht Glück gehabt. Und sobald bekannt wird, dass Antolax verschwunden ist – wenn er das ist –, werden die Sicherheitsvorkehrungen noch gesteigert werden.«
    Unser Taxi hatte inzwischen den Flughafenbereich verlassen und rollte auf einer sechsspurigen Autobahn in Richtung Süden. › MÜNCHEN 20 km ‹ las ich im Licht der Scheinwerferkegel auf einer Tafel am Straßenrand. Ein Blick auf mein Mobi, das hier freilich nur die Funktion einer Armbanduhr erfüllte, zeigte mir, dass es kurz vor Mitternacht war. »Wo fahren wir denn hin?«, wollte ich von Heinrich wissen. Ich hatte nicht verstanden, welches Ziel er dem Taxifahrer angegeben hatte, vielleicht lag es daran, dass da meine Ohren vom Flug noch nicht ganz offen gewesen waren.
    »Nach Schwabing, ich habe da eine ständige Wohnung in der Ungererstraße«, erklärte er mir. »Dort können Sie sich von diesem anstrengenden Tag erholen. Morgen früh rufe ich dann meinen alten Freund Peter Brückl an und besorge Papiere für Sie – und alles, was man sonst hier braucht, um Mensch zu sein. Dazu müssen wir Ihnen auch ein Bankkonto einrichten und eine Wohnung besorgen. Aber das Ganze wird wohl ein paar Tage dauern.«
    »Und das wollen sie alles für mich tun? Warum eigentlich? Sie sind mir doch in keiner Weise verpflichtet. Und

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